Kritik von Regierungspolitikern: Druck auf Bahn wächst wegen Ende der Familienreservierung
Bundespolitiker fordern die Deutsche Bahn auf, die Abschaffung der Familienreservierung zurückzunehmen. Ein Vorschlag: Streicht lieber Vorstandsboni.

Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) bezeichnete die Entscheidung als „falsches Signal“. Zwar bleibe die Bahn ein sehr familienfreundliches Verkehrsmittel. „Aber ich setze ein großes Fragezeichen dahinter, ob man sich jetzt in der Hauptreisezeit und zu einem Zeitpunkt, wo wir viele Aufgaben vor uns haben, das Bahnfahren attraktiver zu machen, damit einen Gefallen tut“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Statt die Familien zur Kasse zu bitten, sollte die Bahn die Boni ihrer Vorstände und Manager hinterfragen“, verlangt der tourismuspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Michael Kießling. „Die Entscheidung des Bahnvorstandes ist nicht nur unsozial. Die Bahn fällt mit ihrem Schritt auch der Tourismuswirtschaft in den Rücken, die sich um umweltfreundliche Angebote bemüht.“
Die Regierung will aber nicht eingreifen. Die Entscheidung falle ins operative Geschäft der Bahn, so ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Die gestalte ihre Tarifpolitik selbst.
Neue Regeln seit Sonntag in Kraft
Der bundeseigene Konzern hatte am Dienstag mitgeteilt, dass Familien ab dem Fahrplanwechsel am 15. Juni nicht mehr zum Pauschalpreis beliebig viele Sitzplätze für sich und die Kinder reservieren können. Stattdessen müssen alle Reisenden – auch Kinder – jeweils für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Zusätzlich wird der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent teurer und liegt dann bei 5,50 Euro pro Platz. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.
Konkret bedeutet das: Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung bezahlt eine Familie mit zwei Kindern künftig 22 Euro. Für Hin- und Rückweg kommen 44 Euro zusammen.
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