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Leh­rer*­in­nen­man­gel in BerlinDie Lücke steckt in der Ausbildung

Uta Schleiermacher
Kommentar von Uta Schleiermacher

An den Berliner Schulen fehlen im aktuellen Schuljahr weniger Leh­re­r*in­nen als befürchtet. Das bedeutet nicht, dass die Schulen aufatmen können.

Sicher zur Schule-Aktion des ADAC an einer Berliner Grundschule Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

E s ist erst einmal eine gute Nachricht, dass letzten Endes doch nur rund 700 Leh­re­r*in­nen an Berlins öffentlichen Schulen fehlen. Vor den Sommerferien hatte es noch geheißen, dass die Schulen wohl mit einem Mangel von rund 1.460 Leh­re­r*in­nen klarkommen müssten. Nun konnte die Senatsbildungsverwaltung mehr Personen als gedacht einstellen. Der Mangel ist damit sogar etwas geringer als im vergangenen Schuljahr, als knapp 1.000 Leh­re­r*in­nen fehlten. Heißt das, die Schulen können aufatmen?

Wohl eher nicht. Denn der Blick hinter die reine Zahl zeigt: Die Kräfte, die nun neu an die Schulen kommen, sind zum Großteil nicht grundständig als Leh­re­r*in­nen ausgebildet. Dass sich doch mehr Menschen für den Beruf als Leh­re­r*in begeistern ließen, führt Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) auf die wieder mögliche Verbeamtung zurück, auf Flexibilität bei den Einstellungen und auf ihre verlängerte Liste der Ersatzberufe, aus denen Schulen alternativ Menschen für Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts einstellen können.

Unterrichten werden nun wieder mehr Schulneulinge. Mehr als die Hälfte der 2.446 eingestellten Mit­ar­bei­te­r*in­nen sind Quer­ein­stei­ge­r*in­nen oder „Sonstige Lehrkräfte“. Und während Quer­ein­stei­ge­r*in­nen zumindest noch ein geregeltes Verfahren zur Qualifikation inklusive Referendariat durchlaufen, gibt es für die „Sonstigen“ (die etwa ein Drittel der Neuen ausmachen) bisher keine solche geregelte Weiterqualifizierung. Denn darunter fallen neben Stu­den­t*in­nen und Pen­sio­nä­r*in­nen auch Mitarbeiter*innen, die nur ein schulrelevantes Fach studiert haben und daher schon formal gar nicht erst in den Quereinstieg kommen können.

Fortbildungen sollen verbindlich werden

Das bedeutet: Diejenigen, die nun die Lücke füllen, bringen selbst oft Lücken in der eigenen Ausbildung mit. An den Schulen werden Kol­le­g*in­nen Zeit und Energie aufwenden müssen, um den Neulingen unter die Arme zu greifen. Die Verwaltung prüft, welche Fortbildungen für diese Personen verbindlich werden sollten, um vor allem ihr pädagogisches Können zu verbessern. Aber auch dafür braucht es Zeit, die andere auffangen müssen. An den Schulen wird sich so schnell nichts entspannen. Schon für die kommende Woche haben Leh­re­r*in­nen erneut Streiks für mehr Entlastung angekündigt.

Und noch etwas versteckt sich in den Zahlen: Im Durchschnitt fehlt zwar eine Leh­re­r*in pro Schule, aber der Mangel ist sehr ungleich verteilt. Regional fehlen am meisten Leh­re­r*in­nen an Schulen in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Und bei den Schulformen leiden neben den Berufs- und Förderschulen auch besonders Grundschulen unter dem Mangel.

Mit letzteren sind also ausgerechnet die Schulen unterversorgt, an denen die Grundlagen gelegt werden. Deshalb bleibt die Herausforderung groß. Die Senatorin hat schon Ideen, wie sie möglicherweise mit Workshops für die neu eingestiegenen Leh­re­r*in­nen die Qualität des Unterrichts verbessern und sichern will. Doch ihre Ideen sind bisher vage. Sie sollte sie zügig konkretisieren.

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Uta Schleiermacher
Redakteurin für Bildung und Feminismus in der taz-Berlin-Redaktion
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