Landtagswahlen Schleswig-Holstein: Grüne „krass stolz“ auf sich

Die Grünen werden Nummer zwei im Land. Monika Heinolds Traum aber, selbst Ministerpräsidentin zu werden, ist geplatzt.

Aminata Toure und Monika Heinold jubeln

Jubel nach der Bekanntgabe der ersten Prognosen: Aminata Toure und Monika Heinold Foto: Marcus Brandt/dpa

KIEL taz | Beifall brandet auf, als Monika Hei­nold und Aminata Touré in den Raum im Landeshaus treten, in dem Spitzen-Grüne und Presse bereits warten. Die Mienen der Grünen Doppelspitze sind fröhlich, die Stimmung im Raum ist ausgelassen – trotz des unerwartet guten Ergebnisses für die CDU, das in dieser Höhe niemand erwartet hatte. Beifall gibt es erneut, als das Ergebnis der AfD genannt wird, die vermutlich an der Fünfprozenthürde scheitern. „Wir freuen uns unfassbar doll“, sagt Touré. „Wir können krass stolz auf uns sein.“

Auf 19,3 Prozent kommen die Grünen nach den ersten Hochrechnungen. Das ist im Vergleich zur Landtagswahl 2017 ein sattes Plus, damals entfielen 12,9 Prozent auf die Grünen.

Doch standen die Grünen zwischenzeitlich weit besser da. Sie hatten sich sogar Hoffnungen machen können, selbst die Staatskanzlei zu übernehmen. Bei der Europawahl 2019 hatte die Partei erstmals die CDU als stärkste Kraft im Land abgelöst. Im Verlauf des Jahres lagen die Grünen lange Zeit gleichauf mit der SPD und hatten auf die Führungsrolle in einer Dreierkoalition, entweder einer Ampel oder einem Bündnis mit der Minderheitenpartei SSW, hoffen können.

Auch als die Werte sanken und an eine Ministerpräsidentin Heinold nicht mehr zu denken war, sah es dennoch so aus, als führe kein Weg an den Grünen vorbei.

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Sinkflug der Partei ist dennoch überraschend

Nun könnte es für Schwarz-Gelb oder sogar für die CDU allein reichen. Erreicht haben die Grünen aber immerhin das Ziel, stärker als die SPD zu werden. Die grüne Spitzenkandidatin Heinold leitete in einem ersten Statement den Anspruch ab, weiter mitzuregieren. „Natürlich stehen wir für eine Regierungsbildung zur Verfügung“, sagte auch Grünen-Parteichefin Ricarda Lang.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte gesagt, dass er das Jamaika-Bündnis fortsetzen würde. Heinold lehnte das ab: „Ein Bündnis ist nur dann stabil, wenn alle Partner gebraucht werden.“ Wer wolle, dass Grüne mitregierten, müsse sie wählen: „Es gibt kein Jamaika-Kreuzchen auf dem Wahlzettel.“

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Diese Botschaft kam offenbar nicht beim Wahlvolk an. Rasmus Andresen, der früher Landtagsabgeordneter in Kiel war und heute für seine Partei im Europaparlament sitzt, verteidigt die weibliche Doppelspitze: „Monika Heinold und Aminata Touré decken ein breites Spektrum ab.“ Das Problem im Wahlkampf sei eher gewesen, dass die „landespolitische Zuspitzung schwerfiel“ – der Krieg in der Ukraine habe alles andere überdeckt. Der Wahlkampf sei daher „inhaltsleer“ gewesen, beklagt Andresen. „Und die Beliebtheit des Ministerpräsidenten überdeckt alles.“

Dennoch ist der Sinkflug, den die Partei in den vergangenen Wochen hinlegte, überraschend, denn die Grünen haben im Energiewende-Musterland Schleswig-Holstein eine starke Basis, inzwischen ist der Landesverband auf über 5.000 Mitglieder angewachsen.

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