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LGBT in KroatienKatholische Kirche hasst Regenbogen

Kommentar von Barbara Oertel

Das Kinderbuch „Meine Regenbogenfamilie“ sorgt in Kroatien für einen Eklat. Der Klerus und „besorgte Bürger“ hetzen dagegen.

Geht gar nicht! Meint die katholische Kirche Foto: dpa

E rzkonservative in Kroatien sind wieder einmal alarmiert. Der Grund ist ein Kinderbuch mit dem Titel „Meine Regenbogenfamilie“, das vor einigen Tagen in der Hauptstadt Zagreb vorgestellt wurde. Die vierjährigen HauptheldInnen heißen Ana und Roko. Ana hat zwei Väter und Roko zwei Mütter. Einige fänden Rokos Familie auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, aber das interessiere Roko nicht. Denn seine Mütter bereiteten ihm gern seine geliebten Pfannkuchen zu, heißt es in dem Text.

Es dauerte nicht lange, bis die üblichen Verdächtigen wieder aus ihren Löchern krochen – allen voran die katholische Kirche und artverwandte Organisationen. So machte ein Zusammenschluss besorgter Bürger namens Vigilare hinter der Herausgabe des schändlichen Machwerks eine eindeutige politische und ideologische Agenda aus und forderte den Bildungsminister auf, die „Homosexuellen-Propaganda“ aus den Schulen zu verbannen.

Derartige abstruse Einlassungen sind nur eine Facette eines wachsenden Nationalismus in Kroatien. Diese Tendenz – und das sollte zu denken geben – ist vor allem seit dem Beitritt des Landes zur Europäischen Union im Jahr 2013 zu beobachten. Senada Selo-Sabić vom Zagreber Institut für Entwicklung und Internationale Beziehungen glaubt, dass Kroatien Fehler während des Beitrittsprozesses gemacht habe. Denn jeder sei marginalisiert worden, der mit dieser Entwicklung nicht einverstanden gewesen sei. Die Parteien hätten sich bemüht, ein liberales, progressives und egalitäres Bild Kroatiens zu zeichnen. Doch das sei eben nur die eine Seite der Geschichte gewesen.

Das kann zwar so sein, macht die Sache aber nicht besser. Zwar gibt es seit 2014 eingetragene Partnerschaften. Jedoch enthält das Gesetz keine Regelung zur Adoption von Kindern. Trotz des Protests lässt sich Daniel Martinović seinen Optimismus nicht nehmen. Er ist einer der Mitbegründer von „Regenbogen-Familien“ – einer Nichtregierungsorganisation, die sich für LGBT-Rechte einsetzt und das Kinderbuch herausgegeben hat.

Die 500 gedruckten und kostenlosen Exemplare sind bereits vergriffen. Auch viele Hetero-Eltern sind offensichtlich interessiert und wollen das Thema zu Hause diskutieren. „Das gibt uns Hoffnung auf einen Wandel“; sagt Martinović. „Und dass wir uns in Richtung einer toleranteren Gesellschaft bewegen.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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