piwik no script img

Länder lockern Corona-MaßnahmenIsolationspflicht soll enden

Bislang müssen Corona-Infizierte für fünf Tage in Isolation. Nun wollen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein das abschaffen.

Die Isolationspflicht für positiv getestete Personen soll in einigen Bundesländern aufgehoben werden Foto: Jonas Walzberg/dpa

Stuttgart dpa/taz | Vier Bundesländer haben sich darauf verständigt, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte abzuschaffen. Es handelt sich um Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein, wie das baden-württembergische Gesundheitsministerium am Freitag in Stuttgart mitteilte. In diesen Ländern sollten „zeitnah“ neue Regelungen in Kraft treten, die Details würden derzeit ausgearbeitet.

Die generelle Isolationspflicht für positiv getestete Personen soll demnach aufgehoben werden. „An deren Stelle werden die Länder angepasst verpflichtende Schutzmaßnahmen wie eine begrenzte Maskenpflicht positiv getesteter Personen sowie dringende Empfehlungen einführen“, heißt es in der Mitteilung aus Stuttgart. Als Termin für die Abschaffung der Isolationspflicht in Bayern nannte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) den 16. November.

„Wir läuten eine neue Phase im Umgang mit der Pandemie ein“, erklärte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). „Es ist Zeit, den Menschen wieder mehr Eigenverantwortung zu übertragen.“

Die Bundesländer berufen sich den Stuttgarter Angaben zufolge „unter anderem auf Erfahrungen aus Nachbarländern wie Österreich, wo es seit Sommer 2022 absonderungsersetzende Schutzmaßnahmen gibt“. Aus diesen Ländern seien keine negativen Erkenntnisse bekannt. „Zurückgehende Infektionszahlen, eine wirksame Schutzimpfung, eine Basisimmunität innerhalb der Bevölkerung von mehr als 90 Prozent, in der Regel keine schweren Krankheitsverläufe sowie wirksame antivirale Medikamente rechtfertigen aus Sicht der Länder, diesen Schritt zeitnah zu gehen.“

Corona-Zahlen sinken

Die Corona-Zahlen sind in den letzten Wochen stetig gesunken. Am Freitag wurden laut Robert Koch-Institut nur noch etwa ein Drittel so viele Infektionen registriert wie noch Mitte Oktober. Auch die Zahl der Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen in Kliniken und insbesondere auf Intensivstationen ist zuletzt kontinuierlich gesunken.

Der Mitteilung zufolge verständigten sich die Länder auf gemeinsame Empfehlungen als Grundlage für ihre neuen Regelungen. Diese sehen etwa vor, dass positiv Getestete außerhalb ihrer eigenen Wohnung eine Maske tragen müssen – außer im Freien, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Vorgesehen ist demnach auch, dass positiv Getestete medizinische und pflegerische Einrichtungen nicht als Besucher betreten dürfen.

Die vier Bundesländer, die nun gemeinsam die Aufhebung der Isolationspflicht angekündigt haben, hatten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Ende September in einem gemeinsamen Schreiben aufgefordert, dafür zu sorgen, dass das Robert Koch-Institut (RKI) seine Isolationsempfehlungen für Corona-Infizierte ändert. Lauterbach hatte dies damals umgehend zurückgewiesen. Bundesjustizminister Marco Buschmann hatte aber bereits darauf hingewiesen, dass die Länder sich über die RKI-Empfehlung hinwegsetzen können.

Das RKI empfiehlt den Ländern, für Infizierte fünf Tage Isolation anzuordnen. Angeraten wird eine dringende Empfehlung, die Selbstisolation danach erst dann zu beenden, wenn ein (Selbst-)Test negativ ausfällt. Beschäftigte des Gesundheits- und Pflegewesens sollen zudem 48 Stunden vor der Testabnahme symptomfrei gewesen sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Ich finde es höchst bedenklich und befremdlich, jetzt die gesetzlichen Bestimmungen zu lockern bzw. auf zu heben! Zumal auch immer neue Covid-Mutationen auftreten können und die Gefahr von Post-/Long-Covid immer noch besteht - die Forschung dazu steht gerade mal am Anfang.



    Und dann noch das hier:



    taz.de/Umgang-mit-...Pandemie/!5894571/



    - Im Januar soll das Tragen der Maske im ÖPNV wegfallen? Na das wird toll: In vollen Zügen eingezwängt zwischen Covid-Infizierten zu stehen, macht ja richtig Spaß und ist gut für die Gesundheit! Da freuen sich die Krankenhäuser!



    - Beim Wort "Eigenverantwortung" schwillt mir der Kamm! Bekanntlich ist sich jeder der Nächste und braucht dann keinerlei Rücksicht auf Andere zu nehmen, die auf Ihre Gesundheit achten müssen, z. B. weil sie ein reduziertes Immunsystem o.ä. haben! Toll, mal wieder scheinen sich die FDP, AfD und Corona-Leugner durchgesetzt zu haben... :-(



    - "So dürften unter anderem Krankenhausmitarbeite­r*In­nen trotz positiven Coronatests zur Arbeit erscheinen."



    Komisch, in jedem Krankenhaus wird ausdrücklich auf die Nichtverbreitung von Viren und Krankheitserreger hingewiesen und um ordentliches Händewaschen gebeten inklusive der Desinfektion, aber Corona-Infizierte sollen mit Maske arbeiten gehen? Und wenn diese trinken und essen wollen? Sollen sie dann raus in Kälte gehen?



    Höchst seltsam alles! Irgendwie erscheint mir das nicht zu Ende gedacht...



    Als wenn wir aus den letzten zwei Jahren nichts gelernt hätten!



    Und dieses Jahr gibt es ja auch wieder die Grippe, weil keiner mehr die Maske tragen will!



    Ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln!!!

    • @Incognitus:

      Tja, so züchtet man Fluchtmutanten.

  • Amen!

    Ca. 8 Monate lang überfällig, aber besser spät als nie.

    Zumindest gibt es mit der Verfügbarkeit der auf Omikron angepassten Impfstoffe aktuell eine nachvollziehbare Entwicklung, mit der man den jetzigen Zeitpunkt gegenüber der Bevölkerung sinnvoll begründen kann.

    • @Co-Bold:

      Ich selbst bin viermal geimpft, nur war meine 4. Impfung ohne den angepassten Wirkstoff gegen die Omikron-Varianten, die gab es erst einen Monat später.



      Und acht Monate vorher, also im März, waren die Omikron-Mutationen noch kaum verbreitet, wenn ich mich richtig erinnere. Von überfällig kann also keine Rede sein! Außerdem kommen ja noch ständig neue Mutationen dazu. Meiner Meinung nach ist es für eine Entwarnung noch zu früh.

      • @Incognitus:

        Nahezu alle aktuell in Deutschland kursierenden SARS-2 gehören zum Omikron-Kladus. Der Rest ist buchstäblich weggeimpft worden, denn das in Deutschland gängige STIKO-Impfschema (3-4mal dasselbe Vakzin) schützt zwar einigermaßen vor allem, was vor Omikron im Umlauf war, aber gegen Omikron und Nachkommen nur unzureichend.

        Der daraus resultierende Unterschied in der evolutionären Fitness zwischen Omikron- und Prä-Omikron-Stämmen hat in Kombination mit Infektionsschutzmaßnahmen gereicht, um sogar die Prä-Omikron-Stämme mit hohem R0 nahezu auszurotten.

        Das Problem ist nur: genau diese Kombination - ein mit "Impfung nach Vorgabe" nur schwer abzuwehrender Virenstamm und ein Nachlassen beim Infektionsschutz - führt zu einer gezielten Selektion auf Flucht- und Durchbruchsmutanten. Evolutionär gesehen ist es für die Wirtspopulation besser, wenn ein großer Teil der potentiellen Wirte gar nicht geschützt ist, als wenn er unzureichend geschützt ist: ein ungeschützter Wirt übt keinen Selektionsdruck auf das Pathogen aus; ein gut geschützter Wirt ist aus Sicht des Pathogens ein Fehlwirt.

        Bei den Omikron-Boostern ist - außer man plant eine Reise nach USA oä - der BA.5er absolut zu empfehlen. Denn selbst die BA.2-Nachfahren spielen in Mitteleuropa kaum noch eine Rolle. Auf absehbare Zeit haben die Nachfahren von BA.5 alles Andere verdrängt.

        Allerdings muss man sagen, dass der Schutz mit jedem zusätzlichen Vakzin erheblich breitbandiger wird. Wer also mit Biontech UND Moderna (zB) geimpft ist, und eine Omikron-Infektion erfolgreich abgewehrt hat, ist nicht nur gegen die aktuellen und zukünftigen SARS-2-Stämme geschützt, sondern auch gegen andere Coronaviren wie MERS.

        Viele haben immer noch nciht verstanden, dass man beim Impfschutz gegen Coronaviren einen komplett anderen Weg gehen muss, als bei der Grippeimpfung.

  • Kein Wunder sinken Infektionszahlen: Ärzte verweigern Patienten PCR Test, behaupten, das sei nicht notwendig und fordern sie zu offenem Rechtsbruch auf: Patienten sind qua Gesetz zu einem PCR-Bestätigungstest verpflichtet.

    Derweil findet eine Explosion an Mutanten statt. Aktuell rollt die gefährliche BQ11 Welle von Nord Süd über Deutschland!

    In Großbritannien ist die Covid19 verursachte Krankenhauseinweisung von Kindern von 2000 in 2020 auf fast 20.000 in diesem Jahr explodiert, Tendenz stark steigend. Weiterhin explodieren LongCovid Fälle: In Großbritannien konnten 3/4 der Erkrankten ihren Beruf bis hin zu Invalidität nicht mehr ausüben. 2 Mio sind betroffen

    Diese Art der Realitätsverweigerung ist verantwortungslos und wird einen hohen Blutzoll fordern.



    Eine Gesellschaft, die sich Tod und Siechtum ausliefert, hat sich selbst aufgegeben: Dank rechter bis rechtsextremer Agitation.



    Die FDP mit ihren Verquerdenkern und Freidrehern, die mit ihren Unwahrheiten ein Klima der Desinformation bereitet haben und damit ein neues Pestzeitalter zu verantworten haben, werden als die Seuchenparteien in die Geschichte eingehen.



    Der Medizinische Fortschritt der letzten 200 Jahre ist passee. Schon jetzt können Menschen nicht mehr versorgt werden. Willkommen im Mittelalter. Jetzt heißt es: Rette sich, wer kann.



    Wer hat denn schon Vertrauen in Veranstalter, Wirtschaft und Politik unter dieser Bedrohungslage.



    Ein neues Biedermeier kündigt sich an: Rückzug ins Private. Schlecht Parties, Restaurants, Events, wo man am Ende Invalide wird braucht niemand. Dank DEHOGA und Konsorten.

    • @Unvernunft:

      "Eine Gesellschaft, die sich Tod und Siechtum ausliefert, hat sich selbst aufgegeben: Dank rechter bis rechtsextremer Agitation. "

      Rechte Ideologien sind nun mal in der Regel Todeskulte. Manche sind es offen, wie Faschisten; andere, wie Christlich-Konservative, sind es verkappt.



      Aber ihnen allen ist gemeinsam, dass sie Leiden und Sterben einen höheren Stellenwert zuweisen als einem glücklichen und selbstgenügsamen Leben.