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Mit Fipronil verseuchtGift-Eier jetzt in elf Bundesländern

Supermärkte sperren Eierlieferungen aus den Niederlanden wegen Pestizid-Verdachts. Mindestens elf Bundesländer sind betroffen.

Giftiges Rührei Foto: dpa

Berlin taz/dpa | Vor mit dem Insektizid Fipronil belasteten Eiern wird inzwischen in mindestens elf Bundesländern gewarnt. Das amtliche Portal www.lebensmittelwarnung.de listete am Donnerstag unter anderem Berlin, Hamburg und Bayern auf. Auf dem Portal können sich Verbraucher auch über Stempelnummern informieren, mit denen die Eier gekennzeichnet sind.

Baden-Württembergs Agrar­minister Peter Hauk (CDU) riet dazu, derzeit auf Eier aus den Niederlanden zu verzichten. Von dort kam die meiste verseuchte Ware. Die Behörden warnen vor einem potenziell akuten Gesundheitsrisiko für Kinder beim Verzehr von mit Fipronil belasteten Eiern.

Bereits am Mittwoch hatten der Lebensmittelhändler Rewe und seine Discounttochter Penny alle Eier aus den Niederlanden vorsorglich aus dem Verkauf gezogen. Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter kritisierte das. „Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil“, sagte der Vorsitzende der Organisation, Eric Hubers, im örtlichen Rundfunk.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert wurden. Auch Eier aus einem Betrieb aus Niedersachsen wurden positiv darauf getestet.

Der Vorstandsvorsitzende der Organisation Deutsches Tierschutzbüro, Jan Pfeifer, sieht einen Zusammenhang zwischen den seiner Meinung nach prekären Zuständen in Legehennen-Betrieben und dem aktuellen Skandal um Fipronil. „Wenn man so viele Tiere so eng hält, ist es kein Wunder, wenn sich Krankheiten und Insektizide sofort verbreiten“, sagte Pfeifer der taz.

Ähnlich sieht es der Grünen-Bundestagsab­ge­ordnete Friedrich Ostendorff: Die Haltung von Tausenden Hühnern unter einem Dach habe mit artgerechter Tierhaltung nichts zu tun. Da komme es „zu Lug und Betrug“, wie im aktuellen Fipronil-Skandal, so Ostendorff. Auch die EU-Vorschriften für Bio-Legehennen-Betriebe seien an dieser Stelle zu vage formuliert – zum Schaden der „echten Biobauern“.

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27 Kommentare

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  • Ein guter Trost:

     

    Wer insektizidverseuchte Eier isst, an den gehen die Mücken nicht so ran...

    • @Hartz:

      Das ist gar nicht hoch genug zu schätzen. Auch am Salat findest du keine Schnecke und im Apfel keinen Wurm.

      Was wollen wir mehr?

      • @lions:

        Ich esse ein Ei, atme langsam aus und die sirrenden Mücken fallen tot zu Boden... Recht so! So gefällt mir der Sommer.

  • "Iiiiih in meinem Döner ist Gammelfleisch!! Dabei habe ich doch 99Cent dafür gezahlt!!"

    Wer - wie der gemeine Deutsche - so wenig Geld wie möglich für Lebens-(!)mittel ausgeben möchte, braucht sich nicht wundern, wenn Produzenten eben dieser Lebensmittel so "billig" wie möglich produzieren!

    Wer nicht auf Eier verzichten mag, dem rate ich, den nächsten (Bio-)Bauer aufzusuchen, oder selber Hühner zu halten. Ich wohne selber in einer Großstadt und verbinde den Eierkauf gerne mit einem größeren Spaziergang auf dem Land...die Eier sind teurer, die Beschaffung umständlicher - aber die Hühner haben ein vergleichsweise angenehmes Leben, können scharren, picken und fressen, was sie möchten - und ihre Eier sind mit Sicherheit gesünder, weil frei von jeglichem Kraftfutter oder ähnlichem Schrott, mit dem heuer unser Essen "gepimpt" wird!

    Ich rate allen, die nach mehr Kontrolle durch den Staat schreien: einfach mal zum nächsten Landwirt gehen, sich mit dem Veräufer auf dem Markt zu unterhalten und eventuell an die eigene Nase fassen! Kontrolle beginnt bei jedem eizelnen...

