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Max Blumenthal und die Klo-Affäre„Ich bin empört“

Max Blumenthal fühlt sich als Antisemit diffamiert. Im Interview erklärt er, warum er Linken-Fraktionschef Gysi auf dem Weg zur Toilette bedrängte.

Blumenthal und Gysi vor dem Bundestagsklo. Tabelle: Youtube/Pac Nam
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax

taz: Herr Blumenthal, in Deutschland kennt man Sie jetzt, weil Sie Gregor Gysi auf dem Weg zur Toilette bedrängt haben und das Video ins Internet landete. Was sollte das?

Max Blumenthal: Ich habe das Video nicht veröffentlicht. Aber ich habe kein Problem damit und kann die Konsequenzen tragen. Mir war klar, dass konservative Medien mir daraus einen Strick drehen würden. Ich wundere mich nur, dass kaum ein Journalist meine Seite der Geschichte hören wollte. Ich habe sogar bei der Bild-Zeitung angerufen, aber der zuständige Redakteur hat es abgelehnt, mit mir zu sprechen.

Verhält man sich so im Bundestag, wie Sie es getan haben?

Wie soll man reagieren, wenn einem Antisemitismus vorgeworfen wird? Ich bin empört. Das erinnert mich an die McCarthy-Ära. Da hieß es auch: du bist Kommunist. Eine Verteidigung wollte man gar nicht hören, das Urteil stand schon vorher fest.

Aber warum sind Sie deshalb auf Gysi losgegangen? Er sagt, er habe Ihnen nie Antisemitismus vorgeworfen. Das war vielmehr das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles.

Gysi hat sich den Vorwurf aber zu eigen gemacht und mit dafür gesorgt, dass wir in Berlin nicht auftreten konnten. Das Simon Wiesenthal Center wird von niemandem in den USA ernst genommen, außer am äußerst rechten Rand der Gesellschaft. Ich staune, dass es in Deutschland linke Politiker gibt, die das ernst nehmen und sich auf solche dubiosen Quellen stützten.

Ich habe in meinem Buch jemanden zitiert, der das Wort „Judeo-Nazis“ benutzt hat – den orthodoxen Philosophen Jeschajahu Leibowitz, einer der berühmtesten Israelis, die je gelebt haben, der zu seinen Lebzeiten in Israel eine ganze Generation von Wehrdienstverweigerern inspiriert hat. Und israelische Politiker sprechen selbst von Lagern, wenn es um die Kasernierung afrikanischer Flüchtlinge in der Wüste geht. Juden sind normale Leute. Sie können auch rassistisch und rechtsextrem sein.

Das ist die Realität. Dieses Land und sein Umgang mit seiner Geschichte aber kommen mir bizarr vor. Ich habe noch nirgendwo ein intellektuell so rückständiges Umfeld erlebt wie hier.

Im Interview: Max Blumenthal

, 36, ist ein US-amerikanischer Journalist und Autor. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum listete Zitate von ihm unter die „zehn schlimmsten antisemitischen Beleidigungen“ 2013.

Sie wollten am 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von 1938, in der Berliner Volksbühne für einen Boykott Israels werben. War das eine gezielte Provokation?

Nein. Ich betrachte aber auch keinen Tag in meinem Kalender als heilig. Und es empört mich, wenn der Holocaust benutzt wird, um Kritik an Israel zu unterbinden – und dass sich die Kinder und Enkelkinder der Täter anmaßen, Juden wie mich oder David Sheen als Antisemiten zu bezeichnen.

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8 Kommentare

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  • Ironisch dass man hier den Zerfall einer Mauer begeistert feiert und zur gleichen Zeit die viel höheren Mauern und das viel grössere Leiden in Palästina, unter anderem, nicht erwähnen darf. Mauern um Gaza, der West Bank und auch um die wachsenden Settler Siedlungen die uneingeschränkt vermehrt werden und die Bewegungsfreiheit der Palästinensern mehr und mehr einengt.

     

    Empörung dass sich die Israelis das riesige Offshore Gasfeld in Milliardenhöhe vor der Küste Gaza aneignen obwohl 135 Nationen Palästina als unabhängigen Staat akzeptierten und das den Palästinensern in Gaza ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen könnte anstatt von internationalen ‘Handouts’ leben zu müssen da die Wirtschaft durch die Blockade zertrümmert ist.

    https://www.youtube.com/watch?v=rWNb5Oho-Wg

     

    Empörung über das tägliche Enteignen von Land, die Demolition Palästinensischer Häuser in der West Bank, Zerstörung der Oliven Bäume, das brutale Vorgehen der Settlers, Verhaftungen auf unbeschrankte Zeit auch von Kindern und Jugendlichen, u.s.w

     

    Also Gründe genug für eine Riesen-Empörung.

