Linke-Politikerin über Neonazi-Konzert: „Hier findet die Vernetzung statt“
Neu in der Szene ist, dass sich die Rechtsextremen so gut organisieren, sagt Katharina König-Preuss. Sie hat in Themar das Geschehen beobachtet.
Frau König-Preuss, welche Bedeutung hat ein so großes Konzert für die Szene vor Ort?
Katharina König-Preuss: Es bedeutet eine Stabilisierung der rechten Szene in Thüringen und die Anerkennung der Szene bundesweit. Das gilt auch für die extreme Rechte bis hin zu rechtsterroristischen Strukturen. Auf so einem Event findet Vernetzung statt, Ideologieaustausch, Aktionsbesprechung und Planung für Demonstrationen.
Können Sie beurteilen, wer anwesend war?
Die Nachrecherche, wer das konkret war, für welche Strukturen die einzelnen Personen stehen, wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Anwesend waren etwa Mitglieder und Sympathisanten von Blood & Honour, die es offiziell ja nicht mehr gibt, Hammerskins, sehr viele Vertreter der militanten Neonazi-Partei III. Weg, NPD-Leute, wenige Vertreter von Die Rechte, die ehemaligen Skinheads Sächsische Schweiz, die mittlerweile auch verboten sind, und Vertreter der Europäischen Aktion, die den Holocaust leugnen.
Bedeutet die Größe der Veranstaltung eine neue Dimension?
Das eigentlich Neue ist die komplette Vernetzung durch alle anwesenden Parteien und Strukturen, die in Deutschland eine Rolle spielen. Dass es gelingt, die zu bündeln, auf ein Event zu bekommen und dort jeweils die entscheidenden RednerInnen sprechen zu lassen, ohne dass es zu Konfrontationen untereinander kommt – das ist das Entscheidende.
Wie war die Zusammenarbeit mit der Polizei?
Überraschend positiv und gut. Sie haben dafür gesorgt, die Neonazis von den BürgerInnen, die protestiert haben, fern zu halten. Und die klare Kommunikation, wie sie ansprechbar waren für uns als parlamentarische Beobachtungsgruppe, für JournalistInnen und BürgerInnen, fand ich spitze.
War der Gegenprotest stark genug?
Ich fand wirklich gut, dass die EinwohnerInnen aus Themar, ein sehr bürgerliches Spektrum also, gegen das Konzert unterwegs waren. Was gefehlt hat, waren junge Leute, antifaschistische Gruppen, die mit einer ganz anderen Kraft in solche Veranstaltungen gehen. Das kann am Ende ein viel eindeutigerer Protest sein, aber da wurde von Seiten des Landkreises nicht früh genug mit der Vernetzung begonnen.
39, ist Abgeordnete der Linkspartei im Thüringer Landtag und war als parlamentarische Beobachterin vor Ort. Seit 1999 ist sie Mitglied im Aktionsbündnis gegen Rechts Jena.
Das Ziel für nächstes Jahr?
Ich habe in der Hoffnung mit dem Bürgermeister von Themar gesprochen, dass sich das fürs nächste Jahr ändert. Es ist wichtig, dass man da keine Spaltung aufmacht, sondern ganz klar sagt: Wenn es gegen Nazis geht, brauchen wir das alles. Die zweite große Frage ist, was man künftig tun kann, um solche Veranstaltungen stärker zu beschränken. Wo kann man bei solchen letztlich kommerziellen Events eine Grenze zu setzen? Es darf am Ende nicht so viel Gewinn übrig bleiben, der wieder in die Szene fließt.
Leser*innenkommentare
nzuli sana
nee ist auch einfacher aus der Ferne zu urteilen und Kommentare zu schreiben, als sich mit diesen Gegnern konkret zu konfrontieren.
IL WU
Gerade nach den Vorfällen von Hamburg sollten sich Politiker der Linken etwas demütiger verhalten.
cursed with a brain
@IL WU Weil Sie sonst gleich wieder den Schergen... äh, Pardon... "Polizei"knüppel zu spüren bekommen könnten?
GarretJax
Da hätte der Schwarze Block mal ne Demo organisieren können.
Aber vielleicht ist es einfacher Autos und Geschäfte abzufackeln und zu beklauen. Und auch risikofreier.
In Themar hätte sich ja jemand wehren können.
Celsus
Das ist die Szene, bei der der Bundesinnenminister noch nie Fußfesseln öffentlich diskutieren ließ. Die Szene, die nach Unionsstrategie eher damit "bekämpft" wird, dass ihre Wünsche erfüllt werden und Verständnis gezeigt wird.
Was nimmt es Wunder, wenn zahlreiche Unionspolitiker nicht in freiheitlichen Systemen sozialisiert wurden, sonder eher in der Umgebung von Nazi-Größen.
biggerB
„Rock gegen Überfremdung“
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Wenn man sich das Foto der Teilnehmer der"Division Baden" anschaut, sollte das Thema des Konzerts da nicht eher
"Rock gegen Überfettung"
lauten?
MfG
biggerB
Yoven
Ich wundere mich auch jedes mal wie man sich so gehen lassen kann, wenn man sich für einen Vertreter einer überlegenen Rasse und kurz vor dem Rassenkrieg empfindet.
Nicht, dass meine Plautze kleiner wäre, aber sich für Antifaschismus und Rechtsstaatlichkeit einsetzen kann man zum Glück auch ohne Muskeln.
61321 (Profil gelöscht)
Gast
@biggerB Das sind hart mit Weizenbier antrainierte Muskeln!
andi brandi
"Was gefehlt hat, waren junge Leute, antifaschistische Gruppen, die mit einer ganz anderen Kraft in solche Veranstaltungen gehen."
Ich denke,das gerade das "fehlen" dieser Gruppen dafür gesorgt hat, das Krawalle ausblieben .
biggerB
"Ich denke,das gerade das "fehlen" dieser Gruppen dafür gesorgt hat, das Krawalle ausblieben ."
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Wenn solche Gestalten wie diese 6000
NEONAZIS und deren Sympathisanten erstmal wieder
"Morgenluft schnuppern",
werden Ihnen die Krawalle der Autonomen vom G20-Gipfel in Hamburg wie eine Frühlingsbrise vorkommen - oder kennen Sie die deutsche NAZI-Vergangenheit nicht?
Meerstein
@andi brandi Damit werden Sie richtig liegen. Aber dadurch deuten Sie auch an, dass die Gewalt von einer antifaschistischen Gruppe ausgegangen wäre. Ich denke nicht, dass mit dem Wort Kraft unbedingt Krawalle gemeint sind, lediglich mutiger Protest und ggf. ziviler Ungehorsam. Die unbedingte Verbindung zwischen einer antifaschistischen Gruppe und Krawallen herzustellen, ist unverhältnismäßig.
Sang
Ist sie das wirklich oder kann nur einfach nicht sein was nicht sein darf?
Ich mag kein Aufrechnen. Alle Krawallgruppen sind gleichsam unnötig. Von rechts, wie aber auch von Links. Wer da "mehr macht", finde ich dabei völlig egal.
Hanne
Hat der Verfassungsschutz etwa das Konzert organisiert?
Yoven
@Hanne Organisiert vermutlich nicht. Bezahlt könnte schon eher sein - wenn natürlich über Umwege (=V-Männer).
disenchanted
@Hanne Sicher nicht, dann wären sicher alle relevanten Unterlagen in irgendwelchen Tresoren versandet.