Mutmaßlich illegale CDU-Parteispende: Kai Wegner im Spendensumpf
Knüpfte der Immobilien-Investor Gröner Bedingungen an die 820.000 Euro, die er an die CDU Berlin spendete? Berlins Bürgermeister ist in Erklärungsnot.
Transparency International fordert deswegen in einem Schreiben an die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eine „Prüfung potenziell illegaler Parteispenden“, aus dem der Tagesspiegel zitiert: „Eine der von ihm explizit formulierten Bedingungen bezieht sich auf die Ausgestaltung des Berliner Mietendeckels und betrifft damit direkt Herrn Gröners privatwirtschaftliche Tätigkeit als Immobilienunternehmer.“
Gröner hatte das Geld in mehreren Tranchen gespendet und mehrfach geäußert, diese an Bedingungen geknüpft zu haben: In einem Deutschlandfunk-Interview gab er gar „drei Bedingungen“ an, darunter, dass die CDU den Mietendeckel umgestalten solle, falls dieser nicht vom Bundesverfassungsgericht abgeschafft würde. Weitere Bedingungen seien mehr Geld für Kinder mit Behinderungen gewesen, sowie eine Kommunikationsebene mit Bezug zu seinem sozialen Engagement für Kinderheime. In einem Tagesspiegel-Podcast sprach er darauf nur von einer einzigen Forderung, die „sozusagen schriftlich fixiert“ sei.
Mittlerweile distanzierte Gröner sich zwar von den mehrfachen Äußerungen, die nur im „Affekt“ gefallen seien und spricht von konstruierten Zusammenhängen. Auch Wegner behauptet, dass es keine „Nebenabreden“ gegeben habe und behauptete, dass seine politischen Entscheidungen unabhängig seien. Die Spenden seien rechtmäßig und man sei Gröner dankbar.
Linke sieht mögliche Verletzung der Chancengleichheit
Transparency International fordert eine gründliche und transparente Aufklärung durch Wegner und die Union. Auch die Berliner Linke schrieb laut rbb die Bundestagspräsidentin mit der Bitte um Prüfung an. Der Linken-Geschäftsführer Sebastian Koch verweist darauf, dass Summen in dieser Größenordnung durchaus den Wahlkampf beeinflussen könnten.
Die Linke hätte für den Wahlkampf zur Abgeordnetenhauswahl 2021 einen Gesamtetat von 1,4 Millionen Euro gehabt. Wäre die Spende illegal, sei die Großspende eine „erhebliche und nicht hinnehmbare Vereitelung der Chancengleichheit“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl