Mosaik-Comics im Bauhausdenkmal Bernau: Lernen und lesen unter Kiefern

In der ehemaligen Bundesschule, einem Bauhaus-Denkmal in Bernau, ist Aktionstag. Es gibt Workshops und ein eigens erstelltes Mosaik-Heft.

Lichtdurchflutet: Der Speisesaal der ehemaligen Bundesschule in Bernau Foto: dpa

BERNAU taz | Es ist viel los im Besucherzentrum Bernau. Umrahmt von lauter hohen Kiefern, Wiesen mit wilden Blumen und einem kleinen See, wuseln Kinder hin und her. Insgesamt sind es 150 Schü­le­r*in­nen der Klassenstufen vier bis acht. Die Stimmung ist ausgelassen, die Schü­le­r*in­nen wirken motiviert und neugierig auf die Ausstellung zum Bauhaus, auf die Workshops, die heute hier angeboten werden.

Ich befinde mich am Unesco-Welterbe Bauhaus, an der ehemaligen Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), die seit 1977 unter Denkmalschutz steht und 1930 von den Architekten Hannes Meyer und Hans Wittwer eröffnet wurde. Die beiden hatten das Ziel, Menschen aus allen Bevölkerungsschichten Ausbildungen und Kurse zum Bauhaus-Wesen zu ermöglichen. Ganz nach dem Motto: „Volksbedarf statt Luxusbedarf!“ Der Campus, der aus mehreren eckigen Gebäuden mit großen Glasfenstern besteht, hat seit Februar auch ein neues Besucherzentrum.

Es beinhaltet eine Ausstellung, ich schaue sie mir an, die erzählt, wie sich nach Ende des Ersten Weltkriegs für die deutsche Bevölkerung völlig neue Möglichkeiten eröffneten. Es entstand das Verlangen nach Veränderung, und so entwickelte sich auch die Kunstschule Bauhaus, wo gesellschaftliche Aspekte eine große Rolle spielten. Kunst und Handwerk wurden hier verbunden und eine neue Idee der Architektur entwickelt, die vor allem funktional und klar sein sollte.

Ich besuche die Ausstellung am Mittwoch, es ist Internationaler Kindertag, doch nicht nur der muss gefeiert werden in Bernau. Ein neues Mosaik-Comicheft wird vorgestellt: Die legendären Mosaik-Hefte erschienen zum ersten Mal 1955 in Ostberlin, mittlerweile sind sie auch im Westen bekannt.

Neue Formen des Arbeitens und Lebens

Das neue Heft „Bauhaus macht Schule“ erzählt von der Geschichte des Bauhaus-Denkmals in Bernau und möchte so auch jüngere Menschen für das Thema begeistern. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) und der Redaktion des Mosaik-Comics produziert. Mittlerweile wurden schon 140.000 Exemplare verkauft und weitere werden nachgedruckt.

Der Comic erzählt von der Textilarbeiterin Elsa, die im Jahr 1930 zusammen mit Zehntausenden anderen Ar­bei­te­r*in­nen sechs Tage die Woche in einer Textilindustrie in der Lausitz arbeitet. Die große Unzufriedenheit unter den Arbeitenden dieser Zeit wird deutlich – und auch, dass das Bauhaus-Prinzip vielen wie eine Erlösung vorgekommen sein muss. Die Protagonistin Elsa wird für mehrere Wochen an die ADGB Bernau eingeladen und ist begeistert darüber, wie mit dem Bauhaus-Prinzip eine ganz eigene, moderne und menschenfreundliche Art des Arbeitens und Lebens geschaffen wurde.

Fast ein Jahr arbeiteten die DNK und die Mosaik-Comicredaktion an diesem Heft, erzählt am Mittwoch Gunnar Schellenberger vom DNK. Er sei, sagt er, selbst mit Mosaik-Heften groß geworden. Schellenberger erzählt auch, dass die AGDB Bernau mit Absicht in dieser idyllischen Lage gebaut wurde, um eine Verbundenheit von Mensch und Natur zu erreichen. Genau in diesem Moment hoppelt auf der anderen Seite der großen Fenster fröhlich einen brauner Feldhase über die Wiese, als wollte er das Gesagte unterstreichen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.