Länderstreit um Abiturprüfungen: Alle müssen weiterbüffeln
Die Prüfungen sollen wie geplant stattfinden. Die Kultusminister:innen zwangen Schleswig-Holstein zum Rückzieher.
Abiturient:innen dürfen die Schule doch noch nicht abhaken. Die Prüfungen sollen trotz Coronakrise und geschlossener Schulen stattfinden. Darauf verständigten sich die Kultusminister:innen der 16 Bundesländer bei einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Die Prüfungen sollen demnach zum geplanten oder zu einem Notfalltermin stattfinden. Damit können auch schleswig-holsteinische Schüler:innen nicht auf eine Ausnahmeregelung hoffen.
Am Tag zuvor hatte die dortige Bildungsministerin Karin Prien, CDU, vorgeschlagen, die Prüfungen zum Abitur und zum Mittleren Schulabschluss in diesem Jahr ausnahmsweise ausfallen zu lassen. Es sei nicht absehbar, wann die Schulen wieder offen seien, und beim Lernen ohne Lehrer:innen komme es mehr denn je auch auf den Bildungsstand der Eltern an. Mehrere ihrer Länderkolleg:innen hatten gegen diesen Alleingang heftig protestiert.
Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, SPD, sagte am Mittwochnachmittag, dass „zum heutigen Zeitpunkt“ eine Absage der Abschlussprüfungen nicht notwendig sei. Darauf hätten sich die 16 Länder in der Telefonschalte geeinigt. „Einstimmig“, wie Hubig betonte. „Wir hatten Klärungsbedarf“, deutete Hubig den Unmut der übrigen Kultusminister:innen über Priens Vorstoß an. Nun aber hätten sich alle Länder darauf verständigt, dass alle Abiturprüfungen stattfinden sollen. Gleiches gelte auch für die Abschlussprüfungen an Real- oder Berufsschulen.
„Mir ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Eltern Planungssicherheit haben“, sagte Hubig. Es solle vermieden werden, dass man Corona mit ins neue Schuljahr schleppt. Die Lage sei aber „ungeheuer dynamisch“, betonte die KMK-Vorsitzende. Die Gesundheit der Schüler:innen und der Lehrkräfte stehe natürlich an erster Stelle.
Rheinland-Pfalz fast durch, Hessen dabei
In Rheinland-Pfalz schließen gut zwei Drittel der Abiturient:innen (der G9-Jahrgang) diese Woche das Abitur ab, so früh wie in keinem anderen Bundesland. Die G8-Abiturient:innen sollen wie geplant am 30. April starten.
Auch in Hessen haben die Prüfungen bereits begonnen. Entsprechend irritiert war man dort über den Vorstoß aus Schleswig-Holstein. „Das ist nicht das, was die KMK vor zehn Tagen beschlossen hat“, so ein Sprecher des hessischen Kultusministeriums in Wiesbaden. In Hessen liefen die Prüfungen bisher ohne große Probleme. Die Schulen meldeten, dass trotz der Sicherheitsvorkehrungen alles „reibungslos“ laufe. Und die Zahl derer, die nicht zur Prüfung erscheinen konnten, sei bislang nur minimal höher als in den vergangenen Jahren: gut 2 statt bisher 1 Prozent der Abiturient:innen.
„Wobei wir nicht wissen, aus welchen Gründen die nicht gekommen sind. Es gibt ja nicht nur Corona.“ Jeder werde automatisch zur Nachprüfung angemeldet. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz, CDU, betonte nach dem Gespräch der Länderkolleg:innen: „Für Hessen heißt das, dass wir die schriftlichen Abiturprüfungen wie vorgesehen bis zum 2. April fortführen werden.“
Andere Länder haben bereits angekündigt die Prüfungen zu verschieben. So werden Baden-Württemberg und Bayern erst Mitte Mai starten, um den Schüler:innen Zeit zur Vorbereitung zu geben. Auch Berlin hat den offiziellen Prüfungsstart auf den Nachholtermin nach den Osterferien verlegt. NRW will die Planungen am Freitag bekannt geben. Alle Länder versicherten, dass, egal wie das Abitur zustande käme, die Hochschulreife gegenseitig anerkannt würde.
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