„Landesverrat“-Affäre um Harald Range: Mutiger Terrorjäger
Harald Range ist ein freundlicher älterer Herr. Mutig klagte er Beate Zschäpe als Mittäterin des NSU an. Bei der NSA-Überwachung blieb er vorsichtig.
Als Range Generalbundesanwalt wurde, stand er sofort im Scheinwerferlicht. Eine Woche vor seinem Amtsantritt war die NSU-Mordserie bekannt geworden. Hätte er die Aufgabe abgelehnt, wenn er gewusst hätte, was da auf ihn zukommt? „Nein, jetzt erst recht, hätte ich gedacht“, sagte Range damals.
Obwohl auch die Bundesanwaltschaft bei den Ermittlungen wegen der Mordserie keine gute Figur gemacht hatte, standen vor allem Verfassungsschutz und Polizei in der Kritik. Indem Range mehr Kompetenzen für seine Behörde forderte, positionierte er die Bundesanwaltschaft erfolgreich als Opfer der Umstände und der Rechtslage. Am Ende wurde der Generalbundesanwalt tatsächlich gesetzlich gestärkt und sein Zugriff auf Fälle der Länder-Staatsanwaltschaften verbessert.
Die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe klagte er als Mittäterin der Morde an und nicht nur als Gehilfin. Das war mutig. Der bisherige Prozessverlauf scheint ihm recht zu geben.
Eher auf Samtpfoten war seine Rolle nach den NSA-Enthüllungen von Edward Snowden. Wegen der Massenüberwachung der deutschen Bevölkerung prüft er bis heute, ob er ermitteln will. Die mutmaßliche Überwachung von Kanzlerin Merkels Handy führte zwar zu Ermittlungen, doch diese wurden eingestellt, weil die Überwachung nicht bewiesen sei.
Als Wikileaks Dokumente über die Überwachung anderer deutscher Regierungsstellen veröffentlichte, reichte ihm das nicht für einen Anfangsverdacht, denn die Dokumente könnten ja gefälscht sein. Nun ist Ranges Ranges Amtszeit beendet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste