Maaßen-Freund Max Otte: AfD-Fan wird Chef der Werteunion
Die WerteUnion ist für ihren Drang nach rechts berüchtigt. Jetzt hat sie mit Max Otte einen Chef, der Sympathien für ganz rechts hegt.
Otte, 56, ist Ökonom und Fondsmanager. Von Kritikern wie Marcel Fratzscher, Wirtschaftsprofessor von der Humboldt-Universität, wird er „Crash-Prophet“ genannt. Otte hat in Köln studiert und in Princeton promoviert, er hat lange in den USA gelebt und hat neben dem deutschen auch den US-amerikanischen Pass. Er hat als Unternehmensberater gearbeitet und an verschiedenen Hochschulen gelehrt. Heute wohnt er in der Eifel und postet von dort gerne Landschaftsbilder.
Otte ist seit 1991 Mitglied der CDU, hatte vor der letzten Bundestagswahl aber öffentlich angekündigt, AfD zu wählen. Sein Gewissen ziehe ihn dorthin, so lautete seine Begründung. Und mehr noch: Im Sommer 2018 wurde er Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) und blieb es zweieinhalb Jahre lang. Anfang des vergangenen Jahres sagte er der taz: „Rein persönlich bin ich der Ansicht, dass die CDU die Möglichkeit für bürgerliche Koalitionen mit der AfD auf allen Ebenen ausloten sollte.“
Die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Kurzzeit-Ministerpräsidenten in Thüringen mit den Stimmen der AfD im Februar 2020 nannte Otte eine „Glanzstunde der Demokratie“, auch die Werteunion äußerte sich positiv. Nach scharfer Kritik aus der CDU gab diese eine Erklärung ab, in der sie eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnte. Ihr Gründungsmanifest aber ist in vielen Punkten mit der AfD kompatibel.
Rüffel von Steinbach
Jetzt hat sie einen Mann an ihre Spitze gewählt, der über beste Kontakte in die radikal rechte Partei verfügt – und zwar eher nicht zum intern als gemäßigt geltenden Parteichef Jörg Meuthen. Seine heftige Kritik an diesem brachte Otte sogar einen schriftlichen Rüffel der DES-Vorsitzenden Erika Steinbach ein. In dem Brief heißt es auch: „Was Herrn Höcke betrifft, so pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Sie zu seinen Anhängern zählen.“ Höcke, der Thüringer Landes- und Fraktionschef der AfD, ist laut Verfassungsschutz ein Rechtsextremist.
2018 hatte Otte bereits das „Neue Hambacher Fest“ ausgerichtet, auf dem Thilo Sarrazin und Meuthen als Redner auftraten. Vor der Europawahl verfasste er das Vorwort für ein Büchlein, mit dem Meuthen und andere AfD-KandidatInnen für sich warben. Vor einem Jahr sprach er in Stuttgart auf einer Querdenker-Kundgebung.
Die DES sei Geschichte für ihn, sagte Otte kurz vor seiner Wahl der taz. Als Chef der Werteunion wolle er diese „klarer profilieren“. Inhaltlich gehöre dazu der Themenkomplex Bürger-, Freiheitsrechte und Corona sowie die soziale Frage.
Für viel Kritik sorgte 2019 ein Tweet Ottes im Zusammenhang mit der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke. „Lübcke – endlich hat der Mainstream eine neue NSU-Affäre und kann hetzen“, schrieb Otte. Und weiter: „Es sieht alles so aus, dass der Mörder ein minderbemittelter Einzeltäter war, aber die Medien hetzen schon jetzt gegen die ‚rechte Szene‘, was immer das ist.“ Otte entschuldigte sich später dafür. Die Werteunion aber forderte die CDU dazu auf, Otte aus der Partei auszuschließen. Konsequenzen hatte das nicht. Im Gegenteil. Am Samstag machte die Werteunion Max Otte zu ihrem Chef.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen