Medizinnobelpreis für drei Virologen: Die Entdeckung von Hepatitis C
Die US-Virologen Harvey Alter und Charles Rice sowie der Brite Michael Houghton erhalten den Medizinnobelpreis. Das Preisgeld liegt bei 950.000 Euro.
Mit ihrer Arbeit hätten die drei Forscher einen „entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die durch Blut übertragene Hepatitis“ geleistet, „ein globales Gesundheitsproblem, das bei Menschen auf der ganzen Welt Leberzirrhose und Leberkrebs verursacht“, erklärte das Komitee.
Dank ihrer Entdeckungen seien nun hochempfindliche Bluttests für das Virus verfügbar. Damit habe „die Hepatitis nach Bluttransfusionen in vielen Teilen der Welt beseitigt“ werden können.
Die Krankheit kann nun geheilt werden
Die Entdeckung ermöglichte zudem die rasche Entwicklung antiviraler Medikamente gegen Hepatitis C, hieß es in der Erklärung weiter. „Zum ersten Mal in der Geschichte kann die Krankheit nun geheilt werden.“ Das wecke auch die Hoffnung auf ein Ausrotten des Virus. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit rund 71 Millionen Menschen und damit etwa ein Prozent der Weltbevölkerung chronisch mit Hepatitis C infiziert. Jedes Jahr sterben daran rund 400.000 Menschen
Alter zeigte sich im schwedischen Rundfunk völlig überrascht über seine Auszeichnung. „Mir war nicht einmal klar, dass die Nobelpreise heute vergeben werden“, sagte der 85-Jährige.
Vor den Entdeckungen von Alter und seinen Kollegen waren bereits die Hepatitis-A- und -B-Viren entdeckt worden. Die Mehrheit der durch Blut übertragenen Hepatitis-Fälle aber blieb ungeklärt. Ende der 70er Jahre stellte der heute 85-jährige US-Virologe und Transfusionsmediziner Alter fest, dass es während Bluttransfusionen zu einer mysteriösen Hepatitis-Kontamination kam, bei der es sich jedoch weder um Hepatitis A noch Hepatitis B handelte.
Nur 12 Frauen erhielten bislang den Medizinnobelpreis
1989 gelang es dann dem britischen Biochemiker und Virologen Houghton gemeinsam mit seinem Team, die Gensequenz des neuen Virus zu isolieren. Der heute 68-jährige US-Virologe Rice vervollständigte das Puzzle später, indem er mit Hilfe der Gentechnik nachwies, dass es allein der neue Stamm – Hepatitis C – war, der die Patienten krank machte. Seine Arbeit führte Anfang 2010 zur Entwicklung von Sofosbuvir, einem revolutionären neuen Wirkstoff gegen chronische Hepatitis-C.
Zum letzten Mal wurde der Medizinnobelpreis im Jahr 2008 für Arbeiten verliehen, die direkt mit einem Virus in Verbindung standen: Das französische Forscherduo Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier wurden für die Entdeckung des Aids-Erregers HIV und der Deutsche Harald zur Hausen für die Entdeckung der krebserregenden humanen Papillomaviren (HPV) ausgezeichnet. Insgesamt wurden seit der Schaffung des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin 222 Forscher ausgezeichnet – darunter nur zwölf Frauen.
Vergangenes Jahr hatten ebenfalls zwei Forscher aus den Vereinigten Staaten und ein Brite den Medizinnobelpreis erhalten: die US-Zellforscher William Kaelin und Gregg Semenza und ihr britischer Kollege Peter Ratcliffe. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre für Krebs-Therapien nützliche Entdeckungen zu der Frage, wie Zellen unterschiedliche Sauerstoffmengen messen und sich daran anpassen können.
Die Auszeichnung für Medizin ist die erste im Nobelpreisreigen. Am Dienstag wird der Preis für Physik vergeben, danach folgen die Kategorien Chemie, Literatur und Frieden. Den Abschluss bildet am Montag der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.
Die größte Aufmerksamkeit gilt normalerweise den Preisen für Frieden und Literatur. Doch die weltweite Coronakrise verschiebt diesmal den Fokus hin zu den Naturwissenschaften.
Auch die Nobelpreisverleihung steht dieses Jahr unter dem Eindruck der Coronapandemie. Die traditionelle Preisverleihung im Dezember in Stockholm wurde vorsichtshalber abgesagt – stattdessen erhalten die Preisträger im Beisein von Fernsehkameras ihre Urkunden und Medaillen in ihren Heimatländern, möglicherweise in der jeweiligen schwedischen Botschaft oder ihren Universitäten. Die Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo soll hingegen wie üblich stattfinden, allerdings in kleinerem Rahmen.
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