Muslimische Schüler in Bayern: „Bedarfsgerechter“ Islamunterricht
Bayern beschließt, das Angebot des Islamunterrichts auszubauen. Das Fach soll es zwar nicht flächendeckend, aber „bedarfsgerecht“ geben.
Das Angebot des Islamischen Unterrichts, wie das Fach offiziell heißt, soll schrittweise ausgebaut werden. Am Ende werde es zwar keinen flächendeckenden, aber doch einen „bedarfsgerechten“ Islamunterricht geben. Dazu soll zunächst der im zehnten Jahr laufende Modellversuch um zwei Jahre verlängert werden – als Voraussetzung für ein dauerhaftes Angebot.
Bislang wird das Fach an 349 Schulen, vor allem Grund- und Mittelschulen, unterrichtet. Insgesamt 16.500 Schüler haben es gewählt – etwa jeder siebte muslimische Schüler in Bayern. Den Unterricht halten 97 zum größten Teil angestellte Lehrer. Die Schüler werden in deutscher Sprache unterrichtet – unter staatlicher Aufsicht nach einem vom Kultusministerium vorgegebenen Lehrplan. Dabei gehe es, so heißt es im Bericht der Kabinettssitzung, „nicht um religiöse Einübung“, sondern auch um Informationen zu anderen Religionen – vor allem zum Christentum.
Die Übergangszeit soll nun dafür genutzt werden, ein Rechtsgutachten erstellen zu lassen, das klären soll, wie das Schulgesetz angepasst werden muss, um den Islamunterricht als Wahlpflichtfach anbieten zu können. Umstritten ist, ob der Unterricht als „konfessionell gebundener Religionsunterricht“ nach Artikel 7 des Grundgesetzes etabliert werden kann. Das fordern beispielsweise die Grünen, sie wollen damit auch die Gleichwertigkeit mit katholischem und evangelischem Religionsunterricht unterstreichen.
Regierungspartien wollen nur Wertekundeunterricht
Die Regierungsparteien CSU und Freie Wähler argumentieren, dies sei aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich. Religionsunterricht müsse „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften“ erteilt werden, auf muslimischer Seite gebe es allerdings keine Organisation, die einen allgemeinen Vertretungsanspruch der muslimischen Gemeinschaft hätte. Islamunterricht könne daher nur ein Wertekundeunterricht sein.
Während des Landtagswahlkampfs im vergangenen Jahr hatte sich die CSU, etwa Ministerpräsident Markus Söder und der damalige Kultusminister Bernd Sibler, noch sehr skeptisch zur Zukunft des Islamunterrichts geäußert – wohl getrieben von der AfD, die die Forderung nach „islamfreien Schulen“ plakatiert hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind