Menschenrechtslage der Uiguren in China: Maas hat Fragen für Peking im Gepäck
Heiko Maas reist nach China und will auch die Lage der Uiguren zur Sprache bringen. Deren Menschenrechtslage ist bedenklich.
Peking hat sich jede Einmischung aus dem Ausland verbeten. Kritische Wortmeldungen deutscher Politiker zur Menschenrechtslage in Xinjiang seien „eine eklatante Einmischung in die inneren Angelegenheiten und stellen eine grobe Verletzung der Souveränität Chinas dar“, hieß es in einer scharf formulierten Protestnote der chinesischen Botschaft in Berlin. Sie sei über die jüngste Bundestagsberatung „äußerst unzufrieden“ und drohte mit Konsequenzen bei weiterer Kritik.
Seit Monaten häufen sich Berichte über teils gravierende Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang. Hunderttausende Uiguren werden demnach politisch indoktriniert, kollektiv bestraft und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtet von einer „systematischen Massenkampagne“ gegen die Uiguren. Angeblich haben die Behörden Hunderttausende in Umerziehungslager gesperrt. Auch der UN-Menschenrechtsrat kritisiert China scharf für seinen Umgang mit der muslimischen Volksgruppe.
Auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen hatte sich der Bundestag am vergangenen Donnerstag mit diesem Thema befasst. Die Grünen forderten die Bundesregierung auf, sich in Peking unter anderem für den Zugang unabhängiger Beobachter zur Region Xinjiang einzusetzen.
Maas könnte es ansprechen
Der menschenrechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Michael Brand, wies Chinas Reaktion scharf zurück. „Das deutsche Parlament lässt sich nicht drohen und schon gar nicht vorschreiben, was es zu diskutieren hat oder nicht“, betonte der CDU-Politiker laut Spiegel Online. Auch die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses, Gyde Jensen (FDP), forderte von Maas eine Klarstellung, dass eine derartige Einmischung Pekings in die freie Debatte in Deutschland inakzeptabel sei.
Grünen-Menschenrechtspolitikerin Margarete Bause berichtete von einem Drohanruf der chinesischen Botschaft. „Als frei gewählte Abgeordnete des Deutschen Bundestags verwahre ich mich gegen derlei Einmischungen“, sagte sie.
Maas ist zuzutrauen, dass er das Thema in Peking anspricht. Schon als Justizminister hatte er den chinesischen Umgang mit Menschenrechten angeprangert. Für dementsprechend harte Konsequenzen, wie angedroht, dürfte der chinesischen Führung das Verhältnis zu Deutschland letztlich zu wichtig sein. Mit einer Verbesserung der Lage für die Uiguren ist vorerst aber nicht zu rechnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen