Möglicher US-Truppenabzug aus der BRD: Zu früh gefreut
Trump will Teile seiner Truppen aus Deutschland abziehen und in Polen stationieren. Das könnte den Ost-West-Konflikt weiter eskalieren lassen.
D ie Stationierung von US-Truppen in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten nicht viel zum Weltfrieden beigetragen. Die US-Armee nutzt ihre hiesigen Stützpunkte als Drehscheibe für desaströse Kriege wie den im Irak und als Funkstation für völkerrechtswidrige Drohnenangriffe auf der halben Welt. Mit Unterstützung von Bundeswehr und Nato bevorratet sie hierzulande zudem Waffen für einen potenziell apokalyptischen Atomkrieg. Die amerikanischen Medienberichte, denen zufolge Präsident Donald Trump Tausende seiner Soldat*innen aus Deutschland abziehen will, sind daher zunächst einmal erfreulich.
Die Ernüchterung folgt allerdings schon auf den zweiten, dritten und vierten Blick. Ob Trump an seinen Plänen, wenn er sie denn wirklich hegt, auch tatsächlich festhalten wird, ist erfahrungsgemäß unsicher. Selbst wenn: Den größeren Teil der US-Truppen will er den Berichten zufolge in Deutschland belassen. Die für die US Army so wichtige Militärinfrastruktur in Deutschland wird er nicht aufgeben.
Vor allem aber will er die Soldat*innen den Berichten zufolge nicht nach Hause zurückholen, sondern zumindest einen Teil von ihnen künftig in Polen stationieren. Näher also an Russland und dessen Ostsee-Enklave Kaliningrad. Die Eskalationsgefahr im Ost-West-Konflikt könnte damit steigen.
Komplett neu wäre diese Entwicklung allerdings nicht. In den letzten zwanzig Jahren hat die Nato zunächst ihr Bündnisgebiet schrittweise nach Osten erweitert und dann auch ihre Truppenpräsenz erhöht. Sollte es für diese Entwicklung keine Haltelinie geben, sollten die USA irgendwann auch Kampftruppen fest in Polen stationieren oder gar ihre Atomwaffen dorthin verlagern, wäre die Chance auf Entspannung dauerhaft verbaut. Für den Truppenabzug aus Deutschland würde das bedeuten: zu früh gefreut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen