Memorandum zwischen Italien und Albanien: Migrationsdeal alla Meloni
Italien darf 2024 zwei Aufnahmelager für Asylsuchende in Albanien errichten. Dessen Ministerpräsident spricht von einem „Abkommen der Brüderlichkeit“.
Ein Registrierungszentrum soll in der Hafenstadt Shëngjin im Norden des Landes entstehen. Wenige Kilometer weiter nördlich, in Gjader, soll ein zweites Zentrum für die Abschiebungsvorbereitung entstehen. Rom rechnet offenbar damit, dass die Menschen im Schnitt zwei Monate dort bleiben – so sollen insgesamt 36.000 Menschen im Jahr durch die Lager geschleust werden. In dieser Zeit sollen Anträge auf Asyl in Italien geprüft werden. Wird dieses gewährt, sollen die Menschen nach Italien ausreisen dürfen. Anderenfalls sollen sie direkt aus Albanien abgeschoben werden. Unklar ist, was mit Abgelehnten geschieht, die nicht abgeschoben werden können.
Albanien soll als Gegenleistung nichts bekommen haben
Die Zentren sollen von Italien nach italienischem Recht betrieben werden. Albanien soll lediglich für die „externe Überwachung“ zuständig sein. Gegenüber der italienischen Zeitung Corriere della Sera sagte Albaniens Ministepräsident, Italien trage alle Kosten der Lager, ansonsten erhalte Albanien keine Gegenleistung. Es sei „ein Abkommen der Brüderlichkeit und der Verbundenheit“, so Rama. Auch italienische Unterstützung für einen schnelleren EU-Beitritt Albaniens sei „ganz sicher nicht“ zugesichert worden.
In die Zentren sollen der Darstellung zufolge nur jene Menschen gebracht werden, die von staatlichen italienischen Schiffen gerettet werden – derzeit die große Mehrheit. Von NGOs Gerettete, Menschen, die aus eigener Kraft auf italienischem Hoheitsgebiet ankommen, Minderjährige, schwangere Frauen und „schutzbedürftige“ Personen sollen ausgenommen sein und weiter nach Italien gebracht werden.
Rama schloss aus, mit anderen EU-Staaten eine vergleichbare Vereinbarung zu treffen. Es gebe „einzigartige“ Verbindungen zwischen Albanien und Italien. Meloni sprach von der Vereinbarung als Vorbild. „Tatsächlich glaube ich, dass es zu einem Modell für die Zusammenarbeit zwischen EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern bei der Steuerung der Migrationsströme werden kann. Die illegale Masseneinwanderung kann kein EU-Staat allein bewältigen.“ Albanien steht kurz vor der Erweiterung einer Vereinbarung mit der EU zu Einsätzen der Grenzschutzagentur Frontex.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe