Mehr Gäste und Airbnb-Steuerschuldner: Tourismus bringt wieder Geld
Nach zwei Jahren Pandemie steigen die Touristenzahlen wieder deutlich. Berlin treibt nicht gezahlte Steuern von Airbnb-Vermietern ein.
Ebenso zuversichtlich äußerte sich der Hotel- und Gaststättenverband. Neben den Feiertagen zögen auch Veranstaltungen wie der Kultursommer, das DFB-Pokalfinale oder die Special Olympics viele Menschen in die Stadt.
Dabei hat die Branche, wie so viele, eine schwere Rezession hinter sich. Nach dem Rekordjahr 2019 mit über 34 Millionen Übernachtungen folgte der coronabedingte Einbruch mit nur noch 12 und 14 Millionen Übernachtungen in den vergangenen beiden Jahren; auch im ersten Quartal 2022 lagen die Zahlen nur halb so hoch wie 2019.
Etwa zwei Drittel der Gäste, ein deutlich größerer Anteil als zuvor, kamen aus dem Inland. Während ausländische Besucher vor der Pandemie vor allem aus Großbritannien, den USA und aus Asien gekommen seien, habe sich der Schwerpunkt auf Nachbarländer verschoben, aus denen die Anreise ohne Flug zügig möglich sei.
Berlin weiter trendy
Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin, sagt: „Die Marke Berlin hat die Coronapandemie unbeschadet überstanden.“ Wie viele Hotels und Gaststätten wegen der Pandemie schließen mussten, ist aber unklar. Schätzungen gehen von etwa 10.000 Betten aus, die während der Pandemie verlorengegangen sind. Damit hat Berlin noch 704 Beherbergungsstätten mit mindestens zehn Betten – insgesamt rund 138.000 Hotelbetten.
Aufgrund der aufgebrauchten Rücklagen und Kostensteigerungen in verschiedenen Bereichen – von Energie bis Löhne – müssen Gäste mit deutlich höheren Preisen rechnen. In der Branche macht jedoch das Stichwort der „accidental savings“ die Runde – Ersparnisse, die zwei Jahre nicht ausgegeben wurden und die Tourist:innen jetzt zur Verfügung haben.
Betrug mit Airbnb
Von den wieder steigenden Gästezahlen wird auch Berlin finanziell profitieren. Zuletzt war es der Stadt bereits gelungen, hinterzogene Einnahmen von Airbnb-Vermieter:innen erfolgreich zurückzuholen. Die Finanzfahnder konnten 886 Steuerhinterzieher:innen ausfindig machen und 2,2 Millionen Euro nicht gezahlter Steuern nachträglich eintreiben.
Grundlage der Überprüfung war ein 2020 durch die Hamburger Steuerbehörde erstrittener Datensatz, der Airbnb zur Herausgabe von Vermieterdaten aus den Jahren 2012 bis 2014 zwang. Berliner Finanzämter konnten die Daten 1.527 Steuerfällen zuordnen, von denen 1.504 inzwischen ausgewertet wurden. Mehr als die Hälfte der Ferienwohnungsvermieter:innen hat demnach Steuern hinterzogen, durchschnittlich um 2.500 Euro.
Der Linke-Finanzpolitiker Sebastian Schlüsselburg forderte auf Twitter, den Weg frei zu machen, damit die Steuerdaten auch für das Zweckentfremdungsverbot, also das Aufspüren illegaler Ferienwohnungsangebote, genutzt werden können. Dafür müsse die Abgabenordnung geändert werden. Die Hamburger Fahnder streiten derweil mit Airbnb vor Gericht über die Herausgabe der Daten für die Jahre 2017 bis 2019.
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