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Lecks an Nord-Stream-PipelinesNorwegen erhöht Schutz von Anlagen

Die Pipeline-Lecks betreffen nicht die Territorialgewässer Schwedens und Dänemarks. Norwegen sichert jetzt seine Öl- und Gasinfrastruktur stärker.

Der Hafen von Stavanger Foto: Nerijus Adomaitis/reuters

Stockholm taz | „Wir schließen kein mögliches Szenario aus, wir beteiligen uns nicht an Spekulationen über Motive oder über einen möglichen Akteur, sondern konstatieren lediglich, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen gezielten Sabotageakt handelte“. Darüber hinaus stehe man in engem Kontakt mit Deutschland, der NATO und den nordischen Nachbarländern. So ähnlich wie Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson äußerten sich am Mittwoch die RegierungschefInnen aller nordeuropäischen Staaten zum Thema möglicher Konsequenzen der mutmaßlichen Sabotagehandlungen gegen die Nord Stream Pipelines.

Andersson und ihre dänische Amtskollegin Mette Frederiksen betonten außerdem, dass es keinen militärischen Angriff auf ihre beiden Länder gebe. Die Explosionen hätten sich zwar innerhalb der dänischen und schwedischen Wirtschaftszone zugetragen, aber außerhalb der Territorialgewässer beider Staaten. Und, so Andersson: „Wir sind nicht Eigentümer der Nord Stream Pipelines“. Gleichzeitig erhöhten Dänemark und Schweden aber die militärische Präsenz im fraglichen Meeresgebiet der Ostsee. Marineeinheiten beider Länder halten sich nun dort auf. Dänemark verstärkte auch seine auf der Insel Bornholm stationierten Einheiten.

Norwegen verstärkt die Sicherheit seiner Anlangen

Mit einer deutlichen Erhöhung der Sicherheitsbereitschaft reagierte aber vor allem Norwegen. Die Regierung kündigte verstärkte Maßnahmen zur Sicherheit der Öl- und Gasförderanlagen sowie der Pipelineinfrastruktur an. Die Anlagen würden sowohl von der See wie aus der Luft überwacht, teilte Ministerpräsident Jonas Gahr Støre mit, betonte aber gleichzeitig: „man habe keine konkreten Indikationen über mögliche Gefährdungen dieser Anlagen“.

Auch die norwegische Polizei meldete am Mittwoch erhöhte Präsenz und Bewachung rund um Gas- und Ölinstallationen. Die staatliche Petroleumbehörde forderte alle auf dem Festlandsockel aktiven Öl- und Gaskonzerne, sowie in der Nordsee aktive Reedereien zu „erhöhter Wachsamkeit“ auf. Öl- und Energieminister Terje Aasland begründete dies auch mit „Mehrfachsichtungen von nicht identifizierbaren Drohnen oder Flugzeugen“ über Öl- und Gasinstallationen, die man in letzter Zeit gemacht habe.

Bereits im März hatte der norwegische Verfassungsschutz PST von einer erhöhten Gefährdung für die Öl- und Gasinfrastruktur gewarnt und dabei vor allem darauf hingewiesen, dass Norwegen in diesem Wirtschaftssektor ein wichtiger Konkurrent Russlands sei: Wobei „Öl und Gas neben dem rein wirtschaftlichen Wert auch von grosser sicherheitspolitischer Bedeutung für Russland sind“. Im Herbst vergangenen Jahres hatte es Meldungen gegeben, dass russische Forschungsschiffe offenbar systematisch Pipelines auf dem norwegischen Festlandsockel kartieren würden. Ståle Ulriksen von der norwegischen Verteidigungshochschule sprach von „Spionageschiffen“.

„Erhebliche Konsequenzen“

Das norwegische Pipelinenetz hat eine Länge von fast 9000 Kilometern. Können die überhaupt ausreichend gesichert werden? Der ehemalige Verteidigungschef Sverre Diesen hält dies für nahezu unmöglich: „Aber man muss es natürlich versuchen, so gut es geht.“ Der staatliche Ölkonzern Equinor hatte schon in der Nacht zum Mittwoch bei allen seinen Anlagen das Sicherheitsniveau erhöht, speziell auch bei bei der Gasverflüssigungsanlage auf der Insel Melkøya bei der nordnorwegischen Stadt Hammerfest. Ein Ausfall dieser größten derartigen europäischen Anlage zur LNG- Produktion außerhalb Russlands hätte natürlich „erhebliche Konsequenzen für die Gasversorgung Europas“, konstatiert Diesen. Die Anlage war nach einem mehr als 20 Monate langem Stillstand aufgrund eines Brandes erst im Mai wieder in Betrieb genommen worden.

Nach Einschätzung von Geir Hågen Karlsen, Forscher an der norwegischen Militärhochschule, ist „die norwegische Gasinfrastruktur derzeit wahrscheinlich das größte und strategisch wichtigste Sabotageziel in ganz Europa“. Falls Russland hinter den Anschlägen auf die Nord Stream Pipelines stehen sollte, würde er das als Botschaft an den Westen werten: „Schaut, was wir können, nehmt uns ernst.“

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1 Kommentar

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  • Hier sollten alle Beteiligten/ Betroffenen ( auch wir Bürger ) auf lückenlose Aufklärung bestehen.