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Meteorologin über Unwetter und Medien„Warnungen richtig interpretieren“

Bei Unwetterlagen muss schnell und breit informiert werden, sagt die Meteorologin Inge Niedek. Besonders auch über die möglichen Folgen.

In Altenahr, Rheinland-Pfalz, am Montag, 19.07.: Zerstörung Foto: Boris Roessler/dpa
Peter Weissenburger
Interview von Peter Weissenburger

taz: Frau Niedek, wenn mir an meinem Wohnort eine Unwetterkatastrophe droht, wie sollte ich idealerweise davon erfahren? Ich bin ja nicht die ganze Zeit am Handy auf der Suche.

Inge Niedek: Das ist in der Tat ein großes Problem. Auf das Mobilfunknetz alleine sollte man sich nicht verlassen. Das kann zusammenbrechen wie alles andere. Vielerorts auf dem Land ist der Empfang ohnehin nicht optimal. Das erste Mittel der Wahl ist da für mich zum Beispiel immer noch das Radio. Es sollte ein Kommunikationsmittel sein, das notfalls auch ohne Strom vom Netz auskommt.

Der Rundfunk, besonders der WDR, stand in der Kritik, weil er am vergangenen Mittwoch, als sich die Lage im Westen zuspitzte, das Programm nicht rechtzeitig unterbrochen hat. Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht als Meteorologin, dass der Rundfunk schnell reagiert?

Äußerst wichtig. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit beim ZDF, ich habe damals auch die Idee aufgebracht, bei Unwetterlagen schneller zu warnen. Damals, in den 90er Jahren, war das dort noch kein großes Thema. Das änderte sich Ende 1999 mit dem Orkantief „Lothar“.

Fehlt es uns hierzulande noch an Bewusstsein dafür, wie verheerend Wetterkatastrophen sein können?

Bild: Deutsche Meteorologische Gesellschaft
Im Interview: Inge Niedek

Jahrgang 1955, war von 1988 bis 2015 Fernsehmeteorologin beim ZDF. Heute ist sie stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und berät den Deutschen Wetterdienst.

Dieses Bewusstsein wächst allmählich. Mit jedem Unwetterereignis steigen die Erkenntnisse. Ein großes Problem ist aber, wie Warnungen in der Bevölkerung aufgenommen werden. Der Deutsche Wetterdienst hat ja die Hoheit, Unwetterwarnungen herauszugeben. Das macht er aus meiner Sicht gut und gewissenhaft. Die Menschen müssen auch lernen, die Unwetterwarnungen richtig zu interpretieren. Das ist ein Lernprozess.

Was ist nach der Katastrophe in Westdeutschland die konkrete Lehre?

Man muss überlegen, wie man die Leute gezielter über mögliche Auswirkungen informiert. Nicht alle können sich unter „Starkregen“ etwas vorstellen. Ich muss also unter Umständen den Hinweis geben: Das kann schwerwiegende Folgen haben! Auch dann, wenn man sich noch nicht sicher ist. Zudem müssen Informationen über Ereignisse, wenn sie denn eintreten, schneller verbreitet werden. Möglichst über mehrere unabhängige Kanäle. Und schließlich müssen wir alle unser Bewusstsein dafür schärfen, wie ernst eine solche Lage sein kann.

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2 Kommentare

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  • 0G
    06254 (Profil gelöscht)

    "Die Menschen müssen auch lernen, die Unwetterwarnungen richtig zu interpretieren"



    Das setzt voraus das die Menschen solche Wetterereignisse auch verstehen, sowie auch lernen müssen, dass solche Ereignisse sehr begrenzt ausfallen können, aber die Auswirkungen noch fernab des Wetterereignisses großen Schaden anrichten können. Leider denken noch zu viele "wieso Unwetterwarnung, hier scheint doch die Sonne" und nehmen die Warnungen daher (aus Unwissenheit) nicht ernst.



    Leider gibt es auch immer noch zu viele Tote von Menschen die versuchen bei steigenden Fluten ihr Hab und Gut aus dem Keller zu retten. Auch hier ist die Unwissenheit noch zu groß, dass die Fluten so schnell ansteigen können, dass der Keller zu tödlichen Falle wird. Selbst wenn das Wasser nur langsam steigt, kann die Gefahr eines Stromschlags bestehen durch Kühltruhen etc. die im Keller stehen.

  • "Die Menschen müssen auch lernen, die Unwetterwarnungen richtig zu interpretieren"

    Vor Starkregen wurde im WDR Radio deutlich vorher gewarnt. Vielleicht hätten Vergleiche es drastischer gemacht.: 20 Kästen Bier pro qm2- oder 320 Kästen pro Zimmer.

    Aber mit Erdrutschen über x hundert Meter, konnte man trotzdem nicht rechnen (da kein Hochgebirge).