Kritik an Vorgehen der Polizei: Randale im Jenischpark
In der Nacht auf den 9. August kam es im Jenischpark zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Jugendlichen. Augenzeuge kritisiert Beamte.
Die Polizei behauptet, sie sei aufgrund wiederholter Beschwerden über Ruhestörung vor Ort gewesen. Als ein Streifenwagen gegen 2.20 Uhr morgens durch den Park gefahren sei, habe ein 18-Jähriger den Polizist*innen „sein nacktes Hinterteil gezeigt“ und sei daraufhin vorläufig festgenommen worden.
Da er sich dem nicht gefügt habe und davongelaufen sei, hätten ihm die Polizist*innen Handfesseln angelegt. Er habe sich dagegen „gesperrt“, weshalb „körperlicher Zwang“ angewendet worden sei. Ihm werde Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.
Etwa 20 umstehende Jugendliche hätten bereits als der 18-Jährige davongelaufen sei, begonnen, die Polizist*innen mit Flaschen und Bierkästen zu bewerfen, berichtet ein Polizeisprecher. Zur Unterstützung gerufene Polizeibeamt*innen hätten daraufhin Pfefferspray eingesetzt, um die Umstehenden „auf Abstand zu halten“.
Ermittlungen wegen Landfriedensbruch
Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, Widerstand und Sachbeschädigung seien eingeleitet worden. Für den Polizeisprecher ist klar: „Die Eskalation ging ausschließlich von der Gruppe aus“.
Moritz ist empört: „Das ist eine Lüge!“, sagt er. Er habe beobachtet, wie der 18-Jährige davongelaufen sei, allerdings bevor die Polizist*innen mit ihm geredet hätten. Nach 20 Metern habe er angehalten und sich gestellt. Moritz habe bereits zu diesem Zeitpunkt das Vorgehen der Polizist*innen als übermäßig harsch und eskalierend empfunden, berichtet der 21-Jährige.“
Zudem habe da noch niemand Flaschen geworfen. Als dem 18-Jährigen Handfesseln angelegt wurden, habe dieser geschrien – aus Angst oder vor Schmerzen, vermutet der Augenzeuge. Daraufhin sollen die Polizist*innen den 18-Jährigen „ruckartig auf den Boden geschubst“ und Gewalt angewandt haben.
Erst dann sollen die Umstehenden sich so mit dem Festgenommenen solidarisiert haben, dass Einige Flaschen auf den Streifenwagen warfen. Daraufhin habe die Polizei Pfefferspray versprüht. Als die Verstärkung kam, sei sie „völlig wahllos gegen alle“ vorgegangen. „Und sie haben alle beleidigt, die ganze Zeit“. Er sei daraufhin gegangen, berichtet der 21-Jährige.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung