Missbrauchsvorwürfe in Hollywood: US-Polizei ermittelt gegen Weinstein
Gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein wird nun wegen sexueller Belästigung ermittelt. Eine weitere Schauspielerin hat sich mit Vorwürfen gemeldet.
Laut eines Berichts der Los Angeles Times soll es sich bei der Frau um eine 38 Jahre alte Schauspielerin aus Italien handeln. Weinstein habe sie vergewaltigt, nachdem er sich Zugang zu ihrem Hotelzimmer verschafft habe, erklärte die Frau nach Angaben der Zeitung. Sie werde von Rechtsanwalt David Ring vertreten. „Meine Mandantin ist allen mutigen Frauen dankbar, die bereits einen Schritt unternommen haben, um Weinstein endlich zu entlarven“, erklärte Ring in einer Stellungnahme. „Diese Frauen haben es vielleicht nicht realisiert, aber sie haben meiner Mandantin die Unterstützung und den Zuspruch gegeben, Weinstein für diese schreckliche Handlung zur Verantwortung zu ziehen“, so Ring.
Auch in New York und London ermittelt bereits die Polizei wegen mutmaßlichem sexuellen Missbrauch gegen Weinstein.
Weinstein könne sich zu anonym geäußerten Beschuldigungen nicht äußern, schrieb seine Sprecherin Sallie Hofmeister in einer Stellungnahme. Der 65-Jährige weise die Vorwürfe des nicht einvernehmlichen sexuellen Kontakts aber deutlich zurück. Dutzende Frauen, darunter auch die Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie, werfen Weinstein sexuelle Belästigung oder Missbrauch vor.
Am Donnerstag erhob auch die Oscar-prämierte Schauspielerin Lupita Nyong'o Vorwürfe gegen den Filmproduzenten. Weinstein habe sie zu sich nach Hause eingeladen als sie noch die Schauspielschule besuchte, schrieb Nyong'o in der New York Times. Weinstein habe sie gefragt, ob er sie massieren dürfe, sie habe abgelehnt, aber ihn massiert. Er habe versucht, seine Hose auszuziehen. Nachdem sie mehrfach protestierte, sei sie gegangen. Auch in den Jahren danach habe sie Begegnungen gehabt. Sie habe ein Angebot für einen Film von Weinstein abgelehnt, so die Schauspielerin.
„Er war einer der ersten Menschen, die ich in der Filmindustrie kennenlernte und er sagte: „So läuft das.“ Und wo auch immer ich hinschaute, stellten sich Leute auf ihn ein und gingen mit ihm um, ohne ihn herauszufordern“, schrieb Nyong'o. „Ich wusste nicht, dass sich Dinge ändern können. Ich wusste nicht, dass irgendwer Veränderungen wollte. Mein Plan zum Überleben war daher, Harvey und Männer wie ihn zu meiden, egal was es koste. Ich wusste nicht, dass ich Verbündete hatte.“
Quentin Tarantino distanziert sich
Regisseur und Oscar-Preisträger Quentin Tarantino (54) bedauerte in der New York Times, nicht schon früher auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Harvey Weinstein reagiert zu haben. „Ich wusste, er hat einige dieser Dinge getan“, sagte Tarantino in einem Interview. „Ich wusste genug, um mehr zu tun, als ich getan habe“, sagte er mit Blick auf Schauspielerinnen, die ihm von Belästigungen Weinsteins erzählt hätten. Er hätte viel früher seine Zusammenarbeit mit Weinstein beenden müssen, sagte der Regisseur.
Mehr als 20 Jahren arbeiteten Tarantino und der Hollywood-Mogul eng zusammen an Film-Hits wie „Pulp Fiction“ (1994), „Kill Bill“, „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“. In einem Statement Tarantinos in der vergangenen Woche hieß es, er sei „erstaunt und erschüttert über die Offenbarungen, die über Harvey Weinstein, meinen Freund seit 25 Jahren, ans Licht gekommen sind“. Er bat um einige Tage Zeit, „um meinen Schmerz, meine Emotionen, meine Wut und meine Erinnerungen zu sortieren“, bevor er sich äußern wollte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen