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Meghan und Harry im Oprah-InterviewHerzogin beklagt Rassismus

Meghan und Harry sprechen mit US-Talkerin Oprah – auch über Spekulationen des Königshauses zur Hautfarbe ihres ersten Babys.

Sieht friedlich aus, aber sie sprechen über Rassismus im Königshaus: Meghan und Harry Foto: dpa

London taz | Die Gattin von Prinz Harry, Meghan, die Duchess of Sussex, wollte während ihrer ersten Schwangerschaft suizidieren. Das sagte sie in einem Interview gemeinsam mit ihrem Ehemann Prinz Harry für den amerikanischen Sender CBS mit Oprah Winfrey am Sonntagabend. Obwohl das Interview auf Grund des Zeitunterschieds in Großbritannien erst am Montagabend ausgestrahlt wird, berichteten dort bereits online sämtliche Medien am Montagmorgen darüber.

Mit dem Interview beabsichtigen die beiden abgesetzten Mitglieder der britischen Königsfamilie über die stürmischen Jahre in Großbritannien vor, während und nach ihrer Heirat einen Schlussstrich zu setzen. Das britische Königshaus hatte versucht, seit der Ankündigung des Interviews dies nicht nur herunterzuspielen, sondern gegenzusteuern, indem der Buckingham-Palast eine Untersuchung über angebliches Mobbing königlicher Angestellter durch Meghan startete. Doch auf den Ernst der Enthüllungen im Interview war niemand gefasst.

Hilfe durch Telefonseelsorge

Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem. Sie können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (08 00/1 11 01 11 oder 08 00/1 11 02 22) oder www.telefonseelsorge.de besuchen. Dort gibt es auch die Möglichkeit, mit Seel­sor­ge­r*in­nen zu chatten.

So sagte Meghan, mit sichtbaren Tränen in ihren Augen, sie hätte einem öffentlichen Auftreten in der Londoner Royal Albert Hall während ihrer späteren Schwangerschaft nur deshalb zugesagt, um nicht mit sich allein und der Gefahr des Suizids ausgesetzt zu sein. „Ich wollte einfach nicht mehr leben. Das war ein klarer, beängstigender und konstanter Gedanke“, erklärte Meghan Moderatorin Winfrey vor dem Hintergrund eines idyllischen Gartens.

Grund solch vernichtender Gedanken war die Art und Weise der „Institution“, wie die beiden die königliche Familie bezeichneten, mit der Meghan seit der Ankündigung ihrer Schwangerschaft von den Royals behandelt wurde. Ein Mitglied der königlichen Familie, sie verrieten nicht wer, hätte offen die Frage gestellt, wie dunkel wohl denn das Baby der beiden sein würde. Den Namen zu nennen, wäre für die Royals äußerst schädlich, sagte Meghan.

Streit mit Kate soll anders verlaufen sein

Des Weiteren erklärte die Herzogin, dass ein Streit über die Brautjungfernkleider ihrer Hochzeit mit Kate, der Duchess of Cambridge und Frau von Kronprinz William, anders verlaufen sei, als in den Medien berichtet wurde. Diese hatten behauptet, Meghan hätte damals Kate aufgrund einer Differenz zum Weinen gebracht. „Es war genau andersrum“, berichtigte Meghan. Kate hätte sich sogar entschuldigt und ihr Blumen gegeben. Monate später erschien die Geschichte jedoch mit ihr, Meghan, als Streitstifterin. „Ich begann zu verstehen, dass ich nicht nur nicht geschützt werden würde, sondern, dass sie bereit waren zu lügen, um andere Familienmitglieder dadurch zu schützen“, reflektierte Meghan.

Als Harry und Meghan sich entschieden hatten, zunächst nach Kanada zu flüchten, wurde ihnen der offizielle königliche Personenschutz gestrichen. Der wäre vor allem wichtig gewesen, um die Medien abzuhalten. Und das, laut Harry, bereits zu Beginn der Pandemie. Harry hatte weiter angegeben, dass sich hier die Geschichte seiner Mutter, Prinz Charles' Ex-Frau Prinzessin Diana, zu wiederholen drohte. Ihm sei klar geworden, dass das verhindert werden müsse. Meghan und Harry seinen von einem Bekannten in den Vereinigten Staaten in dessen Haus aufgenommen worden. Der Bekannte habe zudem seinen eigenen Personenschutz zur Verfügung gestellt.

Mit den Problemen sollten sie in Großbritannien alleine fertig werden, erklärte Meghan: „Mitglieder des Haushaltes gaben mir zu verstehen, dass psychiatrische Behandlung ausgeschlossen sei und dass sie einfach hart werden sollten.“ Harry und Meghan gaben an, dass die Queen bei alledem ihnen am nächsten stehen würde. Doch Prinz Charles hätte Anrufe seines Sohnes Harry nicht beantwortet. „Ich fühle mich in Stich gelassen“, sagte Harry. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Bruder William sei distanziert. Darüber hinaus offenbarten sie, dass die weit ausgestrahlte Hochzeit nur als Show diente. Sie hätten bereits drei Tage zuvor privat und mit sehr wenigen Gästen geheiratet.

All diese Enthüllungen werfen einen unguten und seltenen Schatten auf das Königshaus, das sein Privatleben streng vor der Öffentlichkeit schützt. Mit den Offenbarungen wiederholen Meghan und Harry das, was bereits Prinzessin Di getan hat: Sie dokumentieren in den Medien auf ihre Weise den Umgang der Königsfamilie mit ihnen.

Während Meghans und Harrys Aussagen Queen Elizabeth schützen, werden die Einzelheiten aus dem Interview die Nachfolger der 94-jährigen Königin genauso verfolgen wie damals der tragische Tod von Prinzessin Di. Inwiefern die Königsfamilie auf die Vorwürfe reagieren wird, ist unklar.

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12 Kommentare

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  • Die schönste Nebensächlichkeit der Welt.

  • Daniel Zylbersztajn-Lewandowski , Autor des Artikels, Auslandskorrespondent Großbritannien

    Statement von Buckingham Palace 9 M-rz gegen 17.30 UK Zeit.Schnell für unsere Leser*innen übersetzt.



    "Die ganze Familie ist über die volle Breite, wie herausfordernd die letzen Jahre für Harry und Meghan waren, betrübt."



    "Die Einzelheiten, die aufkamen, insbesondere über (das Thema) Rasse sind beunruhigend. Während die Erinnerungen an das Geschehene variieren können, werden sie sehr ernst genommen und werden von der Familie privat angegangen werden. Harry, Meghan und Archie werden immer geliebte Familienmitglieder sein (bleiben).” Liebe Grüße aus London

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Das wesentliche ist nicht der Buckinhampalace - sondern der Rassismus in der Gesellschaft



    ==



    ""Schlagzeilen aus der ganzen Welt spiegeln wieder, wie UK jetzt gesehen wird. Der Kontrast zum tiefen Schock und Mitgefühl, welches Meghan jenseits Großbritanniens entgegengebracht wird spiegelt sich in der schwelenden Verachtung des giftigen Teils der britischen Boulevardpresse wieder welche den Rassenhass weiter beatmen und verbreiten.

    Was im letzten Sommer - dem Sommer der Black Lives Matter Bewegung und dem Umsturz der Edward Colstons Statue - deutlich wurde, war, dass Millionen von Menschen in Großbritannien Rassismus eher als amerikanisches als ein britisches Problem betrachten.

    Nach dem Tod von George Floyd wiesen Journalisten und Kommentatoren in Zeitungen und im Fernsehen wiederholt jeden Vorschlag zurück, dass die in den USA entstandene Bewegung für die Erfahrungen der Schwarzen auch in UK von Bedeutung sei.

    (…..)

    Während sich die Schlagzeilen auf der ganzen Welt auf die Behauptungen konzentrieren, dass innerhalb der königlichen Familie Fragen zur Hautfarbe eines ungeborenen Kindes gestellt wurden, bleiben Teile der britischen Medien einem anderen Projekt verpflichtet. Die meisten Schwarzen, die in einer der großen Institutionen gearbeitet haben oder in die Öffentlichkeit getreten sind, kennen das Grundgesetz der Rassenphysik, das im modernen Großbritannien gilt. Die Bestimmungen dieses Gesetzes sind einfach und universell:

    Sie besagen, dass eine weiße Person, die des Rassismus beschuldigt wird, weit mehr leidet als eine schwarze Person, die Opfer von Rassismus geworden ist.

    Innerhalb weniger Stunden nach dem Interview beschuldigte Piers Morgan Meghan gelogen zu haben und schlägt vor, dass „jeder in der königlichen Familie ein weißer Supremacist sei“ - eine hässliche Boulevard-Übertreibung, die an den Kulturkampf erinnert der gerade stattfindet.""

    Quelle: David Olusoga, guardian

  • Bei diesem Interview wurden ja nun wirklich alle Knöpfe gedrückt, bei denen woke Amerikaner_innen wohlig aufkreischen: misogyny, mental health und natürlich racism. So haben sich die beiden schön gegen jegliche Kritik gefeit. Wer nun kritisch nachfragt (wieviele Millionen habt ihr eigentlich mit dem Interview verdient? Wenn ihr solch heftigen Rassismus erfahren habt, warum geht ihr dann ausgerechnet in die USA, die ja nun wahrlich kein Hort des Antirassismus sind?) wird ja nun wenigstens wieder Meghans und Harrys "mental health" bedrohen.

  • Bis vor gar nicht langer Zeit war es ein no-go, Generalvorwürfe wie Rassismus gegen eine ganze Gruppe oder Familie zu erheben, ohne wahrhaftig Ross und Reiter zu benennen.



    Wie sich die Zeiten ändern...

  • Perfider geht’s wohl nicht.

    “ …Ein Mitglied der königlichen Familie, sie verrieten nicht wer, hätte offen die Frage gestellt, wie dunkel wohl denn das Baby der beiden sein würde.…“

    unterm——



    Diese faschoAbartswelt geht nämlich so:



    “Das sähe man doch. Das die minderwertig seien. Die verlören doch die Farbe. Die Mischlingsbaby würden heller!“ Zu meinem sprachlosen Entsetzen einst der “Rucksackbauer“ von einem Gut aus Pommern!



    Seine Schwester war noch härter drauf.



    Es sei aber auch daran erinnert - daß Jutta Ditfurt mal knochentrocken erwähnte: “Es ist noch nicht lange her. Daß in meiner Familie Schwarze für dümmer gehalten wurden!“ & Ach was!



    Daß ihr Vater ein gewisser Hoimar von Difurth ist - der bekannt wurde vor allem als Fernsehmoderator und populärwissenschaftlicher Autor.



    Sei zu dieser Sotisse nicht verschwiegen



    de.wikipedia.org/w...oimar_von_Ditfurth



    “ Hoimar von Ditfurth entstammt dem Adelsgeschlecht Ditfurth, einer preußischen Offiziersfamilie.…“



    & Juttchen (H. R.;) hält dagegen:



    Der Baron, die Juden und die Nazis. Reise in eine Familiengeschichte. (2013)



    de.wikipedia.org/wiki/Jutta_Ditfurth

    kurz - Adel - ist und bleibt asi-Gesocks.



    Ausnahmen bestätigen die Regel •

  • Daniel Zylbersztajn-Lewandowski , Autor des Artikels, Auslandskorrespondent Großbritannien

    Update aus dem U.S.A. Frühstücksfernsehen mit Oprah Winfrey. Darauf befragt sagte Winfrey, dass Harry und Meghan wollten, dass sie bei Gelegenheit erwähne, dass es nicht ihre Großmutter oder Großvater waren, welche die Kommentare bezüglich der Frage der Hautfarbe machten.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Daniel Zylbersztajn-Lewandowski:

      Was für eine Schmierentragödie.



      Wie viel Geld da wohl floss.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Als die Boulevardzeitungen begonnen hatten, Megan offen zu ködern und rassistisch zu diffamieren, hatte niemand aus dem königlichen Haushalt einen Finger gerührt, um sie zu verteidigen oder die Entscheidung über Archies Sicherheit zu überdenken, erklärte Megan Markle. Sie sagte, sie habe sich vor dem Ansturm der Boulevardzeitung völlig ungeschützt gefühlt und durch das, was sie als "Firma" bezeichnete - den Apparat um den königlichen Haushalt -, der ihre Hilferufe wiederholt abgelehnt und sie davon abgehalten hatte, das Haus zu verlassen.""

    www.theguardian.co...lour-mental-health

    Es wäre ja nicht das erste Mal das eine rassistische rechtsradikal populistische Presse nebst ihren geistig erheblich eingeschränkten Lesern ein Mitglied der family in den Tod getrieben hätte - übrigens das gleiche Klientel an Subjekten und Presse die sich auch hinsichtlich verlogener Argumente für den Brexit stark gemacht haben.

    Berichterstattung erklärt doch normalerweise einiges über Ursachen & deren Auswirkungen. Wäre doch mal Zeit sich eindeutig gegen eine rechtsradikale Murdoch Presse zu wenden - mit Ihren rassistisch schimmernden Lesern - die eigentliche Ursache des Desasters welches der Buckingham Palace deckt.

    Ansonsten - "let me breath" jetzt auch in England - wobei das schlimmste durch Flucht vermieden werde konnte. Allerdings sind die Ursachen von George Floyds grausamen Tod und die Gründe der Flucht aus Englands goldenem Käfig identisch.

  • 1G
    14390 (Profil gelöscht)

    "Des Weiteren erklärte die Gräfin, dass..."

    Man mag von Meghan, Herzogin von Sussex halten was man möchte, aber aktuell ist sie noch nicht zur Gräfin herabgestuft worden. Diese steht zwei Stufen unter der Herzogin.

    Die protokollarische Rangfolge der peerage lautet in aufsteigender Reihenfolge:



    - baron/baroness (deutscher Titel: Baron/Baronin bzw. Freiherr/Freifrau; der Titel der "baroness" für die Ehefrau eines baron ist nicht zu verwechseln mit dem deutschen Titel "Baroness", der die unverheiratete Tochter eines Barons bezeichnet; unverheiratete Töchter eines Freiherren führen den Titel "Freiin")



    - viscount/viscountess (deutscher Titel: Vizegraf/Vizegräfin)



    - earl/countess (deutscher Titel: Graf/Gräfin; der englische Titel "count" wird nur bei ausländischen Grafentiteln verwendet; der deutsche Titel "Komtess" bezeichnet die unverheiratete Tochter eines Grafen)



    - marquess/marchioness (deutscher Titel: Markgraf/Markgräfin)



    - duke/duchesse (deutscher Titel: Herzog/Herzogin)

    • Daniel Zylbersztajn-Lewandowski , Autor des Artikels, Auslandskorrespondent Großbritannien
      @14390 (Profil gelöscht):

      Many Thanks. Vielen Dank für den Hinweis. Sh*t happens. Insbesondere früh morgens. Wir danken! Daniel

  • Danke. Kompakt auf den Punkt gebracht (mit paar Schreibfehlern. suizidieren heißt auf Deutsch: sich das Leben nehmen). Es klingt alles sehr glaubwürdig. Die Queen sollte es so machen wie Ratzinger. Egal, was nach ihr kommt. Anachronistisch ist alles schon lange. Der Jugend gehört die Zukunft.