Kritik an Scheuers Personalpolitik: Tausende Stellen offen
Im Bundesverkehrsministerium und seinen Behörden sind viele Posten vakant. Gleichzeitig sind die Kosten für Berater hoch, kritisieren die Grünen.
BERLIN taz | Die Grünen kritisieren, dass im Bundesverkehrsministerium von Andreas Scheuer (CSU) und dessen nachgeordneten Behörden Tausende Stellen nicht besetzt sind, während das Haus viel Geld für Berater:innen ausgibt. Aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des grünen Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler geht hervor, dass im April 2021 im Ministerium und seinen 17 Behörden 3.155 von insgesamt 23.148 Positionen nicht besetzt waren. Auch in den Jahren 2020 und 2019 waren jeweils mehr als 3.000 Stellen vakant.
„Das Verkehrsministerium hat ein Personalproblem“, sagt Kindler, der Mitglied des Haushaltsauschusses des Bundestags ist. „Die vielen offenen Personalstellen nimmt Andreas Scheuer auch als willkommene Ausrede, sich immer wieder teure Unternehmensberatungen und Großkanzleien ins Haus zu holen.“ Allein im Jahr 2019 hat das Verkehrsministerium laut Bericht der Bundesregierung externe Berater:innen für knapp 49 Millionen Euro angeheuert. Zum Vergleich: Das Bundeswirtschaftsministerium hat im selben Jahr 6,75 Millionen Euro für externe Berater:innen bezahlt.
Im Verkehrsministerium waren im Frühjahr von 1.348,5 Positionen 117 nicht besetzt, mit 35,5 die meisten in der wichtigen Zentralabteilung Z. Diese Abteilung ist mit den Bereichen Haushalt, Personal, Organisation und Justiziariat die Steuerungszentrale des Ministeriums. Beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) zum Beispiel waren im vergangenen Jahr 613 von 2.388,5 Posten ohne Personal. Zu den Aufgaben dieser Behörde gehören zum Beispiel die Förderung moderner, CO2-armer Mobilität und die Abwicklung von Förderprogrammen etwa für Abbiegeassistenten für Lkws.
Für etliche offene Stellen laufen zwar Auswahlverfahren oder sind in Vorbereitung. Ob die Stellen zeitnah besetzt werden, ist jedoch unklar. „Neueinstellungen sind durch den demografischen Wandel als auch durch den Fachkräftemangel deutlich schwieriger geworden“, heißt es in der Antwort aus dem Bundesverkehrsministerium. Bis zum Jahr 2030 werden der Antwort zufolge mindestens 5.799 Beschäftigte aus dem Ministerium und den nachgeordneten Behörden ausscheiden.
Leser*innenkommentare
Martin_25
Wenn sich nichtgenug Bewerber melden, dann sollte man mal überlegen, ob die Arbeitskonditionen noch stimmen. Bei den fehlenden Mitarbeitern geht es ja nicht um handverlesene Nobelpreisaspiranten, sondern um Architekten, Bauingenieure, Sachbearbeiter. Wenn die nicht passen, dann kann man ja auch fortbilden.
sb123
Im saarländischen Bauministerium sind auch dutzende von Stellen für Architekt*innen und Bauingenieur*innen nicht besetzt, weil sich einfach keine Bewerber*innen finden.
In der freien Wirtschaft wird halt deutlich besser bezahlt und zum zweiten studieren einfach nicht genug Menschen in diesen Fachbereichen.
Mit einem Studium Politik-, Sozial-, Journalismus-, Genderwissenschaften kann man/frau dort halt nichts anfangen.
m.d.bichlmeier
So so, 49 Mio. für externe Berater.
Habe Anfang des Jahres eine Anfrage bei der Regierung gestartet. Ich wollte wissen, wie viele Abgeordnete und Regierungsmittarbeiter an Beratungsfirmen beteiligt sind, und ob diese mit Aufträgen der Ministerien und der Regierung bedacht wurden.
Wenn wunderts, man hat meine Anfrage (gebührenfrei) abgelehnt. Man hätte darüber keine Informationen. (haben wollen?)
Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Und ja, das Verkehrsministerium hat ein Personalproblem - den Chef....
Robert Boyland
@m.d.bichlmeier Sie sind gut aber naiv. Sie kriegen solche Informaitonen nie, oder nie komplett.
Leider nicht nur Bundesregierung aber auch Landesregierungen haben vielen Berater(!).
Und da es macht nicht großen Unterscheid, ob es um GRÜNEN (z.B. BaWü) geht oder um CDU (NRW) geht.. Oder andere Parteien...
Bolzkopf
Jetzt hört doch mal auf auf den armen Mann rumzuhacken!
Wenn man schon politisch nichts auf die Kette kriegt dann soll man doch wenigstens den Vettern und Nichten, den Freunden und Freundinnen und nicht zuletzt den Adlaten und Adlatinnen was Gutes tun dürfen.