Millionenbuße für Ikea: Teure Bespitzelung
Der schwedische Möbelkonzern spähte in Frankreich hunderte Mitarbeiter aus. Dafür muss Ikea jetzt eine Million Euro Geldbuße zahlen.
VERSAILLES afp | Ikea ist in Frankreich zu einer Geldbuße von einer Million Euro verurteilt worden. Ein Gericht in Versailles sprach den schwedischen Möbelkonzern am Dienstag schuldig, hunderte Mitarbeiter über Jahre ausspioniert zu haben. Der frühere Konzernchef in Frankreich, Jean-Louis Baillot, wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er das Bespitzelungssystem angeordnet hatte. Zudem soll er eine Geldbuße von 50.000 Euro zahlen.
Das Strafgericht in Versailles sprach Ikea wegen des „Sammelns persönlicher Daten mit betrügerischen Mitteln“ schuldig. Die Anklage hatte einen Fall von „Massenüberwachung“ gesehen. Sie forderte deshalb eine Geldbuße von zwei Millionen Euro für Ikea sowie drei Jahre Haft für den früheren Konzernchef, davon zwei auf Bewährung.
Ein Geschädigtenanwalt hatte Ikea sogar regelrechte „Stasi“-Methoden vorgeworfen. Zwischen 2009 und 2012 sammelte Ikea laut den Ermittlern vertrauliche Informationen über fast 400 Mitarbeiter und Bewerber, etwa über mögliche Vorstrafen. Der Konzern beauftragte damit Privatdetektive und sogar Polizisten. Der Skandal kam 2012 durch Medienenthüllungen ans Licht.
Der Gewerkschafter Adel Amara äußerte sich als einer der Zivilkläger in dem Verfahren „zufrieden“ über das Urteil, nannte die Strafe aber „ein wenig milde“. Der frühere Konzernchef Baillot reagierte dagegen „schockiert“, wie sein Anwalt mitteilte. Der Ex-Manager prüft demnach Rechtsmittel gegen das Urteil.
Leser*innenkommentare
insLot
Unfassbar, dass es dafür nur Bewährung gibt.
jox
@insLot Dem schließe ich mich an. Einen wirklichen Datenschutz in Unternehmen wird es erst dann geben, wenn hochrangige Manager damit rechnen müssen, bei Verstößen in den Knast zu wandern.
Auch nicht so verschieden zu Abgasmanipulation in Dieselmotoren - die ja letztlich - wenn auch statistisch verteilt - auch bewusst Personen tötet bzw deren Tod durch illegal verseuchte Luft wissentlich in Kauf nimmt. Also ethisch nicht so ganz weit weg ist vom Begriff der vorsätzlichen Tötung zum Zwecke der Bereicherung. Schwer zu fassen, dass unsere Gesellschaft das hin nimmt, ohne persönliche Rechenschaft zu fordern.