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Maßnahmen gegen das InsektensterbenAuf allen Ebenen handeln

Was kann man für Schmetterlinge, Wildbienen und Co tun? Eine neue Publikation gibt Tipps – vom eigenen Garten bis hin zur Einmischung in die Politik.

Der Apollofalter (Parnassius apollo) ist nicht nur in Deutschland extrem selten geworden Foto: Lukas Schwab/picture alliance

A ls ich mal eine Insektenausstellung betreute, kamen viele Leute auf mich zu und sagten: „Es gibt heute viel weniger Schmetterlinge als früher!“ Dass es sich nicht um verklärte Kindheitserinnerungen handelt, belegen immer mehr Studien zum sogenannten Insektensterben.

Zum differenzierter werdenden Bild trägt eine kürzlich erschienene Sonderausgabe des Fachjournals PNAS bei. Einer der 11 Beiträge widerspricht einer früheren Studie, die eine bis zu 60-fache Abnahme der Insekten-Biomasse im Regenwald von Puerto Rico attestiert hatte. Weder sei der Rückgang dort so krass noch primär der Klimawandel schuld, wie es 2018 hieß. Dafür legt ein anderer Artikel nahe, dass im nordkalifornischen Hochland nicht Habitatverlust, sondern die Erderhitzung den Tieren zusetzt.

Die Ursachen sind also komplex, lassen sich nicht auf einen einzigen Nenner bringen. Wie bei früheren Arbeiten zeigt sich zudem: Nicht alle Insekten sind überall gleich betroffen, vereinzelt geht es sogar bergauf. Der gefährliche Gesamttrend aber wird immer klarer: Die zu Recht als „systemrelevant“ geltenden Insekten schwinden. Und bei den Schmetterlingen sieht es, nicht zuletzt aufgrund industrieller Landwirtschaft, tatsächlich besonders schlecht aus.

Einige der besorgten Aus­stel­lungs­be­su­che­r:in­nen fragten mich, was man im eigenen Garten tun kann. Ich erklärte, man solle nicht nur an die schönen Falter denken, sondern auch an deren Raupen – die sich oft von anderen Pflanzen ernähren. Eine wilde Ecke, die man selten und nicht komplett mäht, hilft vielen Insekten mehr als nur Sommerflieder in sterilen Beeten.

Acht konkrete Tipps

Inzwischen würde ich auch einen Beitrag der PNAS-Spezialausgabe empfehlen. Akito Kawahara und drei andere Entomologen nennen darin acht Tipps wie das Vermeiden unnötiger Nachtbeleuchtung, chemiearme Autowäschen oder Engagement für eine positive Wahrnehmung von Insekten. Das ist richtig – und schön konkret. Aber ähnlich vielschichtig wie die Ursachen und Auswirkungen des Insektenschwunds muss auch die Antwort darauf sein. Der achte Punkt der Experten lautet entsprechend: Mischen Sie sich in die Politik ein.

Insekten kann man nicht allein im Privaten retten, das muss alle Ebenen umfassen. Heute beschäftigt sich die deutsche Politik immerhin mehr damit. Am Donnerstag sprach Umweltministerin Svenja Schulze bei der Vorstellung eines neuen vom Bund geförderten Insektenprojekts des WWF. Solche Initiativen nehmen zu, es fließen auch mehr Forschungsgelder.

Das von der Bundesregierung versprochene Insektenschutzgesetz jedoch ist weiter hart umkämpft. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner blockiert es; Hauptstreitpunkt sind Pestizide. Vergangene Woche gab es ein Krisengespräch zwischen Schulze, Klöckner und Kanzlerin Merkel. Ob es noch vor den Wahlen durchs Kabinett kommt, ist ungewiss.

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