Labour-Parteitag in Großbritannien: Rentenrevolte gegen Starmer
Auf Antrag von Gewerkschaften stimmen die Labour-Delegierten gegen Pläne der Regierung, Heizkostenbeihilfen zu kürzen.
Kurz vor zwölf Uhr mittags skandierten an die zwei Dutzend Gewerkschaftler:innen vor dem Saal „Save the Winter Fuel Allowance!“, während Arbeits- und Rentenministerin Liz Kendall drinnen ihr Bestes versuchte: Die Renten würden sicher bleiben, zusätzliche Hilfen für Verarmte kämen. Dass die Heizkostenbeihilfe gestrichen wird, schob sie auf das Finanzloch von 22 Milliarden Pfund, welches die Tories hinterlassen hätten.
Dann aber begab sich Unite-Generalsekretärin Sharon Graham ans Podium und begann ihre Rede mit einem Zitat aus dem Labour-Wahlprogramm 1945, das damals trotz härterer Umstände bessere Zeiten versprach. „Freunde, die Menschen können nicht – ich selber kann nicht – verstehen, wie Labour die Winterheizkostenbeihilfe für Rentner:innen streichen kann, aber die Superreichen unangetastet lässt!“, sagte sie zum lauten Beifall der Versammelten.
Eine Delegierte älteren Jahrgangs sprach sich zwar gegen den Antrag aus, da sie das Geld nicht brauche, doch die versammelten Delegierten stimmten dennoch per Handzeichen gegen die Regierungspläne. Euphorischer Jubel brach im Saal aus. Obwohl sich die Labour-Fraktion im Parlament nicht daran halten muss, ist es ein Triumph für die Parteibasis.
Auch einige Parlamentsmitglieder begrüßten es. Die Labour-Abgeordnete Rosie Duffield schrieb auf X: „Unsere Partei wurde zum Schutz der Verletzlichsten gegründet und hat heute ihren starken Willen dargelegt, dass sie von diesem Mandat niemals zurücktreten darf.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Sport und Krieg in der Ukraine
Helden am Ball