piwik no script img

Lage in Berlin immer haarigerRan an die Schere

Auch wenn unser Autor liebend gern endlich wieder zu seiner Stammfriseurin gehen möchte: Tipps fürs Haareschneiden zu Hause. Es braucht Mut und Übung.

In vielen geschlossenen Friseurbetrieben brannte in der Nacht zum 1. Februar aus Protest das Licht Foto: picture alliance/dpa/Fabian Sommer

Berlin taz | Seit nunmehr 26 Jahren lebe ich im Nordkiez von Friedrichshain und gehe seit bestimmt zehn Jahren oder mehr zu ein und demselben Friseur, einem kleinen Laden ohne viel Chichi. Meine Stammfriseurin ist schon länger in Mutterschaftsurlaub, ich musste mich letztes Frühjahr doch glatt an jemand Neues gewöhnen, puh. Das einzig Gute am geschlossenen Friseur: Wenn der Laden endlich wieder aufmachen darf (nach Ostern?), ist vielleicht, dass meine Stammfriseurin auch wieder da sein wird.

So lange muss ich wohl oder übel selbst Hand anlegen beziehungsweise mich vertrauensvoll in die Hände meines talentierten Mannes begeben. Er schneidet meine Haare alle drei bis vier Wochen, ich trage eine klassische Kurzhaarfrisur, das sieht vor allen an den Seiten (drei Millimeter kurz!) schnell schlimm aus.

Was man fürs Haareschneiden zu Hause braucht? Nicht viel. Kaufen Sie sich eine Haarschneidemaschine, wenn Sie noch keine haben (die lohnt allein fürs Kürzen der Augenbrauen, wenn die erst mal anfangen zu wuchern …). Und eine Friseurschere, denn die schneidet Haare wie eine Eins, weil sie speziell geschliffen ist, und zwar so, dass Haare zwischen den beiden Scherenschenkeln nicht wegrutschen. Einen Kamm dürften alle daheim haben, wenn nicht: die Finger tun es auch.

Ist doch gerade Mützenwetter

Apropos Finger: Was Sie noch brauchen, ist Fingerspitzengefühl und auch Langmut. Machen Sie langsam. Schritt für Schritt, also Schnitt für Schnitt. Was weg ist, ist weg. Aber wenn etwas schiefgeht: Kurzhaarfrisuren (dafür den Haarschneider verwenden) wachsen eh schnell wieder nach und bei langen Haaren (am besten mit der Friseurschere kürzen) fällt ein Missgeschick nicht so schnell auf. Okay, kommt auf die Stelle an. Und überhaupt ist doch gerade Mützenwetter. Noch der Tipp: Mit der Maschine besser am trockenen Haar arbeiten, mit der Schere lieber am nassen Haar.

Was man auf keinen Fall braucht: das aus der TV-Werbung vergangener Jahrzehnte bekannte Haarschneidesystem namens Flowbee, hergestellt in Texas seit Mitte der 1980er Jahre. Jetzt im Shutdown von einigen Ame­ri­ka­ne­r:in­nen wiederentdeckt und im Internet vorgeführt, funktioniert das Gerät wie ein überdimensionierter Haarschneider mit einem Absaugrohr – der Hersteller verspricht, dass man dafür jeden normalen Staubsauger verwenden kann. Eine ziemlich rabiate Methode, die sich hierzulande zu Recht nicht durchgesetzt hat

Am Ende ist Mut vonnöten. Und Übung. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Darum dauert ja eine Lehre in dem Handwerk auch drei Jahre. Aber wann, wenn nicht jetzt ist die Zeit, notgedrungen mit dem Selbsthaareschneiden zu beginnen? Eben!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare