Kumi Naidoo verlässt Greenpeace: Authentischer Basisaktivist
Kumi Naidoo war das Aushängeschild von Greenpeace. Jetzt ist er weg. Es sollte längst einen Nachfolger geben, aber Greenpeace lässt sich Zeit.
Naidoo gehörte als Geschäftsführer von Greenpeace International zu den charismatischsten Führungsfiguren der Nichtregierungsszene. Nun hat er sich zurückgezogen, ist weg. Ein einfacher Ehrenamtlicher in Südafrika, heißt es bei Greenpeace. Einen Nachfolger gibt es bislang nicht. So steht der schlagkräftigste Umweltverband der Welt seit Anfang Januar ohne Chef da. Derzeit führt der bisherige Stellvertreter Mads Christensen die Geschäfte.
Bereits im März letzten Jahres hatte Naidoo nach über sechsjähriger Amtszeit verkündet, zum Jahresende aus dem Amt zu scheiden. Seitdem sucht die Organisation nach jemandem, der oder die geeignet ist, ihm nachzufolgen.
Diese Suche ist ein Politikum. Denn Greenpeace ist mit 28 Regionalbüros in 40 Ländern der Welt aktiv und eine der wichtigsten Umweltorganisationen der Erde. Naidoo, gebürtig im südafrikanischen Durban, hatte die Internationalisierung der Organisation in den letzten Jahren stark vorangetrieben.
Wer wird der Nachfolger?
So wurde etwa die Aufgabenverteilung unter den verschiedenen nationalen Greenpeace-Einheiten neu gestaltet – weniger nationale Eigenprojekte, mehr grenzübergreifende Kampagnen. Das Ziel: Die Organisation, die in den Industrieländern eine starke Basis hat, soll vor allem in besonders umweltkritischen Ländern wie China oder Indien gestärkt werden, wo die rasche Industrialisierung zu besonders massiven Umweltbelastungen führt. Der großen und mächtigen deutschen Greenpeace-Zentrale mit Sitz in Hamburg, die beispielsweise über besondere Kapazitäten im Hinblick auf Strategieplanung, Recherche und Material verfügt, kam hierbei eine besondere Bedeutung zu.
Naidoo haftete immer das Image des authentischen Basisaktivisten an, der sich nicht zu schade war, selbst an Blockade- und Ankettaktionen teilzunehmen.
Den Auftrag, einen Nachfolger zu beschaffen, hat seit April die Headhunting-Firma Perrett Laver. Sie sucht in einem vierstufigen Verfahren. Vorgesehen war ursprünglich, bis Anfang August eine engere Auswahl an KandidatInnen festzulegen. Ende August sollten dann die Verhandlungen mit den Topkandidaten beginnen. Ein Nachfolger hätte somit Ende 2015, etwa zum Weltklimagipfel in Paris, präsentiert werden können.
Überraschend ist, dass Greenpeace nicht nur diesen Termin verstreichen ließ, sondern auch bis jetzt noch niemanden vorzeigen kann. Auf Nachfrage heißt es, der Nachfolger stehe fest und werde innerhalb der nächsten zwei Wochen vorgestellt. Die Info stammt von dem Greenpeace-Sprecher und Naidoo-Vertrauten Mike Townsley, einem wunderbaren Schotten. Bei Greenpeace trägt er den offiziellen Titel: Head of Storytelling.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“