     

    Max Blumenthal, Sohn eines Bill Clinton Beraters der von zu Hause aus mit Politik aufwuchs und mit seinem Buch ‘Goliath-Life and Loathing in Greater Israel’ über den heutigen Stand der Israelischen Politik schrieb (ein deutscher Publisher hat sich überraschenderweise noch nicht ergeben) mit seiner Hilfe hätte man dann die ganze Empörung gezielt und produktiv zum Wohle der Palästinenser nützen können.

     

    Doch siehe da - ich liege TOTAL falsch - die grosse Empörung reicht gerade mal um einen etwas unangenehmen Toilettengang von Herrn Gysi bis zum geht-nicht-mehr aufzubauschen. Alle anderen Themen wurden/werden totgeschwiegen.

     

    Nochmals - Well Done! an alle Zionisten hier in D und in deren Hauptsitz in den US!

  • " Ich habe noch nirgendwo ein intellektuell so rückständiges Umfeld erlebt wie hier. " ... lol ... das muss gerade einer schreiben, der auf Blogs wie Electronic Intifada "publiziert". Hamasfreunde sind natürlich Ausbund an intellektueller Progressivkraft. Das autoritäre Gejammer erinnert genau an Blumenthals Kollegin Butler, die gleich mal allen Linken, die nicht gerade Hamasfans waren ihr Linkssein absprechen wollte.

     

    Was Blumenthal für irre und eindeutig antisemitische Verschwörungstheorien rausgehauen hat, kann man sich ebenfalls auf der, wirklich intellektuell rückständigen Intifada Webseite durchlesen.

     

    Wo der Spinner ernsthaft behauptet, die amerikanisch-jüdische Hochfinanz (eine verschworene "Adelson Connection") würde in allen Parteien Deutschlands (bis auf CSU) die Strippen ziehen. Gysi wäre Teil dieser Verschwörung.

     

    Das ist Antisemitismus, das ist Verschwörungsglaube - ein israelischer Hörstel, ein jüdischer Elsässer (und übrigens ein Fan von Ron Paul).

     

    Soetwas gibt es in westlichen ausdifferenzierten Gesellschaften, warum sollte es gerade in Israel anders sein. Auch dort gibt es antisemitische Spinner. Warum immer gerade zielsicher solche Gestalten hier besprochen werden ... naja ... man merkt Bax seine Sympathien hier schon an.

  • "es empört mich, wenn der Holocaust benutzt wird, um Kritik an Israel zu unterbinden"

     

    Sagt jemand, der Israel fortlaufend mit NS-Vergleichen überzieht. Was für ein Heuchler.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Und es empört mich, wenn der Holocaust benutzt wird, um Kritik an Israel zu unterbinden - ..."

     

    Hey Max, IMMER wenn ein Sündenbock als Schuldiger für den Kreislauf des imperialistischen Faschismus im nun "freiheitlichen" Wettbewerb um ... herhalten soll, dann ist das IMMER nur SCHEISSE!

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @688 (Profil gelöscht):

      Der "freiheitliche" Wettbewerb ist "friedlicher" Krieg mit Mitteln der Resourcen die uns allen gehören - Es ist weder Phänomen noch Wunder, wenn daraus tödliche Auseinandersetzungen enstehen, die uns ALLE als KRIEGSVERBRECHER dastehen lassen!?

  • langsam wird's peinlich.

    was für eine veranstaltung das war, hätte man in vorbereitung auf das interview bei http://www.inge-hoeger.de/fileadmin/lcmsingehoeger/Bilder/2014/Brief_unterschriften_blumenthal_sheen_DE.pdf lesen können.

    von wegen werbung für bds....

    noch schlauer hätte man sich unter http://www.inge-hoeger.de/fileadmin/lcmsingehoeger/Bilder/2014/RToP-16-Seiter-1.pdf machen können.

    aber man kann das natürlich auch lassen und weiter die hetze von SWC nachbeten.

    kurzum: enttäuschend.