Liste mit Glyphosat-Gegnern: Franzosen halten Bayer für schuldig
Der Konzern meint, seine Listen mit Freunden und Feinden von Glyphosat seien rechtmäßig. Daran zweifeln Journalisten und Politiker in Frankreich.
![Demonstranten gegen Bayer bei der Hauptversammlung in Bonn Demonstranten gegen Bayer bei der Hauptversammlung in Bonn](https://taz.de/picture/3658260/14/23683386.jpeg)
„Wir haben keinen Nachweis für die Vorwürfe gefunden, dass auf den Stakeholderlisten Hobbys, Freizeitaktivitäten oder andere persönliche Interessen dokumentiert wurden“, schreibt Bayer. Die Listen seien auch nicht durch illegale Überwachung, sondern nur durch die Auswertung öffentlich zugänglicher Informationen in Presseartikeln oder sozialen Netzwerken zustande gekommen.
Bayer dementiert in der Mitteilung nicht, dass mindestens 1.450 Personen in Frankreich, Deutschland (202), Polen oder Spanien bezüglich ihrer Haltung zu Monsanto erfasst wurden. Die Erfassungen seien „detailliert, methodisch und darauf ausgerichtet gewesen, Monsantos Positionen gegenüber Interessengruppen und der Öffentlichkeit deutlich zu vertreten.“
Allerdings: In Frankreich ist das Erstellen von Personendateien nach religiöser, weltanschaulicher oder politischer Einstellung explizit verboten. Betroffene grüne EU-Abgeordnete wie beispielsweise Michèle Rivasi oder José Bové wollen deswegen klagen.
Konzern erwähnt nicht weitere Informationen
Bayer betont zwar in der Mitteilung zu von Sidley Austin geprüften Listen, nichts sei in ungesetzlicher Art und Weise erfolgt. Allerdings erwähnt der Konzern nicht weitere Informationen, die im Auftrag der Agenturen FleishmanHillard oder Publicis für Monsanto gesammelt und dokumentiert wurden.
Die Zeitung Le Monde hält denn auch als Antwort auf das Bayer-Communiqué ausdrücklich an ihren Recherchen fest. Darin ist von Dokumenten mit persönlichen Interessen und Neigungen die Rede, die weit über den Inhalt der fraglichen Listen hinausgehen. Französische Journalisten haben mit Hilfe der Datenschutzgesetze des Landes bei FleishmanHillard direkt Auskunft über die unter ihrem Namen angelegten Dateien verlangt.
In Folge erhielten sie eine fast achtzig Seiten lange Dokumentation. Auch der frühere EU-Abgeordnete José Bové hatte erklärt, er wäre nicht erstaunt zu erfahren, dass noch weitere Listen existieren. Die Kanzlei Sidley Austin äußert sich eben nur zu dem Material, das ihr zur Prüfung vorgelegt wurde. Nur wer am richtigen Ort sucht, kann etwas finden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen