Mauerfall-Gedenken in Berlin: 6.999 Luftballons …
Mit leuchtenden Ballons und Michail Gorbatschow am Checkpoint Charlie begannen in Berlin die Feiern zum 25. Jahrestag der Maueröffnung. Ihr Höhepunkt ist am Sonntag.
![](https://taz.de/picture/84281/14/lichtgrenze_mauer.jpg)
BERLIN dpa | Berlin erinnert mit einer großen Lichtinstallation an den Fall der Mauer vor 25 Jahren. Am Freitagabend eröffnete der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in der Nähe des Reichstags zusammen mit früheren DDR-Bürgerrechtlern die symbolische Lichtgrenze aus knapp 7.000 leuchtenden Ballonen, die auf 15 Kilometern den Verlauf eines Teils der einstigen innerstädtischen Sperranlagen nachzeichnet. Hunderttausende Gäste werden erwartet.
Die Ballone sollen am Sonntagabend, dem 25. Jahrestag des Mauerfalls, in den Himmel aufsteigen und die symbolische Grenze wieder auflösen. Die Lichtkette reicht von der Bornholmer Straße über das Brandenburger Tor bis zur Oberbaumbrücke an der Spree. Bis Sonntag sind an der Lichtgrenze Gespräche mit Zeitzeugen und Führungen geplant. Die trennende Berliner Mauer war einst mehr als 155 Kilometer lang.
Wowereit erhellte zusammen mit Tom Sello und Frank Ebert von der Robert-Havemann-Gesellschaft per Knopfdruck die letzten 25 Ballone auf der Marschallbrücke in der Nähe des Reichstages. Er betonte die Botschaft an die Jüngeren, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen. Hunderte Menschen waren gekommen.
Der SPD-Politiker betonte die gewandelte Rolle der Stadt. Die Welt schaue nun „im Bewusstsein, dass die Hauptstadt Berlin heute eine offene, tolerante und weltweit angesehene Metropole im Zentrum Europas ist“. Wowereit würdigte den Anteil der DDR-Bürgerrechtler am friedlichen Fall der Mauer am 9. November 1989. Berlin werde auch die Opfer von Mauer und Stacheldraht in den Jahren der Teilung nicht vergessen, sagte Wowereit laut einer Mitteilung.
Auch der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow kam zum Mauerfall-Jubiläum nach Berlin. Am Freitagabend besuchte er am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße eine Senats-Ausstellung zum Kalten Krieg. „Ich bin auch stolz darauf, dass ich ein bisschen etwas beigetragen habe dazu, dass wir heute so leben wie wir leben“, sagte der 83-Jährige.
In einer von Emotionen geprägten Gedenkstunde erinnerte der Bundestag an den Mauerfall. Dabei machte ein ungewöhnlicher, mit viel Beifall bedachter Auftritt des 1976 aus der DDR ausgebürgerten Liedermachers Wolf Biermann deutlich, wie tief der Graben zwischen der Linken und anderen Fraktionen im Bundestag immer noch ist. Der 77-Jährige attackierte in der Sitzung am Freitag die Linksfraktion von Gregor Gysi scharf und bekam viel Applaus. Die Abgeordneten der Linkspartei seien „der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde“, sagte Biermann.
Walesa, Yunus, Barenboim kommen
Höhepunkt der Feierlichkeiten soll am Sonntag ein Bürgerfest am Brandenburger Tor werden. Wowereit wird nach 19.00 Uhr das Zeichen geben, die dann mit Helium gefüllten Ballone aufsteigen zu lassen. Die Aktion wird begleitet von den Klängen der Staatskapelle unter Daniel Barenboim. Zahlreiche Ehrengäste wie Friedensnobelpreisträger Muhammed Yunus und Lech Walesa sowie Nasa-Astronaut Ron Garan werden dabei sein. Auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden erwartet.
Etwas Wirbel gab es am Freitag um die genaue Anzahl der Ballonständer. Die Kulturprojekte Berlin GmbH, die die Aktion im Auftrag des Senats organisiert, hatte bislang von 8.000 Ballonen gesprochen. Nun hieß es, dass knapp 7.000 Stück aufgestellt wurden.
Die Berliner Tourismusagentur Visit Berlin wies auf die rasante Entwicklung der Besucherzahlen seit dem Mauerfall hin. Die Zahl der Übernachtungsgäste in Berlin stieg demnach von 2,4 auf 11,3 Millionen im Jahr. Gab es 1989 noch knapp 400 Hotels und Pensionen, sind es heute mehr als 800. Aus 31.000 Hotelbetten wurden inzwischen 135 000.
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