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Kritik an Wolfsplänen von Steffi LemkeBayern will Wölfe schneller abschießen

Umweltministerin Steffi Lemke will den Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen erleichtern. Bayern reicht das nicht, dort fordert man ein noch schnelleres Vorgehen.

Sehen kuschelig aus: Wölfe in Brandenburg Foto: Patrick Pleul/dpa

München afp | Aus Bayern kommt Kritik an den Vorschlägen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum künftigen Umgang mit dem Wolf. Lemke „verharrt nach wie vor ausschließlich bei der Entnahme von Problemwölfen“, erklärte Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) am Donnerstag. „Das bringt uns einem dringend notwendigen Bestandsmanagement für Wölfe keinen Schritt näher.“ Die von der Ministerin vorgeschlagenen Regeln würden in Bayern längst umgesetzt.

Lemke will den Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen erleichtern. Künftig soll 21 Tage lang ab einem Weidetierriss auf einen Wolf geschossen werden dürfen, der sich in tausend Metern Umkreis von der Rissstelle aufhält. Voraussetzung dafür ist weiterhin eine Abschussgenehmigung, außerdem geht es um „zuvor festgelegte Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen“ und der Wolf muss „zumutbare Herdenschutzmaßnahmen“ überwunden und Weidetiere gerissen haben. Anders als bisher in der Praxis üblich muss hierfür nicht das Ergebnis einer DNA-Analyse abgewartet werden.

Lemke müsse vielmehr das Bundesnaturschutzgesetz angehen und sich in Brüssel für eine Anpassung der Naturschutzrichtlinie einsetzen, forderte Kaniber. „Wir brauchen bei der permanent wachsenden Wolfspopulation endlich eine echte Bestandsregelung.“

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) forderte anders als von Lemke vorgeschlagen bundeseinheitliche Regeln zum Abschuss von Wölfen, die Weidetiere angreifen. Es sei ihm wichtig, dass nicht die Länder definierten, in welchem Umkreis und auf welcher Entscheidungsgrundlage die Schnellabschüsse erfolgen sollten.

Einheitliche Regelung gefordert

„Hier ist der Bund gefordert, in Abstimmung mit den Ländern eine eindeutige Rechtsgrundlage zu schaffen“, forderte Backhaus. „Aus meiner Sicht wäre eine Regelung im Bundesnaturschutzgesetz oder eine Bundesverordnung angezeigt.“

Der FDP-Europapolitiker Jan-Christoph Oetjen erklärte, Lemke habe für schwer zu schützende Regionen wie Deiche „leider keine klare Antwort“ gefunden. „Die neuen Abschussgenehmigungen können also nur ein Zwischenschritt für den Umgang mit dem Wolf sein.“ Ohne ein aktives Bestandsmanagement mit wolfsfreien Zonen an den Deichen sei keine langfristige Lösung gefunden. Sogenannte „wolfsfreie Zonen“ schloss Lemke jedoch bislang aus.

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7 Kommentare

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  • Jetzt kommt man langsam vom monitoren zum managen. Mal ein kleiner Fortschritt in der deutschen Bürokratiewüste.

    Fest definierte Begriffe sind aus der deutschen Presselandschaft verschwunden. Der "wolfssichere Zaun" wurde in der deutschen Presse den Lesern eingehämmert. Jetzt wird vom "zumutbaren Herdenschutz" gesprochen. Ein wolfssicher Zaun wurde von der Presse und den Experten/Innen zunächst mit 90 cm, dann mit 120 cm definiert. Wölfe springen auch nicht über Zäune, sie graben sich unter dem Zaun durch, war mal zu lesen. Heute springen sie scheinbar 180 cm hoch. Bis zum Wolfsgehege im Tierpark fehlen noch einige cm. Das wird noch. Auf Youtube kann man die Sprungfähigkeit von Border Collies bewundern. Die schaffen locker 90 cm .



    An Rinder und Pferde trauen sich Wölfe nicht ran. Auch das ist Quatsch, von Experten/Innen in der Presse ungeprüft verbreitet worden.



    Auch den Begriff "natürliche Scheu vor dem Menschen " vermisse ich doch sehr.

    Schöne Grüße aus der Provinz

  • Wegen der stark steigenden Polpulation macht es schon Sinn sich rechtzeitig über ein sinnvolles Bestandsmanagement zu unterhalten.



    Bei einem Tier ohne natürliche Feinde wird es bei dem starken Anstieg der Population zwangsläufig zu Problemen kommen.

  • taz: "Umweltministerin Steffi Lemke will den Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen erleichtern. Bayern reicht das nicht, dort fordert man ein noch schnelleres Vorgehen."

    Typisch Bayern. Der Wolf darf in Bayern kein "Aufenthaltsrecht" bekommen, denn der Wolf ist eine akute Gefahr für die bayerischen Jäger, die das alleinige Recht haben, Rehe und andere Waldbewohner mit dem Gewehr vom Leben zum Tode zu befördern. *LOL*

    ***Hubert Aiwanger als Redner bei den bayerischen Jagd- und Schützentagen*** www.youtube.com/watch?v=hwDy30-AuhA

    Und Umweltministerin Steffi Lemke sollte als "grüne" Politikerin mal darüber nachdenken, was das Wort 'Umwelt' tatsächlich bedeutet. Umwelt bezeichnet nämlich etwas, mit dem ein Lebewesen in kausaler Beziehung steht. Auf gut deutsch: ein Wolf gehört als natürlicher Beutegreifer in den Wald, ein schießwütiger Hobbyjäger sicherlich nicht. Können wir nicht endlich mal grüne Politiker haben, die auch grüne Politik machen?

  • Dumm, ausgerechnet in Deutschland wieder einzuwandern.



    Trotz "Schadbär-Debatte" und der hartnäckigen Verneinung, ein Einwanderungsland zu sein, kommt der Wolf seit 20 Jahren zu uns.

    Und vergreift sich an den Auslagen.



    Nicht wissend, dass die NICHT für ihn so appetitlich angerichtet wurden.

    Statt "die Nutztier-Präsentierteller" wirksam zu sichern,



    (zu viel Aufwand, zu teuer, keine Lust, - "haben wir vorher nie gebraucht!")

    bevorzugt man auch hier die "einfache Antwort".

    Ob mehr Abschüsse das Problem tatsächlich lösen, darüber sind sich Experten nicht sicher.

  • Bayern agiert hier wie bei den Windrädern..



    Obwohl aktuell in Bayern grade mal 20 bis 30 Wölfe durch die Landschaft Streifen machen Sie den größten Medienwind. in Brandenburg ist der Wolfsbestand um das 20, 30 fache höher und man kann damit leben.



    Letztlich ist in Bayern jeder Wolf ein Problemwolf, da Sie unter sich bleiben wollen - verhält sich doch der allgemeine, politisch aktive Bayuware bereits wie ein (Wer)Wolf im Menschenkostüm.



    www.lfu.bayern.de/...nitoring/index.htm

  • Ja, Bayern ist vorne dabei beim Abschießen und Abschieben.

    Hauptsache populistisch. Andere Probleme als Wölfe und Ausländer gibt’s zum Glück in Bayern nicht.

  • ... wolgsfreie Zone BRD ? Kommt, wetten ? Spätestens, wenn die Grünen aus dem Bundestag fliegen (2029 ?), und der Deutschlandkoalition (55% seit 2025) plötzlich das Gelb fehlt. Dann droht für 2033 (!!!) ne Afd-Mehrheit. Und Schwarzrot wird sehr sehr pragmatische Lösungen ganz groß schreiben ....