Mutmaßliche Fälle an Rabbinerkolleg: Gutachten zu Übergriffs-Vorwürfen
Der Zentralrat der Juden lässt Vorwürfe sexueller Belästigung am Abraham-Geiger-Kolleg untersuchen. Das Rabbinerseminar hat eine neue Interims-Direktorin.
Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht ein langjähriger Mitarbeiter der jüdischen Ausbildungsstätte an der Universität Potsdam. Laut Zeitungsberichten handelt es sich um den Ehemann von Rektor und Rabbiner Walter Homolka, der wiederum als Führungsfigur im liberalen Judentum in Deutschland gilt. Homolka lässt aktuell seine Aufgaben ruhen.
Unterdessen setzte das Potsdamer Rabbinerseminar am Donnerstag Gabriele Thöne als Interims-Direktorin ein. Die ehemalige Staatssekretärin übernehme ab sofort die interne Organisation der Geschäfte, teilte das Geiger-Kolleg in Potsdam mit. Der bisherige Geschäftsführende Direktor, Daniel Krochmalnik, war vor wenigen Tagen zurückgetreten.
Zu den Aufgaben der neuen Interims-Direktorin gehört nach Angaben des Geiger-Kollegs, die Aufarbeitung der Vorwürfe gegen die Ausbildungsstätte voranzutreiben sowie deren Neustrukturierung umzusetzen. Das Abraham Geiger Kolleg arbeite unter Hochdruck daran, neue Strukturen zu entwickeln, hieß es.
Ergebnisse gegen Jahresende
Das Rabbinerseminar werde in Zukunft „sicherlich anders aufgestellt sein, gerade im Bereich der Partizipation“, erklärte die Kanzlerin des Kollegs, Anne-Margarete Brenker. Thöne war den Angaben zufolge unter anderem zehn Jahre im Dienst des Landes Brandenburg tätig und von 2002 bis 2006 Staatssekretärin für Finanzen des Landes Berlin.
Die Untersuchung der Kölner Rechtsanwaltskanzlei soll sich laut Zentralrat nicht auf das Abraham-Geiger-Kolleg beschränken. Auch weitere Institutionen werden mit einbezogen, darunter die Leo-Baeck-Stiftung, das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk, das Stipendien für jüdische Studierende vergibt, sowie die Allgemeine Rabbiner Konferenz, die ein Gremium des Zentralrats ist. Die Institutionen hätten der Untersuchung ausdrücklich zugestimmt, hieß es. Der Schutz der Betroffenen werde gewahrt.
„Zugleich wollen wir größtmögliche Transparenz schaffen. Es gilt auch, Schaden von der jüdischen Gemeinschaft abzuwenden“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster.
Mit Ergebnissen der Untersuchung sei zum Ende des Jahres zu rechnen. Die Auswertung solle auch Handlungsempfehlungen enthalten, um festgestellte Defizite zu beseitigen und künftigen Defiziten im Zusammenhang mit sexualisierter Belästigung und Gewalt und sonstigem Machtmissbrauch vorzubeugen, hieß es.
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