Kurden in der Türkei: Staatlicher Verwalter für Diyarbakir
In Diyarbakir setzt die türkische Regierung einen Zwangsverwalter ein. Die kurdischen Bürgermeister der Stadt wurden zuvor festgenommen.
Die Bürgermeister der kurdischen Partei DBP Gültan Kisanak und Firat Anli sitzen wegen angeblicher „terroristischer“ Aktivitäten in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen ihnen offenbar Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor.
Die Stadt Diyarbakir im Südosten des Landes wird immer wieder von Kämpfen zwischen türkischen Sicherheitskräften und Kurdenrebellen erschüttert. Die PKK wird von der türkischen Regierung als Terrororganisation bezeichnet. Die Festnahme der beiden Bürgermeister löste gewaltsame Proteste aus. Durch die Ernennung Atillas dürften sich die Spannungen weiter verschärfen.
Bereits im September hatte die Regierung in Ankara 24 gewählte Bürgermeister im kurdisch dominierten Südosten der Türkei wegen mutmaßlicher Kontakte zur PKK aus dem Amt entfernt und durch regierungsnahe Beamte ersetzt. Einer der staatlichen Verwalter wurde Mitte Oktober in der Stadt Van erschossen. Zu der Tat bekannte sich die PKK.
Der mehrheitlich kurdische Südosten der Türkei kommt seit dem Ende eines Waffenstillstands zwischen der PKK und der Armee im Juli 2015 nicht mehr zur Ruhe. Seither wurden mehr als 600 Mitglieder der Sicherheitskräfte und mehr als 7.000 PKK-Kämpfer getötet.
Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP hat das Einsetzen des staatlichen Zwangsverwalters in der Kurdenmetropole Diyarbakir als undemokratisch verurteilt. Damit werde der Volkswille missachtet, hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen