piwik no script img

Mehr Rechte für den BNDDatenfang künftig legal

Der Bundesnachrichtendienst soll im Ausland besser schnüffeln dürfen. Das Kabinett will die Rechtsgrundlage für die Datenüberwachung schaffen.

Ohren auf: Keine Golfbälle sondern die BND-Abhöranlage in Bad Aibling Foto: reuters

Freiburg taz | Die Bundesregierung will dem Bundesnachrichtendienst (BND) Rechtssicherheit geben – ohne ihn einzuengen. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, den das Kabinett am Dienstag beschlossen hat. Europäer sollen vor dem deutschen Auslandsgeheimdienst BND allerdings besser geschützt werden.

In der Folge des NSA-Skandals kam heraus, dass der BND mit der Satellitenstation in Bad Aibling milliardenfach Datenverkehr im Nahen Osten und Nordafrika abfing und an den US-Geheimdienst weiterleitete. Zudem hatte der BND jahrelang im Programm „Eikonal“ den Internet-Knotenpunkt de-zix in Frankfurt angezapft und die Daten ebenfalls der USA geliefert. Rechtswissenschaftler wie Hans-Jürgen Papier, Expräsident des Bundesverfassungsgerichts, erklärten daraufhin, dass der Dienst dafür eine gesetzliche Grundlage benötige.

Die will die Regierung nun durch Ergänzung des BND-Gesetzes schaffen. Der Dienst erhält die Befugnis, den Telefon- und Datenverkehr „von Ausländern im Ausland“ zu überwachen. Voraussetzung ist etwa, dass so die „Handlungsfähigkeit“ Deutschlands gewahrt werden kann. Bisher durfte der BND nur den Datenverkehr zwischen Deutschland und dem Ausland kontrollieren.

Künftig muss das Kanzleramt bestimmen, welche „Telekommunikationsnetze“ überwacht werden dürfen. Es darf auch nicht der gesamte Datenverkehr gespeichert werden, vielmehr ist nur eine Filterung anhand von „Suchbegriffen“ (Selektoren) zulässig, wobei es sich oft um Mobilfunknummern und E-Mail-Adressen handelt. Diese Beschränkungen gelten aber nur, wenn die Überwachung „vom Inland aus“ erfolgt; wird etwa der afghanische Datenverkehr von Afghanistan aus überwacht, muss das Kanzleramt nicht zustimmen.

Beanstandungen und Stichproben

Der Entwurf erlaubt auch den Austausch abgefangener Daten mit anderen Staaten, etwa den USA. Über die Kooperationsvereinbarung muss zwar das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) des Bundestags informiert werden. Seine Zustimmung ist aber nicht erforderlich.

Im Frühjahr 2015 war zunächst bekannt geworden, dass der BND millionenfach NSA-Selektoren eingesetzt und dabei auch EU-Institutionen überwacht hatte. Später wurde öffentlich, dass sogar EU-Partner überwacht worden waren.

Dies sollte eigentlich verboten werden. Doch nun wird die Überwachung von EU-Einrichtungen, EU-Staaten und EU-Bürgern im Ausland möglich bleiben – unter anderem bei Vorgängen von „besonderer Relevanz für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland“.

Für den Schutz der EU-Partner soll in Karlsruhe ein neues Kontrollgremium eingerichtet werden, das aus zwei Bundesrichtern und einem Bundesanwalt besteht. Es kann Maßnahmen nachträglich beanstanden, aber auch Stichproben machen. Das „Unabhängige Gremium“ soll mindestens alle drei Monate tagen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Korrektur:

    Die Operation "Eikonal" bezog sich nicht auf de-cix, sondern auf Kabel der Deutschen Telekom.

    vgl. http://www.golem.de/news/operation-eikonal-bnd-zapft-telekom-in-frankfurt-an-1412-110965.html

  • "…In der Folge des NSA-Skandals kam heraus, dass der BND mit der Satellitenstation in Bad Aibling milliardenfach Datenverkehr im Nahen Osten und Nordafrika abfing und an den US-Geheimdienst weiterleitete. Zudem hatte der BND jahrelang im Programm „Eikonal“ den Internet-Knotenpunkt de-zix in Frankfurt angezapft und die Daten ebenfalls der USA geliefert. Rechtswissenschaftler wie Hans-Jürgen Papier, Expräsident des Bundesverfassungsgerichts, erklärten daraufhin, dass der Dienst dafür eine gesetzliche Grundlage benötige. Die will die Regierung nun durch Ergänzung des BND-Gesetzes schaffen.…"

     

    Na das wird Heiterkeitsstürme bei den Schlappis auslösen - &

    Business as usual!!;()

    Sagte mir doch einer aus dieser Kategorie nach Aufdeckung des

    - öh Schkandals auffe Party !

    "Das ist ja noch viel schlimmer - nich nur allet ohne

    Rechtsgrundlage - die haben auch keinen müden Farsing von einer Idee -

    Von "Tatbestandswirkung" im Strafrecht - also -

    Daß sie mit jeder ihrer Aktionen in Grund&Freiheitsrechte der betroffenen

    Bürger eingreifen!

    "Wieso denn - ich bin doch Staatsbeamter!" -

    Ehrlich so kommen die um die Ecke!"

    "kurz - wat jeht&se können - wird ooch jemacht¿!"

    "Genau so!"

    Noch Fragen?!