    • @Markuschi:

      Da die Schere in Deutschland zwischen Arm und Reich stetig auseinander geht, das Einkommen vieler Menschen in der BRD sinkt/stagniert, die Lebenshaltungskosten jedoch steigen, ist es nicht verwunderlich, wenn jene Menschen auch bei Lebensmittelausgaben gesparen.

      Eine vegane Lebensweise sehe ich jedoch als eine nah liegende Methode an, was mensch einfach als einzelne Person umsetzen kann, um neben den hier genannten gesundheitlichen Gefahren auch das Quälen und Töten von Tieren, was mit der Erzeugung tierlicher Produkte einhergeht, sowie die CO2-Emissionen zu vermeiden. Zumal sie nicht teurer ist, als jene mit Tierprodukten.

      • @Uranus:

        @Uranus Ich habe leider keinen Kontakt zu Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, jedoch zu Menschen, die deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt verdienen - und denen eine gesunde und ausgewogene Lebens- und Ernährungsweise wichtig genug ist, dafür etwas tiefer in die Tasche zu greifen - und in dem Zusammenhang dann eben auf einen neuen Fernseher zu verzichten, obwohl der alte zB. ein geteiltes Bild hat...gemeinhin geht aber doch auch der Großverdiener gerne günstig bei Discountern einkaufen und färt dazu mit dem SUV quer durch die Stadt... Das ist glaube ich kein Thema von Armut oder Reichtum, sondern eine Lebenseinstellung der Mehrheit der Deutschen (ohne irgendjemandem zu nahe treten zu wollen).

        Die Südeuropäer haben tendenziell höhere Lebensmittelpreise - bei geringeren Einkommen, als Mitteleuropäer. Mein Eindruck war immer, dass in diesen Kulturen das Essen an sich einen viel höheren Stellenwert hat, als es gemeinhin in Deutschland der Fall ist - und dementsprechend auch mehr Bereitschaft da ist, für Lebensmittel mehr Geld auszugeben. (Keine Ahnung, ob es dafür Belege gibt - ist nur mein persönlicher Eindruck...).

        • @Markuschi:

          Das sagt mensch meist im Vergleich zur Wertschätzung von Lebensmitteln in Deutschland. Das mag so sein.

          Allerdings sei hinzugefügt: Neben den Reichen, die bei Aldi kaufen, kaufen aber auch viele Wohlhabende im Bioladen - und das nicht weil sie Ökos wären, sondern weil sie es für gesünder, für weniger schadstoffbelastet halten. Und das machen sie ebenfalls mit dem Auto.

      • @Uranus:

        "Eine vegane Lebensweise sehe ich jedoch als eine nah liegende Methode..."

         

        Grundsätzlich stimmt das, geht aber eben für viele konventionell erzeugte Pflanzenprodukte nicht ganz auf; Und bei Bio wird´s dann teuer.

        • @lions:

          "viele konventionell erzeugte Pflanzenprodukte"

          Zum Beispiel?

           

          Sicherlich ist Bio teurer. Das ist es aber unabhängig, ob vegan oder unvegan. Wo ist da Ihr Punkt? Wenn ich mich nicht irre, ist Tofu gar günstiger als Bio-Fleisch.

      • @Uranus:

        Das Menschen "auch bei Lebensmittelausgaben" sparen ist vlt. nicht verwunderlich. Aber dass sie vor allem da sparen und nicht etwa einfach die Ausgaben bei völlig unnötigen Konsumgütern einschränken, das ist mehr als verwunderlich. Das neueste Handy muss sien, aber mein Essen darf nix kosten und wo es herkommt ist mir egal. Erst wenn irgendwo wieder ein Skandal bekannt wird, wird mal kurz igitt gerufen und das war es dann auch schon wieder.

    • @Markuschi:

      Auch in der Biohaltung und auch im Hobbybereich müssen Parasiten bekämpft werden. Ihnen gehen sonst die Hühner ein.

    • @Markuschi:

      Auch in manch teuren Lebensmitteln steckte "Gammelei"... Auch in einigen Bio-Produkten.

  • "Eigentlich sollten offizielle Stellen Landwirtschaft und Handel kontrollieren und so die Verbraucher schützen. Sie geben im aktuellen Skandal kein gutes Bild ab. Erst nach Tagen wurde klar, dass die verseuchten Eier nicht nur in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, sondern auch in vielen weiteren Bundesländern verkauft - und wahrscheinlich in großer Zahl auch gegessen - wurden. Das Vertrauen in die Sicherheit der Lebensmittelversorgung ist wieder schwer erschüttert. Bei manchem schleicht sich der Verdacht ein, dass den maßgeblichen Stellen Produzenten- vor Verbraucherschutz geht."

