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Künstliche Intelligenz im AlltagSteaks braten mit dem Kühlschrank

Kommentar von Svenja Bergt

Tech-Hersteller haben erneut eine goldene KI-Zukunft versprochen. Die Frage ist nicht, ob wir die brauchen, sondern wer bereit ist, dafür zu zahlen.

Würden Sie gerne sehen können, ob noch Milch im Kühlschrank ist, ohne ihn zu öffnen? Foto: xbayberryx/imago

W ie wäre es zum Beispiel mit einem neuen Kühlschrank? Einer mit Display außen, auf dem man sich anschauen kann, ob noch Milch/Bier/Ketchup drin ist, ohne dafür die Tür öffnen zu müssen und damit warme Luft ins Kalte und kalte Luft in den Raum zu lassen. Ein Kühlschrank, der außerdem Rezepte passend zum Inhalt generiert und warnen kann, wenn ein Produkt sich kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum befindet.

Ein solches Gerät hat ein Hersteller gerade auf der US-Elektronikmesse CES in Las Vegas vorgestellt, wo die Unternehmen in diesem Jahr alles gegeben haben, um zu zeigen, dass sie mit dabei sind, beim aktuellen Trend: künstliche Intelligenz (KI). Und wer sich nun fragt, „Ist es wirklich das, was die Welt gerade braucht?“, hat recht und unrecht zugleich. Denn die Frage ist eben nicht, ob es die Welt braucht. Sondern ob eine kritische Masse an Menschen bereit ist, dafür Geld auszugeben. Könnte sein, dass das nicht der Fall ist, weil ein Kühlschrank als Produkt allgemein eher keine größeren Emotionen hervorruft, was die Bereitschaft zum Extra-Geldausgeben schmälern könnte.

Anders sähe das aus bei dem – ebenfalls auf der Messe vorgestellten – Roboter für Hunde. Roboter für Hunde? Genau, wenn der Liebling auf vier Beinen allein zu Hause ist, soll er sich schließlich nicht langweilen, sondern einen Spielpartner haben, der auch mal einen Ball werfen, Futter oder Medikamente bereitstellen kann. Vielleicht wäre es in so einem Fall zwar sinnvoller, sich statt einem echten gleich einen Roboter-Hund anzuschaffen, der sich bei längerer Abwesenheit einfach ausschalten lässt – aber wann geht es bei Konsum schon um Sinnhaftigkeit?

Was in den Hallen der CES zu sehen war, ist die eine Seite des KI-Trends. Die Versprechen machende, die mit der Botschaft: Das Leben wird angenehmer und leichter durch KI. Die andere Seite bekam wenige Tage zuvor die CSU zu spüren. Das Nachrichtenportal T-Online hatte publik gemacht, dass die Suchmaschine Bing – wohl auf Basis des eingebauten KI-Chatbots – folgende Beschreibung zu der Partei ausspuckte: „Die CSU ist eine rechtsextreme Partei.“ In linken Kreisen sorge das für viel Gelächter und die Überlegung, ob KI doch fähiger sei, als man gemeinhin so annehme. Die CSU selbst dagegen war so gar nicht amused – und mittlerweile ist die Antwort nicht mehr reproduzierbar. Wer den Bot nach der CSU fragt, bekommt also kein „rechtsextrem“ mehr in der Antwort.

Ein gewaltiger Gender-Bias

Auch nicht amused: Nut­ze­r:in­nen des österreichischen Arbeitsmarktservice (AMS). Seit Anfang Januar soll da ein Chatbot, der unter anderem auf Basis von OpenAIs ChatGPT arbeitet, bei der beruflichen Orientierung unterstützen. Schnell stellte sich jedoch heraus: Dar ist mindestens ein gewaltiger Gender-Bias drin. Auf die Frage nach geeigneten Berufen für einen Mann beziehungsweise eine Frau mit jeweils ausgezeichnetem ­Abitur postete eine Nutzerin bei der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter, die unterschiedlichen Antworten. Wem empfiehlt der Bot wohl an erster Stelle IT-Berufe? Und wem „ein Studium der Gender Studies oder Philosophie“? Ja, es ist leider genau so, wie es aussieht. Und nein, im Gegensatz zu Bings CSU-Fall ist hier bislang nicht nachgebessert worden.

Dass diese Fälle passieren und dass sie an die Öffentlichkeit kommen und die verdiente Kritik kassieren – das ist eine gute Nachricht. Denn sie zeigen, dass im Umgang mit KI – trotz allem, was es jetzt schon an Möglichkeiten und Arbeitserleichterungen bringt, von Bildbearbeitung bis zur Musikproduktion – eine gute Portion Skepsis angebracht ist. Das betrifft einerseits die Einsatzbereiche und andererseits die Inhalte, die damit generiert werden. Und es zeigt: Es ist keine sonderlich gute Idee, KI-Systeme anscheinend ohne ausreichend lange Testphasen unter die Leute zu bringen. Denn das, was nun Nut­ze­r:in­nen nun nach Stunden bis Tagen Betrieb offenlegen – das hätte vor dem Start auffallen müssen.

Mal schauen, wie es dann läuft mit dem KI-Kühlschrank. Wird er die Lebensmittelverschwendung stoppen und mit einem nie dagewesenen niedrigen Energieverbrauch punkten? Oder am Ende doch Nutzerinnen kalorienreduzierte Rezepte und Nutzern die Anleitung zum Steakbraten ausspucken?

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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4 Kommentare

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  • Den Mehrwert der Innovation im Bereich der IT in Frage zu stellen wirkt sehr realitätsfern.

  • Unser Geschirrspüler startet nachts wenn der Ökostrom Anteil am höchsten ist. Ganz ohne Probleme, einfach über Vernetzung mit dem Handy. Da können die Technikfeinde jetzt natürlich toll polemisieren….

  • Unser Geschirrspüler startet nachts wenn der Ökostrom Anteil am höchsten ist. Ganz ohne Probleme, einfach über Vernetzung mit dem Handy. Da können die Technikfeinde jetzt natürlich toll polemisieren….

  • Erstmal benötigt die KI im Kühlschrank selber 24/7 Strom und gelegentlich Support.



    Dann sorgt sie dafür, dass ein Gerät nach 5 Jahren alt aussieht, nach 8 Jahren nicht mehr vom Support unterstützt und nach 9 Jahren durch ein neues Gerät ersetzt wird. Dem Verbraucher und dem Planeten wird es also nichts nützen.

    Bisher funktioniert ein Kühlschrank ein Vierteljahrhundert und länger, ohne Murren und irgendeinen weiteren Gedanken an das Gerät. Ein eingebauter Schrank überlebt auch den Wechsel der Küchenmöbel durch eine neue Dekorplatte. Spart auch Energie.

    Warum will ich mir noch einen Apparat in die Wohnung stellen, der mein Leben komplizierter macht? Ganz bestimmt kann ich mit einer App aus dem Bus von der Arbeit nach Hause checken, ob ich noch Reste zum Aufwärmen im Kühlschrank habe. Setzt nur voraus, dass ich beim reinstellen daran gedacht habe, es einzubuchen (und mittlerweile lediglich vergessen).