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Kunstmesse Art BaselNicht nur die Schwarze Figur

Während der Art Basel hatte auch der afrikanische Kontinent einen großen Auftritt. Über das Zusammenspiel von Kunstmarkt und Institutionen.

Toyin Ojih Odutola, Ausstellungsansicht „Ilé Oriaku“ in der Kunsthalle Basel, 2024 Foto: Philipp Hänger

Einfach für vertikale Strukturen aus aneinandergereihten Stoffbändern könnte man sie von Weitem halten. Erst wenn man näher an die Textilcollage herantritt, wird sichtbar, worum es sich handelt.

Auf weit über drei Metern Höhe und acht Metern Länge hat Künstlerin Kresiah Mukwazhi unzählige BH-Träger zusammengesetzt, die sie zuvor aus gebrauchten Dessous herauslöste.

Weiß, grau und beige sind sie, breit und schmal, bedruckt und einfarbig, ausgeleiert und glatt. „Nyenyedzi nomwe (the Seven Sisters Pleiades)“ heißt die Arbeit, in der sich die 1992 in Harare, Zimbabwe, geborene Künstlerin mit Weiblichkeit in der patriarchalen Gesellschaft ihres Heimatlandes, mit Marginalisierung und sexueller Ausbeutung beschäftigt.

Mukwazhi arbeitet schon länger mit einer Gruppe Sexarbeiterinnen in Zimbabwe zusammen, die BH-Träger stammen aus Secondhandläden.

Schwerpunkt liegt auf etablierten Künst­le­r*in­nen

Mukwazhis Textilcollage war jetzt auf der Art Basel in der Sektion Unlimited für Kunst im Maximalformat zu sehen. Noch mehr als sonst schien der Schwerpunkt dort dieses Mal auf historischen Positionen und Arbeiten von seit Ewigkeiten etablierten Künst­le­r*in­nen zu liegen. Ein verpackter VW-Käfer von Christo stand da etwa herum, eine riesige gepunktete Kürbisskulptur von Yayoi Kusama, ein über neunzig Meter langes Wandgemälde von Keith Haring führte quer durch den Raum, andere Wände füllten Fotografien von Robert Frank.

Umso mehr stach Mukwazhis Textilmonument heraus. In den 1990ern geboren, war sie mit Abstand die jüngste der ausstellenden Künst­ler*in­nen. Zwei Galerien brachten Mukwazhi auf die Messe: blank projects, eine von mittlerweile sechs bei der Messe ausstellenden Galerien vom afrikanischen Kontinent, sowie die Kölner Galerie Jan Kaps.

Der Eindruck der diesjährigen Venedig Kunstbiennale, bei der im Vergleich zur vorherigen Ausgabe neun afrikanische Nationalpavillons hinzugekommen und auch in der Hauptausstellung eine Vielzahl von Kunstwerken aus Afrika und der afrikanischen Diaspora zu sehen waren, mag nachwirken.

Auffällig hoch in der Zahl und sehr sichtbar erschien in diesem Jahr bei der Art Basel eine Kunst, die irgendwie den afrikanischen Kontinent thematisierte. Und das auch, aber nicht nur in der seit einiger Zeit schon auf dem Kunstmarkt beliebten figurativen Malerei.

Galerien aus Südafrika, Ägypten, Senegal und Angola

Lange Zeit war die Goodman Gallery aus dem südafrikanischen Johannesburg die einzige afrikanische Galerie auf der Messe, 2016 stieß Stevenson aus Kapstadt dazu. Blank projects, ebenfalls aus Kapstadt, ist seit dem vergangenen Jahr dabei, genau wie die ägyptische Galerie Gypsum, die Oh Gallery aus dem Senegal und Jahmek aus Angola.

Aber auch immer mehr europäische und US-amerikanische Galerien bringen entsprechende Künst­le­r*in­nen nach Basel. Ekene Stanley Emecheta etwa, ein autodidaktischer Maler aus der nigerianischen Hauptstadt Abuja, zu dessen Markenzeichen es gehört, die Haut seiner Porträtierten weiß zu überstreichen, am Stand der Athener Galerie The Breeder.

Oder die ebenfalls in Nigeria geborene Toyin Ojih Odutola, die gerade als eine von acht Künst­le­r*in­nen den nigerianischen Pavillon in Venedig bespielt. Gezeigt wurde sie von der New Yorker Galerie Jack Shainman, gleichzeitig ist ihre Malerei in einer fantastischen Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel zu sehen. Sie taucht auch im Kunstmuseum Basel auf, dort ist derzeit die Gruppenausstellung „When We See Us“ über 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei zu sehen.

Solch eine Präsenz in Museen oder bei Biennalen befruchtet wiederum die Geschäfte der Galerien. Die Goodman Gallery etwa verkaufte gleich am ersten Tag der Art Basel einen der „Refugee Astronauts“ von Yinka Shonibare CBE RA, ein weiteres Exemplar der Serie steht aktuell in der von Adriano Pedrosa kuratierten Hauptausstellung in Venedig. Für 250.000 britische Pfund ging die Skulptur an eine private Sammlung.

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