München 1972: Neue Details über Olympia-Attentat
Bei der Geiselnahme im Olympischen Dorf quälten die palästinensischen Terroristen ihre israelischen Opfer grausam.
Am 5. September 1972 hatte ein achtköpfiges Kommando des „Schwarzen September“ das Quartier der israelischen Mannschaft gestürmt und elf Sportler als Geiseln genommen. Zwei der Israelis starben noch im Olympischen Dorf, die anderen verloren ihr Leben bei einer dilettantisch geplanten Befreiungsaktion der Polizei auf dem nahen Militärflugplatz Fürstenfeldbruck. Auch ein Polizist und fünf Terroristen wurden dabei getötet. Die drei überlebenden Palästinenser wurden von der Bundesregierung noch im selben Jahr still und leise wieder auf freien Fuß gesetzt – als „Ausgleich“ für das Entgegenkommen eines anderen palästinensischen Kommandos bei einer Lufthansa-Entführung.
In einem Dokumentarfilm, der im Rahmen eines Erinnerungsprojekts im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll, berichten zwei der israelischen Hinterbliebenen nun von den Grausamkeiten, die die Terroristen ihren Opfern in den Stunden zwischen Geiselnahme und misslungener Befreiung angetan hatten. Ankie Spitzer war mit dem getöteten Fechttrainer André Spitzer verheiratet; Ilana Romano ist die Witwe des Gewichthebers Yossef Romano.
Die beiden Frauen schildern, was sie auf bislang unbekannten Aufnahmen aus den Polizeiakten zu sehen bekamen, die ihnen erst zwei Jahrzehnte nach der Geiselnahme von den deutschen Behörden übergeben worden waren. Danach waren einigen der festgehaltenen Sportler die Knochen gebrochen worden.
Am brutalsten gingen die Terroristen mit dem bei der Erstürmung angeschossenen Yossef Romano um: „Sie haben ihm durch die Unterwäsche hindurch die Genitalien abgeschnitten und ihn missbraucht“, berichtet Ilana Romano. Die anderen Geiseln hätten gefesselt zusehen müssen.
Der „Schwarze September“ hatte stets behauptet, es sei einzig um die Freilassung mehrerer hundert palästinensischer „Freiheitskämpfer“, eines Mitglied der japanischen Terrortruppe Nihon Sekigun sowie der Deutschen Andreas Baader und Ulrike Meinhof gegangen. Nur wegen des verpfuschten Polizeieinsatzes seien die Geiseln gestorben. In einer von Meinhof verfassten Erklärung bejubelte die RAF seinerzeit die „Menschlichkeit“ der Aktion, die „gleichzeitig antiimperialistisch, antifaschistisch und internationalistisch“ gewesen sei.
Ankie Spitzer widerspricht energisch. Die palästinensischen Terroristen seien gekommen, „um Menschen zu verletzen“, sagte Spitzer der New York Times. „Sie kamen, um zu töten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!