Luftangriffe auf Aleppo: Nur eine kurze Feuerpause
Nach nur wenigen Stunden Ruhe ist die syrische Stadt Aleppo wieder eine Kampfzone. Die Vereinten Nationen warnen vor einem erneuten Anstieg der Gewalt.
Aus Furcht vor Angriffen durch russische und syrische Flugzeuge hatten religiöse Führer in den Rebellen-Gebieten ihre Freitagsgebete in den Moscheen ausgesetzt, wie es hieß. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, in den Rebellen-Vierteln seien in der vergangenen Woche bei Luftangriffen 123 Menschen ums Leben gekommen, 71 in den von der Regierung gehaltenen Bezirken. Unter den Opfern seien 31 Kinder.
In Aleppo waren die Kämpfe in der vergangenen Woche wieder aufgeflammt. Am Mittwoch wurde in einem von Rebellen gehaltenen Viertel ein Krankenhaus angegriffen. Dabei starben Aktivisten zufolge 27 Menschen.
UN-Nothilfekoordinator: „Die Welt sollte sich schämen“
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen monierte in Genf, die jüngsten Zahlen über zivile Opfer offenbarten, dass alle Parteien in dem Konflikt zivile Leben auf „monströse“ Weise gering schätzten. Alle Seiten sollten eine Rückkehr zu einem umfassenden Krieg verhindern. Die Gewalt schnelle wieder zurück auf ein Level wie vor dem Waffenstillstand Ende Februar.
UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien forderte ungehinderte Hilfslieferungen für die Menschen in Syrien. Wegen des eingeschränkten Zugangs verhungerten weiter Zivilisten und erhielten keine medizinische Versorgung, sagte er vor dem Weltsicherheitsrat in New York. Er prangerte an, dass die syrische Regierung medizinische Lieferungen aus Hilfskonvois entnehme. Dies sei unmenschlich. Wenn die Kämpfe eines Tages stoppten, würden die Verantwortlichen für unnötiges Leid zur Rechenschaft gezogen, sagte er.
Die Welt solle sich schämen angesichts der katastrophalen Opferzahl des „sinnlosen Kampfes“, sagte O'Brien. Es gebe entsetzliche Verwüstung, Hunger und Verhungern. Die Chance auf Frieden durch Verhandlungen in Genf dürfe nicht vergeben werden.
Offiziell gilt in Syrien seit Ende Februar eine Feuerpause, die allerdings immer wieder gebrochen wird. Die Terrormiliz Islamischer Staat und die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Nusra-Front sind von der Waffenruhe ohnehin ausgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen