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Kündigungsportale im TestBesser selbst kündigen

Ver­brau­cher­schüt­ze­r:in­nen haben Anbieter untersucht, die Vertragskündigungen übernehmen. Und sind dabei auf so manche Schwachstelle gestoßen.

Selbst ist die Frau: Ex­per­t:in­nen raten aus finanzieller Sicht von Kündigungsdienstleistern ab Foto: Imago

Berlin taz | Dienstleister, die Ver­brau­che­r:in­nen das fristgerechte Kündigen von Verträgen abnehmen sollen, übermitteln häufig persönliche Daten der Nut­ze­r:in­nen in die USA. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Zeitschrift Finanztest. Auch sonst zeigten sich bei fünf von sieben getesteten Dienstleistern für den deutschsprachigen Raum Datenschutzprobleme: Einige setzten Cookies ohne die erforderliche Erlaubnis, teilweise wies die Datenschutzerklärung Mängel auf.

Kündigungsdienstleister werben damit, Ver­brau­che­r:in­nen das fristgerechte Beenden eines Vertrages abzunehmen. Unter Zuhilfenahme der persönlichen und der Vertragsdaten überwachen sie, wann ein Vertrag für Mobilfunk, Internet oder Bahncard gekündigt werden muss, damit die Kundin nicht unfreiwillig mehr oder länger zahlt. Denn häufig – gerade bei Mobilfunk oder Internet – steigen die monatlich zu zahlenden Beträge nach einer festgelegten Laufzeit. Bei Fitnessstudios ist oft vereinbart, dass sich der Vertrag ohne Kündigung um ein Jahr verlängert.

Die gute Nachricht: Die getesteten Dienstleister kündigten die 42 für den Test abgeschlossenen Verträge zuverlässig. Die Kosten dafür, je nach Dienstleister und Kündigungsart – ob also etwa ein Einschreiben oder nur eine E-Mail verschickt wird: bis zu knapp 15 Euro. Am besten schnitten aboalarm.de und volders.de ab, sie bekamen bei allen untersuchten Punkten mindestens ein „gut“.

Sind diese Dienstleister nun empfehlenswert oder eher nicht? Christoph Herrmann, Rechtsexperte bei der Stiftung Warentest, sagt: „Kündigen kann man eigentlich auch selbst ganz gut.“ Für Verträge, die ab Oktober 2016 abgeschlossen wurden, gilt: Die Kündigung muss nicht mehr per Brief geschickt werden, E-Mail oder Fax reicht.

Herrmann rät: Gerade bei potenziell problematischen Vertragspartnern sei es ohnehin besser, eine Kündigung selbst zu übernehmen. Dann könne man, falls sie ignoriert werde, weitere Schritte einleiten, etwa die Zustellung per Gerichtsvollzieher. Hilfreich könnten die Dienstleister bei Ver­brau­che­r:in­nen sein, die viele Verträge haben oder häufig Probe-Abos abschließen. Allerdings berechnen die Dienstleister die Preise in der Regel pro Kündigung. Das könnte also dazu führen, dass Ver­brau­che­r:in­nen ein kostenloses Probe-Abo kostenpflichtig kündigen.

Die Ex­per­t:in­nen vom Portal Finanztip raten aus finanzieller Sicht grundsätzlich von der Nutzung von Kündigungsdienstleistern ab. „Eine Mail ist so leicht zu schreiben, das ist den Preis nicht wert“, sagt Arne Düsterhöft. Finanztip zufolge gab es in der Vergangenheit vereinzelte Fälle, in denen Unternehmen die Kündigung durch Dienstleister abgelehnt hätten. Kun­d:in­nen sollten daher darauf achten, dass Dienstleister in solchen Fällen entstehende Folgekosten übernehmen.

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7 Kommentare

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  • Es kann sich auch durchaus lohnen, eine Kündigung ganz altmodisch auf Papier per Einschreiben mit Rückschein zu verschicken. Im Zweifel sollte man mal im Internet suchen, ob es bei dem betreffenden Anbieter öfter zu Problemen kommt.

    Ich habe das mal bei einem Mail-Upgrade von GMX (auch web.de, 1 & 1 Internet) so gemacht. Und hat sich sehr gelohnt - die Kündigung wurde zwar per Mail bestätigt, aber trotz monatelanger Frist irgendwie gar nicht richtig registriert, Beträge nach Ablauf weiter abgebucht, nach Bestehen auf der Kündigung und Rücknahme der Einzugsermächtigung dann Mahnungen, Drohungen mit Inkasso usw. Noch heute erscheint mir der Mailverlauf und die folgende briefliche Korrespondenz völlig bizarr, aber damals war das total stressig.



    Erst die von mir beauftragte Anwältin der zuständigen Verbraucherzentrale hat das Problem abgestellt, und zwar ruckzuck.

    Übrigens hat GMX mir anschließend noch das "auf ewig" versprochene Freemail Account mit gleicher Addresse fristlos gelöscht, da ich meine Rechnungen nicht bezahlt hätte. Es lohnt sich also, so einen Umzug längerfristig anzubahnen und Kommunikationspartner mit reichlich Vorlauf zu informieren.

  • Die Menschen werden auch immer unselbstständiger ...."Hiermit möchte ich meinen Vertrag (Vertragsnummer XYZ) fristgerecht zum nächstmöglichen Zeitpunkt Kündigen. Mit freundlichen Grüßen..." fertig.....da ist es doch aufwändiger sich bei einem Portal anzumelden , welches diesen einfachen Satz für mich übernimmt und dann muss man meistens auch noch dafür bezahlen :D hirnrissig....aber ne gute Geschäftsidee, gibt anscheinen genügend Menschen die das Ganze nutzen, warum auch immer

  • 7G
    7363 (Profil gelöscht)

    Viel interessanter wäre es mal Firmen wie Conny aka wenigermiete.de genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Und ja, sein Recht als Verbraucher zu bekommen, sei es vor Telekomdienstleistern, jeglichen Internetfirmen oder dem Hauseigentümer, ist ein zu langer anstrengender Weg für die meisten - und deswegen hauen ins die großen Fische allzu oft in die Pfanne.

  • Die Zeit verfliegt.



    Ich gestehe, Kündigungsportale sind nicht in meinem, altersbedingten Repertoire.



    Soviel muß ick auch gar nicht mehr kündigen. Eine große Kündigung.., mach ick lieber selber.



    Das Bild oben ist Klasse.



    Ich habe schon den Beton bzw. Bank untersucht, ob d. Bild vielleicht Berlin, Mauerpark ist.



    Die junge Frau i.B. ist Klasse! Schicke, robuste, sexy Klamotte für de Stadt.



    Gesichtsausdruck paßt zu Berlin!

    • 7G
      7363 (Profil gelöscht)
      @Ringelnatz1:

      gutes Foto fand ich auch. Gesichtsausdruck: authentisch ;) Könnte aber auch in irgend nem anderem Stadt/Land sein, nicht so Berlin-zentrisch denken ;)

      • @7363 (Profil gelöscht):

        Ick wer mir bessern! (Kölln....)

        Nö!!



        ,-)

  • Was spricht dagegen unmittelbar nach dem Vertragsschluss einen Vertrag mit Wirkung zum ... zu kündigen ?

    Auf der anderen Seite tummeln sich grade im Telekommunikationsmarkt so viele schwarze Schafe dass man fast von einer schwarzen Herde sprechen möchte.

    Wie z.B. das Gebahren von 1&1 "wir haben ihre Kündigung vorgemerkt. Sie müssen nur noch blah blah blah ..."



    Da muss erst ein Brief von "Dr. jur" (samt Kostennote) rausgehen damit man's dort auch begreift.

    Aber weil viele dann einfach weiterzahlen (natürlich den unrabattieren Preis) und unsere Gerichte sich chronisch schwer tun, auf Betrug zu erkennen, wird sich daran so schnell nichts ändern.