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Luftverkehr der ZukunftGrüner, leiser, weniger

Das Umweltbundesamt legte diese Woche ein Konzept für den „Luftverkehr der Zukunft“ vor. Er soll massiv reduziert werden.

Flugzeuge sollen laut Umweltbundesamt zukünftig häufiger am Boden bleiben Foto: Reuters

Berlin taz | Beim aktuellen Streik gegen die Lufthansa fallen am Donnerstag und Freitag etwa 1.300 von 6.000 geplanten Flügen weg. 180.000 Passagiere sind nach Angaben der Airline betroffen, der Ausstand werde 10 bis 20 Millionen Euro kosten, hieß es.

Mit einem nicht so drastischen, aber langfristig angelegten Programm will dagegen das Umweltbundesamt (UBA) den Flugverkehr in Deutschland massiv reduzieren: keine neuen Flughäfen bauen, höhere Preise durchsetzen, Inlandsflüge auf die Schiene verlagern, alternative Treibstoffe fördern, Flugrouten optimieren, Lärm reduzieren und grundsätzlich weniger fliegen.

Ein solches Konzept stellte die Behörde am Mittwoch und Donnerstag bei einer Tagung zum „Luftverkehr der Zukunft“ in Berlin zur Diskussion. Die „Vision eines umweltschonenden Luftverkehrs“ sieht vor, keine neuen Flughäfen zu bauen und bestehende nur zu erweitern, wenn das mit einer Bedarfsplanung und den „umweltpolitischen Zielen“ im Einklang steht. Subventionen für Flughäfen sollten auslaufen.

Ab 2030 soll es innerhalb Deutschlands keine Flüge mehr geben, wenn der Zug ähnlich schnell ist wie der Flieger, wenn An- und Abfahrt und Check-in mitgerechnet werden. Synthetische Treibstoffe aus erneuerbaren Energien sollen massiv gefördert und bis 2030 schon zu 10 Prozent dem Kerosin beigemischt werden; neue Flugzeuge und optimale Flugrouten sollen CO2-Ausstoß und Klimabelastung minimieren.

Geschäftsflüge durch Telefonkonferenzen ersetzen

Bis 2030 soll die Lärmbelästigung in Wohngebieten auf 63 Dezibel im Mittel begrenzt werden, bis 2050 sogar auf 58 Dezibel. Kerosin soll nach Plänen des UBA nicht weiter von der Energiesteuer befreit sein, die Schadstoffe an Flughäfen massiv reduziert werden. Bis 2050 sollen weniger Urlaubsflüge stattfinden, Geschäftsflüge durch Telekonferenzen ersetzt werden.

„Das UBA macht Hoffnungen, die sich nicht erfüllen lassen“, kritisierte allerdings die Umweltgruppe „Am Boden bleiben“. Das Konzept habe zwar richtige Ansätze, aber die Maßnahmen seien zaghaft und widersprüchlich. Inlandsflüge sollten sofort gestoppt werden. Für den 9./10.November ruft „Am Boden bleiben“ dazu auf, einen Berliner Flughafen zu blockieren.

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7 Kommentare

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  • Bin schon auf das Aufheulen der Urlaubsspaßflieger gespannt, die ohne jeglichen Skrupel mehrmals im Jahr irgendwo hinfliegen, inklusive Klimakillen mit mehereren Tonnen CO2 pro Kopf.



    Und natürlich sind alle total für Klimaschutz. Und toll was Greta macht und all die lieben Kinder von FFF mit dem tollen Engagement. Nur wenn`s an den eigenen Konsum geht da hört der Spaß sehr schnell auf. Jetzt will das böse Bundesumweltamt das Fliegen einschränken. Schlimm schlimm. Haben die nicht neulich unverschämterweise schon Tempolimit auf Autobahnen gefordert. Gott sei Dank wurde das abgelehnt.

    • @Traverso:

      Ich muss da eher an die Politiker (m/w/d) selbst denken, die ihre „Dienstflüge“ mitnichten einschränken und gerne noch lieber mit exklusiven Maschinen der BW-Flugbereitschaft fliegen, als Linie mit dem Pöbel. Zur „Kompensation“ darf der Steuerzahler zusätzlich den „CO2 Ausgleich“ dafür zahlen, damit die Politiker (m/w/d) sich nicht einschränken müssen und zumindest auf dem Papier sauber dastehen. Besonders tun sich hier witziger weise Grüne Politiker (m/w/d) hervor, die überdurchschnittlich viel fliegen - wie auch übrigens ihre Wähler. So wird‘s gemacht.



      Analog zum „CO2 Ausgleich“ (mein Vorschlag für das Unwort 2020) gibt es in Foren den „Mallorca-Ausgleich“. Während das Ökospiessertum zuletzt auf gehobene Mobilität und Fernflüge verzichtet, wird zum moralischen Ausgleich der konstruierte stereotypische „Malle Massentourist“ bepöbelt und als einzig Schuldiger des bösen Vielfliegertums identifiziert. wer will sich schon an die eigene Nase fassen, nicht wahr? Schuld sind immer die anderen...

      • @hup:

        Sie haben da was missverstanden.



        Bei mir sind eben nicht nur die anderen dran schuld, sondern auch ICH selber. Also ALLE.



        Meiner Meinung nach sollte deshalb jeder bei sich selber anfangen. Z. B verzichte ich u.a. auf Urlaubsflugreisen, die sind wirklich absolut unnötig.



        Und daß Sie jetzt mit erhobenen Zeigefinger auf Politiker zeigen, die oft fliegen müssen, ist eben genau das Ausweichmanöver, was fast alle machen. Wirtschaft schuld, Politiker schuld, die Superreichen schuld usw. Aber ich selber nicht. Ist auch bequem so.



        So wie Sie reagieren ist typisch: Da will mir einer mein Malleflug vermiesen, dieser Ökospinner.



        Hallooooo ? Haben Sie das mit dem Klimaschutz eigentlich begriffen ?



        Nur wenn ALLE rigoros umdenken, ist das 1,5° Ziel gerade noch machbar.



        Und das heißt nun mal auch auf allen Ebenen persönlicher Verzicht. Auch wenn der Besitzstandswahrer es nicht hören möchte.



        Ansonsten erklären Sie mir mal allen Ernstes wie wir von 10to Gesamtemission CO2 pro Kopf im Jahr auf 2to runterkommen sollen, wenn allein ein Urlaubsspaßflug innereuropäisch bis 2to, Übersee bis 10to C2 in die Luft bläst.



        Bin sehr gespannt.....

        • @Traverso:

          Ganz einfach: Urlaub regionaler gestalten. Ich war das letzte mal vor 20 Jahren auf „Malle“, mein Flugintervall beträgt 6-7 Jahre, innerdeutsch bin nie absichtlich geflogen (ein Flug war ein innerdeutscher Zubringer, den ich nicht beeinflussen konnte). Das qualifiziert mich sicher nicht als „Vielflieger“, meine „CO2-Kompensation“ ist der Bezug von Ökostrom seit vielen Jahren.



          Natürlich müssen alle weniger fliegen, aber gerade die Besserverdiener, die sich echauffieren, sind die die selbst überdurchschnittlich viel und weit fliegen. Die Lösung ist also „an die eigene Nase fassen“ - da bin ich ganz bei ihnen. Nur medial wünscht man sich weniger Hybris.

  • Wie wäre es mit einem Tempolimit für Flugzeuge? 500km/h z.B.

    • @FreilandEi:

      Wirklich Kerosin sparen würde erst Tempo 100 für Jets.

      • @hup:

        Sehr witzig: Weil sie bei Tempo 100 nicht mehr fliegen können.