Mixed Martial Arts in Berlin: Die NBA der gemischten Kampfkünste

Die Ultimate Fighting Championship kommt zurück nach Deutschland. An zwei Wochenenden wird Berlin zur Hauptstadt der Mixed Martial Arts.

Ist ein Kämpfer in einem Würgegriff, muss der Ringrichter sehen, ob er noch bei Bewusstsein ist, ob er aufgibt, oder ob er weiterkämpfen kann. Bild: USA Today Sports

BERLIN taz | „Noch bin ich ganz ruhig, aber je näher der Tag rückt, desto aufgeregter werde ich wohl werden“, sagt Wolf Menninger, während er in dem von ihm geführten Sportstudio, dem MMA Berlin in der Schöneberger Crellestraße, auf dem Besuchersofa sitzt.

MMA steht für Mixed Martial Arts, gemischte Kampfkünste. Der Tag, auf den Menninger hinfiebert, das ist der kommende Samstagabend in der O2 World, wenn die US-amerikanische Ultimate Fighting Championship (UFC) zum dritten Mal nach 2009 und 2010 in Deutschland einen Kampfabend veranstaltet. Die UFC ist der weltgrößte Promoter von MMA-Kämpfen – die Königsklasse des jungen Sports. Was für Basketballer die NBA, das ist für MMA-Kämpfer die UFC.

Menninger wird dabei sein, mittendrin im Oktagon, dem achteckigen Käfig, in dem die UFC ihre Kämpfe austrägt. Aber er hat keinen Beifall zu erwarten. Wenn das Publikum überhaupt auf das reagiert, was Menninger tut, dann buht es ihn aus. Menninger ist Ringrichter, es ist sein erster Einsatz für die UFC.

Ohne Ringrichter wäre MMA als Sport nicht machbar. Im Kampfgeschehen, bei dem die Kontrahenten Techniken aus dem Boxen, Kickboxen, Muay Thai, Ringen, Judo oder Brazilian Jiu-Jitsu anwenden, kann alles passieren. Wenn ein Kämpfer im Würgegriff des anderen ist, muss Menninger sehen, ob der Kämpfer noch bei Bewusstsein ist. Wenn ein Kämpfer am Boden mit Schlägen eingedeckt wird und sich nicht mehr intelligent verteidigen kann, muss Menninger abbrechen – eine immer wieder umstrittene Situation.

Für die UFC Fight Night in der Berliner O2 World (Samstag, 31. Mai, Einlass 17 Uhr, Beginn 18.30, Tickets ab 52€, ab 18 Jahre) verlost die taz 5 x 2 Freikarten.

Um an der Verlosung teilzunehmen, beantworten Sie bitte folgende Frage bis Donnerstag, 15 Uhr per Mail an ufc-karten@taz.de:

Mit welcher Technik gewann die amtierende UFC-Meisterin im Bantamgewicht der Frauen, Ronda Rousey, acht ihrer bisher neun MMA-Profikämpfe?

Bitte geben Sie Ihren Namen und Wohnort an. Wenn Sie gewonnen haben, werden Sie noch am Donnerstag benachrichtigt. Viel Glück!

Nicht zu spät abbrechen - zu früh aber auch nicht

Selbst Herb Dean, einer der wohl weltbesten MMA-Ringrichter – und derjenige, bei dem Menninger in den USA eine umfangreiche Ausbildung und Prüfung absolviert hat –, macht da mitunter Fehler. Stoppt er zu spät, kann der unterlegene Kämpfer ernsthafte Gesundheitsschäden davontragen. Stoppt er zu früh, wird der Verlierer protestieren, und in den weltweiten MMA-Foren wird sich ein Shitstorm gegen den Ringrichter erheben.

In Amateur- wie in Profikämpfen muss der Ringrichter die Kämpfer schützen – er ist für ihre Sicherheit verantwortlich. Aber was beim Amateurkampf noch zu verschmerzen ist, ist bei der UFC ein Problem: Sieg oder Niederlage entscheiden hier über Kampfgagen, womöglich über die weitere Karriere. Und während sich alle anderen die Situation immer und immer wieder auf Video ansehen können, muss Menninger sofort entscheiden, in Sekunden. „Es geht nicht darum, zu früh oder zu spät abzubrechen“, sagt Menninger. „Es geht darum, genau zum richtigen Moment abzubrechen.“ Als ob das so einfach wäre.

Zehn Kämpfe wird das Publikum in der O2 World zu sehen bekommen. Im Hauptkampf stehen sich der Niederländer Gegard Mousasi und der Philippine Mark Muñoz gegenüber – zwei erfahrene Spitzenkämpfer, die allerdings beide ihren jeweils letzten Kampf verloren haben, noch dazu gegen den gleichen Gegner: den Brasilianer Lyoto Machida, der nun demnächst um den Meistertitel kämpfen wird. Für Moussasi wie Muñoz geht es darum, sich durch einen Sieg wieder auf die oberen Ranglistenplätze zu bringen.

Am Start sind auch zwei deutsche Kämpfer: der Bundespolizist Nick Hein, über den der Kölner Express schrieb, er sei „Kölns härtester Polizist“, und Peter Sobotta, der schon 2009 einen UFC-Vertrag hatte, seine ersten drei Kämpfe jedoch verlor und erst jetzt wieder verpflichtet wurde.

MMA findet allmählich Akzeptanz

Weder Sobotta war damals schon weit genug, um in der UFC bestehen zu können, noch war die deutsche Öffentlichkeit schon mit dem Sport vertraut. MMA wurde als Brutalo-Event bezeichnet, als menschenverachtende Gewaltverherrlichung, die verboten gehöre. Heute hat sich das Bild gewandelt, auch Spiegel und Bild schrieben über Nick Hein. Der Sport findet allmählich Anerkennung.

Dafür gesorgt haben auch Promotions wie die in Berlin ansässige „We Love MMA“ um Veranstalter Markus Wortmeier und Matchmaker Frank Burczynski. Sie haben von Beginn an versucht, ein positives Bild des zu oft als „Blutsport“ verunglimpften MMA zu vermitteln. Das war eigentlich nicht schwer: Man musste nur die Reporter wirklich mit den Kämpfern zusammenbringen, sie zum Training mitnehmen, die Regeln und Techniken erklären. Genau das aber war vorher selten passiert.

Eine Woche nach der UFC, am 7. Juni, steigt der nächste Kampfabend von We Love MMA, zum ersten Mal nicht in der Moabiter Universal Hall, sondern im Tempodrom. Mindestens 12 Kämpfe hat Frank Burczynski angekündigt – wenn alles klappt, werden es 18 Paarungen. Mit dabei unter anderem: der Berliner Lokalmatador Jesse-Björn Buckler, der sympathische Dresdner und Veteran von We Love MMA, Johnny Kruschinske, aber auch eine ganze Reihe Gastkämpfer aus der Schweiz und den Niederlanden. Anders als bei der UFC stehen hier viele im Cage, die zum ersten Mal einen MMA-Kampf bestreiten – weniger spannend ist das jedoch nicht.

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