NS-Gedenkstätte macht dicht: Kein Erinnern am Stalag 326
In Gütersloh verhindern CDU, Freie Wähler und AfD die Finanzierung einer NS-Gedenkstätte. Die muss nun schließen.
Das Lager Stalag 326, in dem Schätzungen zufolge 60.000 sowjetische Gefangene wegen katastrophaler Lebensbedingungen starben, sollte mit Bundesmitteln zu einer großen Gedenkstätte ausgebaut werden. Wegen der nun nicht bewilligten Gelder von vor Ort droht das Vorhaben zu scheitern.
Seit 1993 organisiert eine zivilgesellschaftliche Initiative das Gedenken an die Gräuel der Nationalsozialisten in dem Lager nahe dem ostwestfälischen Ort Stukenbrock. Doch statt wie geplant das 30-jährige Jubiläum des eigenen Engagements zu begehen, macht der Verein bis auf Weiteres dicht. „In der jetzigen Situation ist keinem zum Feiern zumute“, heißt es in einer Erklärung des Vorstands. Die Gedenkstätte werde „geschlossen, um in Ruhe die Lage zu sondieren und über die Konsequenzen des Kreistagsbeschlusses nachzudenken und zu prüfen, ob sie überhaupt noch weiter in Betrieb bleiben kann“.
Der Verein zeigte sich „schockiert“ über die Entscheidung der Gütersloher CDU-Fraktion sowie der Freien Wähler und der AfD. 2015 hatte eine Rede des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck den Anstoß für den Ausbau der Gedenkstätte gegeben. Es sei zu befürchten, dass die Bundesförderung in Höhe von 25 Millionen Euro nach dem Kreistagsbeschluss nicht mehr zur Verfügung stehen werde, erklärte der Förderverein. „Damit wäre die Neukonzeption der Gedenkstätte endgültig gescheitert, sollte sich nicht noch kurzfristig eine politische Lösung finden.“
Aus Berlin kam am Sonntag Kritik von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Sie sprach von einem gefährlichen Präzedenzfall, „wenn die Gütersloher CDU mit Unterstützung der AfD die Finanzierung einer wichtigen Gedenkstätte stoppt und damit deren Schließung riskiert“. Sie werde die Verantwortlichen auf der Landesebene und der kommunalen Ebene zu einem klärenden Gespräch bitten, erklärte die Grünen-Politikerin.
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