Kunst und Corona: Kunstschaffende sind relevant

Ein Theaterstück allein auf dem Laptop anzuschauen ist trist. Zum Erlebnis von Kunst gehört die Gemeinsamkeit.

Ein Mann steht auf der Bühne vom "Burg Theater" und hält den roten Vorhang auf

Ein Konzert unter strengen Hygienemaßnahmen am 7. März im spanischen Málaga Foto: Jesus Merida/imago

Yeah, die durchaus berechtigten pandemiebedingten Restriktionen des kulturellen Lebens werden schrittweise gelockert! Bei unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen dürfen Museen und Galerien öffnen, bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 mit Terminbuchung. Das ist schön, deckt aber nur einen kleinen Teil dessen ab, was unsere Branche zu bieten hat und bedient nur eine spitze Zielgruppe. Der Anteil der Bevölkerung, der regelmäßig Museen und Galerien besucht, ist nicht sehr groß.

Bleibt das Infektionsgeschehen dann für mindestens weitere 14 Tage stabil, kommen Theater, Opern und Kinos hinzu. Zugegeben: Wir haben nicht die Bedeutung von medizinischen Dienstleistungen, Nudeln und Klopapier. Um Brecht abzuwandeln: Erst kommt das Fressen, dann der Baumarkt, dann kommt die Kultur. Vielen Kunstschaffenden wird suggeriert, für das Gros der Bevölkerung nicht relevant zu sein. Doch das stimmt so nicht.

Die Kulturbranche ist breit aufgestellt – ein Andrea-Berg-Konzert vor Tausenden Fans in großen Hallen hat dieselbe Relevanz wie der Auftritt einer Jazzcombo in einem Hinterhofclub vor 15 Leuten. Beides bietet Zerstreuung, Inspiration und ein gemeinsames Erlebnis. Das Publikum trägt die Performance. Klar kann man Kunst und Musik ohne Ansteckungsrisiko bei entsprechendem Streamingangebot online konsumieren, viele Galerien und Thea­ter bieten das an.

Besser so als gar nix. Dennoch: Eine überdrehte Inszenierung, die ich live in der Atmosphäre eines gut besuchten Theaters charmant fände, wirkt vom Sofa aus mit dem 13-Zoll-Laptop auf den Knien eher nervig. Große Gemälde auf Instagram anzuschauen ist schal und eine durchtanzte Technoclub-Nacht allein zu Hause nicht vorstellbar.

Der Mensch ein Herdentier: Ich gehe mit Freunden ins Kino und anschließend noch einen heben, um das Erlebte gemeinsam Revue passieren zu lassen – das macht für mich das Erlebnis von Kunst aus.

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