Meduza-Auswahl 20. bis 26. April: KI im Kampf gegen Fake News
Ein russisches Start-up geht mit KI gegen Falschmeldungen vor, eine liberale Moskauer Universität wird nun vom Kreml kontrolliert. Texte aus dem Exilmedium.
Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Woche vom 20. bis 26. April 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Künstliche Intelligenz, um Falschmeldungen zu bekämpfen
Künstliche Intelligenz (KI) schafft immer mehr Medieninhalte – nicht nur Gedichte, Fotografien oder Lieder, sondern auch Fake News. Das russische Start-up Optic will dagegen vorgehen, indem es digitale Fälschungen identifiziert.
Meduza spricht mit dem ehemaligen Google-Topmanager und Gründer des Start-ups Andrei Doronitschew (russischer Text) darüber, wie die Aussichten für künstliche Intelligenz und ihre Rolle im laufenden Informationskrieg sind.
„Unsere These ist, dass die Welt die KI braucht, um echte von falschen Informationen zu unterscheiden“, sagt Doronitschew, der auch Mitgründer des Unternehmens Mesto ist. Mit Mesto hat er einen Telegramkanal für Freiwillige eingerichtet, der im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg unterschiedliche Hilfe anbietet. Im Gespräch erzählt Doronitschew auch, wie stark sich sein Leben im Zuge des russischen Angriffskrieges geändert hat: „Ich hatte immer eine neutrale Einstellung zu Russland und Putins Politik. Seit letztem Jahr kann ich nicht mehr neutral bleiben“.
Liberale Universität wird nun vom Kreml kontrolliert
30 Jahre lang galt die High School of Economics (HSE) in Moskau als die liberalste Universität Russlands. Vor allem seit dem 24. Februar 2022 hat sich das Profil des berühmten Forschungsinstituts verändert. Wegen nicht kremlkonformer Äußerungen wurden Mitarbeiter*innen entlassen und unabhängige Studierenden-Medien verboten.
Die Meduza-Sonderkorrespondentin Margarita Ljutowa hat die Hintergründe dieser Entwicklungen recherchiert (englischer Text): Die Nähe des HSE zum Kreml liegt zum Teil an der Rolle des Gründers und ehemaligen Rektors der Hochschule, Jaroslaw Kusminow. Laut einer Meduza-Quelle, die der Präsidialverwaltung nahesteht, soll Kusminow, obwohl er seit 2021 nicht mehr im Amt ist, weiterhin „viele Probleme im Hintergrund lösen“ und dafür sorgen, dass die HSE sich an „die neuen Regeln“ anpasst.
Wer liebt das „Z“ in Russland und warum?
Der Buchstabe „Z“ gilt seit Beginn des Ukrainekriegs als ein Zeichen von Kreml- und Putin-Nähe. Meduza hat recherchiert, wie sich unterschiedliche Politiker*innen und Figuren in Russland seit dem Beginn des Angriffskrieges den Buchstaben angeeignet haben (englischer Text).
Das „Z“ – als Symbol für die Unterstützung der russischen Regierung – ist unmittelbar mit den Erfolgen und Misserfolgen der russischen Armee verbunden. 15 Monate nach Beginn des Angriffs ist die Präsenz des „Z“ in den sozialen Medien niedriger geworden. Meduza erklärt, dass sich zunehmend eine „Z-Subkultur“ bilde.
25 Jahre Haft nach 20 Jahren Widerstand
Der Politiker Wladimir Kara-Mursa wurde Mitte April unter anderem wegen Staatsverrats angeklagt. 25 Jahre Haft lautet nun das Urteil des Moskauer Gerichts. Zu diesem Anlass hat Meduza einen Bericht vom Juli 2022 erneut prominent auf seiner Webseite veröffentlicht (englischer Text), der von Kara-Mursa, einem „Kind der Perestroika“, und seinem 20-jährigen Widerstandskampf erzählt.
Die ersten politischen Erinnerungen des Kreml-Gegners stammen vom August 1991: Panzer in den Straßen, Barrikaden und Graffiti am Lubjanka-Platz in Moskau. Später wurde er stark vom russischen Politiker der liberalen Partei „Union der rechten Kräfte“, Boris Nemzow, beeinflusst. Am 27. Februar 2015 wurde der in Moskau erschossen. „Ich wäre nicht der, der ich bin, und hätte vieles von dem, was ich getan habe, nicht getan, wenn es ihn nicht gegeben hätte“, erklärt Kara-Mursa in dem Artikel.
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