Menopausenstrategie der Union: Frauenleben sind keine halbe Sache
Die Union nimmt die Gesundheit von Frauen in der Menopause in den Blick. An anderer Stelle ist sie hingegen weiterhin blind für Probleme.
E ine „nationale Menopausenstrategie nach internationalem Vorbild“, wie die Unionsfraktion im Bundestag sie will, ist – um das gleich mal vorwegzunehmen – ein überaus sinnvolles Vorhaben. Obwohl momentan neun Millionen Frauen unter teils gravierenden Wechseljahrsymptomen leiden, fehlen, wie so oft in der Frauengesundheit, Allgemeinwissen, Finanzierung von Forschung sowie Behandlungsoptionen. Richtig gut also, dass die Unionsfraktion dafür votiert, diesen Bereich der Gesundheitsversorgung auszubauen.
Leider hat der Antrag, der am Freitag im Bundestag debattiert werden soll, kaum Aussicht auf Erfolg, die anderen Fraktionen, insbesondere SPD und Grüne, werden ihn kaum mittragen. Ausgerechnet die beiden Fraktionen also, deren feministisches Engagement doch üblicherweise das der Union übersteigt.
Der Hintergrund ist vermutlich, dass einige weibliche Abgeordnete von SPD und Grünen gerade viel damit zu tun haben, den Rest des Plenums – darunter den Koalitionspartner FDP, aber auch die Opposition aus BSW, Linken und eben Union – einzeln abzuklappern, um eine parlamentarische Initiative zur Abschaffung des Paragrafen 218 hinzubekommen. Unterstützer:innen der Union sind dabei rar gesät. Die Initiatorin des Menopausenantrags etwa schreibt auf Nachfrage, für eine Abschaffung des 218 stehe sie „nicht zur Verfügung.“
Entsprechend spitz fallen die Reaktionen von SPD und Grünen auf den Unionsantrag zur Menopause aus. Jetzt könnte man sagen, Schwangerschaft und Menopause sind zwei völlig verschiedene Themen – und einen eigentlich sinnvollen Antrag fallen zu lassen, weil anderswo Friktionen bestehen, ist nicht zielführend.
Hier sieht alles ungewohnt aus? Stimmt, seit Dienstag, 15.10.2024, hat die taz im Netz einen rundum erneuerten Auftritt. Damit stärken wir, was die taz seit Jahrzehnten auszeichnet: Themen setzen und laut sein. Alles zum Relaunch von taz.de, der Idee dahinter und der Umsetzung konkret lesen Sie hier.
Das große Ganze zählt
Das Problem ist nur: Wer beim Engagement für Frauengesundheit ernst genommen werden will, kann sich nicht auf einen singulären Bereich konzentrieren – denn es gibt keinen. Reproduktive Rechte umfassen das ganze Leben, angefangen bei Sexualaufklärung, Enttabuisierung von Menstruation, Verhütung, guten Bedingungen für Schwangerschaft und Geburt, Menopause ebenso wie guten Bedingungen für einen Schwangerschaftsabbruch.
Wenn es der Union mit dem Thema ernst ist, muss auch sie irgendwann das große Ganze in den Blick nehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!
Abschiebungen syrischer Geflüchteter
Autokorsos und Abschiebefantasien
NGO über den Machtwechsel in Syrien
„Wir wissen nicht, was nach dem Diktator kommt“
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Sturz des Syrien-Regimes
Dank an Netanjahu?
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen