piwik no script img

Läuse-Alarm in BerlinTotal nervig und hochexplosiv

Erstmal entspannen: Oft ist es nur ein Läuse-Fehlalarm. Läuse bleiben am liebsten bei nur einer Blutgruppe – und fliegen nicht von Kopf zu Kopf.

Eine gemeine Kopflaus: wem jetzt die Kopfhaut nicht anfängt zu jucken … Foto: dpa

Berlin taz | Über eins sollte man werdende Eltern unbedingt aufklären: Wer sich für ein Kind entscheidet, entscheidet sich auch für die Kopflaus. Pediculus humanus capitis. Drei Millimeter klein, durchscheinender, mit Borsten bewehrter Körper, total nervig, widerlich. Sobald das Kleinstkind in der Kita-Kuschelecke mit anderen Kindern an demselben Holzspielzeug lutscht, das große Kind im Klassenraum mit seinem besten Kumpel die Köpfe über der Brotdose zusammensteckt können sich Eltern darauf einstellen, dass sie demnächst mit hoher Wahrscheinlichkeit Haustiere bekommen.

Der elterliche Horror vor dem Blut saugenden Insekt kommt dabei als Wellenbewegung – jetzt, zu Beginn der Mützensaison, ist es wieder Top-Smalltalk-Thema in Kita-Garderoben und Schulfluren. Wobei die jahreszeitbedingte Panik ja vollkommen irrational sein soll, wie diverse Studien (vergebens) betonen – weil Läuse offenbar nicht von Mütze zu Mütze hüpfen, sondern von Schopf zu Schopf krabbeln müssen. Was es aber ja nicht besser macht, weil man also eigentlich immer Angst vor der Laus haben muss, 24/7, das ganze Jahr.

Wir hatten zu Hause bis zu den Herbstferien bereits zweimal „Läuse-Alarm“. Dann bringt der Zweitklässler einen Eintrag im Hausaufgabenheft mit nach Hause. Roter Buntstift, Großbuchstaben, Druckschrift: LÄUSE-ALARM. Ich ordere das Kind dann unter die Küchenlampe, weil die besonders hell ist, halte nervös die Luft an, und erst wenn ich mindestens die Hälfte des kindlichen Kopfes abgesucht habe, ohne eine einzige Laus zu entdecken, traue ich mich, wieder auszuatmen.

Dann muss ich nämlich nichts weiter tun, als eine Unterschrift unter den LÄUSE-ALARM zu setzen, und das Kind kann am nächsten Tag wieder mit seinem besten Kumpel den Kopf zusammenstecken. Bisher hatten wir, Stand Herbstferien, zweimal Läuse-Fehlalarm.

Am Kopf kratzen muss ja nichts heißen

Nun habe ich heute Morgen unter der Dusche etwas Amüsantes gelernt, dass ich der elterlichen Leidensgemeinde dieser Stadt nicht vorenthalten möchte: nämlich dass Kopfläuse immer die Blutgruppe bevorzugen, die sie zuletzt getrunken haben. Weil sie unter Umständen innerlich explodieren, wenn sich etwa Blutgruppe 0 mit Blutgruppe B mischt. Weshalb es sein kann, dass der eine Sitznachbar eines „Läusekindes“ sich bald auch am Kopf kratzt, der andere aber nicht.

Das fand ich erhellend. Und auch wenn es absolut nicht in Ordnung ist, weil Läuse schließlich auch nur Tiere sind: Bei dem Gedanken an explodierende Läuse musste ich schmunzeln. Vielleicht geht es Ihnen ja künftig ähnlich, wenn sich Ihr Kind das nächste Mal am Abendbrottisch am Kopf kratzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!