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Nach Äußerung über Down-SyndromAfD-Vize tritt zurück

Erst die Schmähung, dann der Rücktritt: Nach seinen Kommentaren über einen Menschen mit Behinderung zieht Thomas Hartung, AfD-Vize in Sachsen, Konsequenzen.

Lehrt an der TU Dresden: Thomas Hartung. Die Uni distanzierte sich von seinen Äußerungen Screenshot: dr-thomas-hartung.de/

DRESDEN taz/dpa | Nach abwertenden Äußerungen über Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) hat der stellvertretende Landeschef der Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen, Thomas Hartung, alle Ämter niedergelegt.

Hartung verzichte auch auf eine Kandidatur bei der Landtagswahl in Sachsen, teilte die AfD am Mittwoch in Dresden mit. Er hatte Menschen mit Trisomie 21 öffentlich die Fähigkeit abgesprochen, den Beruf eines Lehrers ausüben zu können, und damit Empörung ausgelöst.

„Was sagt uns das“, schrieb Hartung als Reaktion auf einen Medienbericht über einen Menschen mit Down-Syndrom, der Lehrer werden will. „Sei nur blöd genug, (...) die Dummen wenden sich schon ganz allein dir zu. (...) Wo soll das hinführen, wenn es als normal gezeigt wird???“

Hartungs Arbeitgeber, die Technische Universität Dresden, distanzierte sich von den Äußerungen ihres Lehrbeauftragen. „Die TU Dresden distanziert sich in aller Deutlichkeit von Inhalt und Form der Äußerungen seitens Herrn Dr. Thomas Hartung“, heißt es in einer Mitteilung. „Sie stehen in krassem Gegensatz zu den Werten, für die die Universität eintritt und nach denen sie handelt. Herr Dr. Hartung wurde bereits zu einer Stellungnahme aufgefordert, eine Prüfung der Konsequenzen ist eingeleitet.“

Hartung bat um Verzeihung. Am Dienstagabend hatte der sächsische AfD-Vorstand auf einer außerordentlichen Sitzung die Lage besprochen. Hartung war auch Pressesprecher der AfD in Sachsen.

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9 Kommentare

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  • Als "Dozent der angehenden Medienmacher" und selbsternannter "Bildungsbürger kommentiert und rezensiert" Herr Hartung "...außerdem vielerlei kulturelle Phänomene – vom Roman über den Musikergeburtstag bis zum Regisseurstod." Seiner Meinung nach darf "Recherche in gewissem Maße substitutiert werden durch Subjektivität." Das war dann wohl wieder eine medienwirksame Selbstinszenierung eines "Bildungsbürgers" auf dem Weg zum Schafott. (http://www.dr-thomas-hartung.de/?p=1) Ich möchte nicht wissen, welch krude Theorien sonst noch in seinen 'Vorlesungen' zu Tage treten.

  • Na, passt doch. Immer wenn es sich um Anzeichen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, also um Ausgrenzung, Diskriminierung oder dumpfen Hass handelt, können AfD-Politiker oder deren Kommentarspalten-Trolle nicht weit sein.

     

    Wer bei den weiteren Kommentaren zuerst die reflexartig hervorgestammelten folgenden Wörter findet, ruft laut Bingo: "Gutmenschen", "Nazi-keule", "links-grüne Medienmafia"

  • Wahrscheinlich weiss Herr Hartung überhaupt nicht, wie reich eine Gesellschaft wird, die ihre Vielfalt als solche auf- und wahrnimmt und wundert sich wohl nur, wenn er in seinem engen geistigen Kämmerchen des öfteren aneckt. An Trisomie leidet man in der Regel nur dann, wenn man ausgrenzt und eingeengt wird, anstatt als eine Spielvariante der Natur einfach akzeptiert zu werden.

    • @noevil:

      Darum geht es überhaupt nicht- die frage ist, ob ein solcher Mensch als LEHRER arbeiten kann. Und da denke ich, nein.

      • @Tupaq:

        Aha, und mit welcher Begründung kann ein "solcher Mensch" nicht als Lehrer arbeiten, obwohl er ein abgeschlossenes Studium hat? Und dazu eine soziale Intelligenz, die die eines Herrn Hartung weit übersteigt - für mich auf jeden Fall wichtig für einen guten Lehrer. Ein solcher Mensch wie ein Herr Hartung ist damit für mich als Lehrer vollkommen ungeeignet, den möchte ich meinen Kindern wirklich nicht zumuten.