     

    Und warum steht das nicht in der taz sondern im Reutlinger General-Anzeiger ?

     

    Verkaufsverbot, sofort !

    • @jhwh:

      Sie meinen, Verbote, Kontrollen, "hartes Durchgreifen" o.ä. ist etwas, was wir von der Politik erwarten können?

      Ich meine, wir leben im Kapitalismus. Da kommen die Profite an erster Stelle. Das Vorgehen der Autoindustrie bezüglich der hohen Emissionen der Dieselfahrzeuge oder wie hier der Agrarindustrie bezüglich der belasteten Eier ist systembedingt. Sie sind keine Skandale, keine Unfälle oder Ausnahmen sondern gehören zum kapitalistischen Normalbetrieb. Ein Problem ist, dass viele Menschen dies wie so viele andere negative Systemsymptome jedoch noch nicht allzu sehr zu stören scheint, dass sie etwas dagegen tuen würden und sich allenfalls über die "Skandale" aufregen...

      • @Uranus:

        So kann man das natürlich sehen. Aber selbst dann müsste die Herde ruhig gehalten werden.

         

        Einem Minister für Verbraucherschutz z.B., dem nachgesagt wird, er hätte keine Eier, würde es jetzt gut zu Gesicht stehen, wenn er mal ein paar beschlagnahmen würde.

        • @jhwh:

          Zu einem Teil tut sie das ja selbst bzw. wird durch die neoliberale Ideologie an sie herangetragen. Der Fokus rückt auf das eigene ich, das verantwortlich sein soll - Scheinselbstständigkeit, Selbstoptimierung (Gesundheit), Nabelschau in den neuen Medien...

          Naja, und dann gibt es ja noch die modernen Formen von Brot und Spiele ;)

          Tjo, Ihr letzter Satz drückt Machismo aus. Das war gestern vielleicht mal schick, heute jedoch nicht mehr...

  • Fipronil ist auch in Präparaten zur Zeckenbehandlung bei Katzen und Hunden enthalten und wird dadurch massenhaft in die Umwelt getragen. Es ist ein Neonicatoid und mitverantwortlich für das Insektensterben.

    • @Energiefuchs:

      Fipronil ist kein Neonicotinoid, sondern ein Phenylpyrazol und wirkt daher auf einem anderen Teil des Nervensystems von Insekten.

       

      Der Stoff kann auch nicht verantwortlich gemacht werden, sondern die Anwender. Und ob es von den Hunden und Katzen in die Umwelt getragen wird, sei auch dahin gestellt. Immerhin scheint es ihnen zu schaden.

  • Wir haben selbst Hühner. Und geben Eier an unsere Nachbarn ab. Und obwohl unsere ''Kunden'' 25 Cent pro Ei bezahlen, machen wir keinen Gewinn. Das ist gut so, ist ja unser Hobby. Aber ich sehe auch unter welchem Preisdruck Unternehmen stehen, inklusive Bio - Anbieter. Wer für Eier keinen fairen Preis zahlen will, muss sich über solche Ereignisse nicht wundern. Das man keine Eier kaufen ''muss'' ist ja bekannt.

    • @Berrichon:

      Die Desinfektion eines Hühnerstalls ist sowohl im konventionellen als auch Biobetrieben notwendig und gute landwirtschaftliche Praxis.

  • Die Lebensmittelindustrie unterliegt den "ganz normalen" Marktwirtschaftlichen Bedingungen soetwas ist also an der Tagesordnung.

    Das eigentliche schlimme daran ist das es keine echten Konsequenzen hat. Die Firmen haben dann die Chance es morgen nochmal zu versuchen.

    • @FriedrichH:

      Nein, hier hat der Hersteller eine "pflanzlichen" Desinfektionsmittels die Wirksamkeit seines Präparates ein wenig "aufgepäppelt".

    • @FriedrichH:

      Landwirte mischen auch selbst eigene Pestizid- und Medikamentencocktails an für Tierhaltung und Landbau.

      Da haben einige so ihre "Geheimrezepte"

      • @Jandebuur:

        Hier hatten alle Eierproduzenten ein Mittel aus Belgien gekauft.

  • In diesem Zusammenhang:

    Ich warte schon auf den nächsten Gammelfleisch-Skandal.