UFO-Gewerkschaft gegen Lufthansa-Töchter: Der Silvester-Streik kommt
Germanwings will der Gewerkschaft UFO entgegenkommen. Doch die weist das Schlichtungsangebot als „Spielchen“ umgehend zurück.
Germanwings wolle mit „wohlfeilen Formulierungen“ und „Spielchen“ den Eindruck erwecken, das Unternehmen erfülle die Forderungen des Kabinenpersonals, schrieb die Tarifkommission zu dem Schlichtungsangebot. Dies sei aber mitnichten der Fall.
Wer die Germanwings-Mitteilung genau lese, sehe, „dass man uns nicht den von uns verhandelten Tarifvertrag, sondern die Regelungen der Lufthansa aufs Auge drücken will“, hieß es in dem Schreiben an das Kabinenpersonal. Der Mutterkonzern Lufthansa habe aber weniger Teilzeitmöglichkeiten als Germanwings, einige Modelle seien nur befristet, andere ließen sich nicht kombinieren.
Das Angebot einer Schlichtung in allen offenen Tarifthemen wiesen die Gewerkschaftsvertreter als Versuch der Konzernführung zurück, die Arbeitnehmer in die Friedenspflicht zu zwingen. Außerdem versuche Germanwings-Geschäftsführer Francesco Sciortino „mit wirklich unschöner Rhetorik“, das Kabinenpersonal „unter Druck zu setzen“.
„Drei Tage noch lange nicht genug“
Sciortino hatte sein Schlichtungsangebot mit der Frage verknüpft: „Wollen wir wirklich leidenschaftliche Service-Mitarbeiter zwischen Weihnachten und Neujahr mit der Frage belasten, ob sie ihre Fluggäste in einer ganz wichtigen Ferienphase einfach stehen lassen?“ Weite Teile der Belegschaft seien „fassungslos“ über den Streikaufruf.
Die Gewerkschaftsvertreter erklärten, Germanwings sei am Samstag telefonisch noch einmal mitgeteilt worden, „was es braucht, um den Streik noch abzusagen“. UFO habe „klare Forderungen“ aufgestellt und würde darüber „zur Not“ auch noch am Sonntag verhandeln, hob die Gewerkschaft hervor. Auf dieses Angebot habe Germanwings aber nicht reagiert. Angesichts des Vorgehens der Unternehmensführung sei hinsichtlich der Streiks zu befürchten, „dass drei Tage noch lange nicht genug sein werden“.
UFO hatte am Freitag dazu aufgerufen, von Montag 00.00 Uhr bis Mittwoch 24.00 Uhr zu streiken. An den Streiktagen soll ein Sonderflugplan gelten. Zur Zahl der ausfallenden Flüge wollte sich eine Lufthansa-Sprecherin am Samstag nicht äußern. Diese stehe erst nach den Arbeitsniederlegungen endgültig fest, sagte sie.
Die Lufthansa-Tochter Germanwings absolviert ihre Flüge im Auftrag der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Eurowings. Mit 30 von insgesamt 140 Eurowings-Flugzeugen bestreitet Germanwings nach eigenen Angaben gut 20 Prozent des Eurowings-Flugbetriebs.
„Unverhältnismäßiger“ Streik?
Eurowings kritisierte das Nein der Gewerkschaft zu einer Schlichtung. Der Streikaufruf von UFO sei „völlig unverständlich und unverhältnismäßig“, erklärte das Unternehmen in München. Die Gewerkschaft wende sich gegen den Teilzeit-Tarifvertrag bei Germanwings, obwohl das Unternehmen in einer Schlichtung gemeinsam erarbeitete Teilzeitmodelle schon seit einem Jahr anwende. Zu weiteren Tarifthemen stehe Germanwings „im fortlaufenden konstruktiven Austausch“ mit UFO.
Dass die Gewerkschaft „ungeachtet der laufenden Verhandlungen“ erneut zum Streik aufrufe, zeige, „wie rücksichtslos sie ihre Machtpolitik auf dem Rücken von Kunden und Mitarbeitern austrägt“, kritisierte Eurowings. „Ein Streik zum jetzigen Zeitpunkt ist unangebracht und fußt lediglich auf vorgeschobenen Streikbegründungen“.
Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt pflichtete der Unternehmensführung bei. „Der UFO-Streik ist in der gegenwärtigen Situation mitten im Schlichtungsverfahren überhaupt nicht nachzuvollziehen“, sagte er der Rheinischen Post.
Hinter dem Arbeitskampf von UFO steht ein erbitterter Streit zwischen der Flugbegleitergewerkschaft und der Lufthansa: Der Konzern zweifelt die Vertretungsbefugnis von UFO für das Kabinenpersonal an und sieht die „Gewerkschaftseigenschaft“ ungeklärt. Die Streiks hält er daher für rechtswidrig. Nach Angaben von UFO geht es um Gehaltserhöhungen, betriebliche Altersvorsorge und Teilzeitregelungen bei den Lufthansa-Töchtern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
Streitgespräch über den Osten
Was war die DDR?
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
SPD nach Ampel-Aus
Alles auf Olaf
Ausschreitungen in Amsterdam
Ein hitziges Nachspiel